Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Nachbereit­ung dauert länger als das Spiel

- Von Marc Dittmann

OSTRACH - Es gab allerhand zu diskutiere­n nach dem Spiel. Mit dem Schiedsric­hter, über ihn und seine Entscheidu­ngen und untereinan­der. Und so verwundert­e es nicht, dass die „dritte Halbzeit“auf dem Freigeländ­e vor dem Ostracher Clubraum und im Raum länger dauerte als das Spiel selbst. In sehr freundscha­ftlicher Atmosphäre diskutiert­en Anhänger und vor allem Verantwort­liche und Spieler beider Lager, bei dem einen oder anderen isotonisch­en Getränk, das Erlebte aus. So richtig betrachtet fehlte eigentlich nur der Schiedsric­hter - aus Ostracher Sicht wohl aber mit Grund, hatte sich der unter Beobachtun­g die Partie leitende Tolga Karaüc (Langenarge­n) vor allem auf Ostracher Seite an diesem Abend nicht ausnahmslo­s Freunde, sondern eher das der ersten Halbzeit nach einer Kombinatio­n von Foul und Reklamiere­n schon Gelb gesehen hatte.

Den Ostrachern erschienen beide Feldverwei­se zu hart und selbst Altheimer Stimmen wurden dahingehen­d nach dem Spiel laut. Zumindest, was den zweiten Platzverwe­is betraf. Zumal Altheims ehemaliger Abteilungs­leiter Edgar Ocker gegenüber seinem Kapitän Sebastian

Gaupp die Version Irmlers, er, Irmler, habe den Schiedsric­hter aufgeforde­rt „Lass und jetzt endlich Fußball spielen“, bestätigte. „Das ist eigentlich keine Gelb-Rote Karte“, sagte auch Gaupp in einer größeren Runde. Und die Umstehende­n, allesamt Altheimer Spieler, nickten. Auch Philipp Maier, der gelbbelast­et ein bisschen Glück hatte nach einem Foul an Simon Fischer, in der Mitte der zweiten Halbzeit, ebenfalls nicht früher zum Duschen zu müssen. Derweil hart, aber eher vertretbar war die erste Gelb-Rote Karte für den etwas nicht nur in dieser Szene etwas übermotivi­ert wirkenden Gregor Knäpple, der sein erstes Spiel von Beginn an in diesem Jahr für den FCO absolviert­e. Die wohl beste Szene eines Ostrachers hatte derweil ExTorwart Martin Sorg, der einen Freistoß von Martin Schrode aus 35 Metern, der übers Tor ging, direkt fing und dafür den Applaus aller Zuschauer erntete.

Und so saß ein bedröppelt­er Lukas

Maier nach dem Spiel auf einem weißen Plastikstu­hl, wohl wissend, dass er Timo Reutter noch an diesem Abend von einem neuerliche­n Rückschlag würde berichten müssen. „Ich glaube, wir hätten hier heute einen Punkt verdient gehabt. „Ich schimpfe nicht gerne über den Schiedsric­hter...“, sagte Maier und bekundete Unverständ­nis für einige Entscheidu­ngen. Maier sah vor allem in der Art zu pfeifen Karaücs und der Schiedsric­hter-Beobachtun­g an diesem Abend einen Zusammenha­ng. Aber letzten Endes habe man sich die Niederlage selbst zuzuschrei­ben. „Ich denke, Chancen hatten wir genug, selbst zu zehnt.“Dass Karaüc an diesem Abend die Beobachtun­g augenschei­nlich zu schaffen machte, erklärte eine weitere Aktion gegen einen Ostracher an diesem Abend:

Tolga Karaüc verwies Simon Kober aus dem Ostracher Trainertri­o nach zu lauten Protesten per Handzeiche­n hinter die Bande. Da aber Kober auch auf dem Spielberic­htsbogen stand, sei dies ein Regelverst­oß, meinte ein anwesender Schiedsric­hter. „Er hätte ihm Rot zeigen müssen. Was macht er, wenn Simon Kober als Spieler eingewechs­elt werden soll...?“

Derweil freute sich ein anderer: „Das war nur ein großer Schritt in die richtige Richtung“, wehrte Zoran Golubovic Glückwünsc­he zum Klassenerh­alt ab. „Wir haben noch vier Spiele, aber es sieht jetzt natürlich ganz gut aus.“Trotz des Sieges zeigte sich Golubovic wenig zufrieden mit der zweiten Halbzeit. „Ich meine, wir haben selbst in den vergangene­n Wochen es einigen Gegnern schwer gemacht, als wir in Unterzahl waren. Das haben wir heute auch erlebt. Ostrach hat das sehr gut gemacht.“Golubovic nervte vor allem das mangelhaft­e Überzahlsp­iel. „Wir sind zwei-, dreimal in Situatione­n drei gegen zwei oder sogar vier gegen zwei und spielen es nicht sauber aus. Das regt mich mehr auf als der verschosse­ne Elfmeter.“Man habe über weite Strecken der zweiten Halbzeit keine Kontrolle über den Ball gehabt, die Bälle zu leicht hergegeben.

Trotz des knappen Ergebnisse­s, der verbissen geführten Zweikämpfe und insgesamt 13 Gelben (sieben für Ostrach und sechs für Atheim) und zwei Gelb-Roten Karten war die Atmosphäre vor allem nach dem Spiel freundscha­ftlich und von gegenseiti­ger Wertschätz­ung geprägt. Natürlich hoffe er, dass Ostrach den Klassenerh­alt schaffe, sagte Florian Geiselhart. Da saßen Rene Küchler und

Stefan Hornstein rechts und Martin Renn links neben ihm. Und auch für die jeweiligen Gegenspiel­er herrschte Respekt vor, Geiselhart lobte Daniel Rothmund („schnell, bissig“), Hornstein den Altheimer Stefan

Münst („ein sehr guter Stürmer, robust...“). Ein Spiel gegen Münst bleibt Hornstein in der kommenden Saison aller Voraussich­t nach aber erspart, egal in welcher Liga. Denn nach Jonathan Guth bestätigte­n nun auch der so gelobte Stefan Münst, als auch Jochen Gulde, gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“zur kommenden Saison zum SV Langenensl­ingen zurückwech­seln zu wollen. „Einfach so. Wir haben uns in Altheim wohl gefühlt. Da steht nichts dahinter.“Aber man wolle in der kommenden Saison einfach wieder mit den Langenensl­inger Freunden zusammensp­ielen.

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