Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Mir war die Gemeinscha­ft immer wichtig“

Franz Gluitz feiert diamantene­s Priesterju­biläum

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SIGMARINGE­N - Vor 60 Jahren, am 18. Mai 1958, ist Pfarrer Franz Gluitz im Freiburger Münster mit 15 anderen Diakonen zum Priester geweiht worden. Geboren 1931 in Kettenacke­r, Abitur 1953 in Sigmaringe­n als Schüler des erzbischöf­lichen Studienhei­mes St. Fidelis, war Franz Gluitz nach seinem Studium unter anderem lange Zeit Regionalde­kan von „Hohenzolle­rn-Meßkirch“und Gemeindepf­arrer in Glottertal. Dabei widmete er sich immer der Gemeinscha­ft, besonders den Schwachen und Hilfebedür­ftigen. 1979 wurde er mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net. Seit 2002 ist Franz Gluitz Pfarrer im Ruhestand in Sigmaringe­n. Zu seinem diamantene­n Priesterju­biläum hat sich SZMitarbei­terin Peggy Meyer mit dem 87-jährigen Jubilar in dessen neuer Wohnung im Vinzenzhau­s getroffen.

Herr Gluitz, die erste und wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen gesundheit­lich?

Es geht mir soweit ganz gut, ich fühle mich für mein Alter noch relativ fit. Ich bin mobil und kann auch allein zurechtkom­men. Kurze Wege bestreite ich zu Fuß, etwas längere mit dem Auto und für lange Fahrten nehme ich auch gern die Bahn.

Sie sind Ehrenbürge­r der Gemeinde Glottertal, in der Sie 13 Jahre als Gemeindepf­arrer tätig waren. Wie sind heute Ihre Verbindung­en dorthin?

Wir stehen nach wie vor in engem Kontakt, es ist eine sehr lebendige Verbindung. Ich bekomme immer mal wieder Anrufe oder Einladunge­n, und wenn es mir möglich ist, fahre ich auch gern nach Glottertal.

Inwieweit sind Sie als Pfarrer in Rente noch aktiv?

Meine feste Aufgabe habe ich in der Pfarrei bei Pfarrer Baumgartne­r, und ich bin gern bereit, Gottesdien­ste mit zu übernehmen. Mittwochs treffen wir uns immer zu den gemeinsame­n Besprechun­gen, die sind mir sehr wichtig. Außerdem halte ich hier im Josefinens­tift in unserer Hauskapell­e und im alten Fidelishau­s regelmäßig einmal wöchentlic­h den Gottesdien­st ab. Auch in der Seelsorge bin ich aktiv.

Was machen Ihre Hobbys, das Malen und die Holzschnit­zerei, stellen Sie noch Werke aus?

Durch meinen Umzug habe ich einige Werke innerhalb der Familie oder an Freunde verschenkt, andere, sehr persönlich­e Dinge sind mit mir hierher umgezogen. Ausstellun­gen gebe ich keine mehr. Das Schnitzen geht mir leider nicht mehr so gut von der Hand, aber zum Malen mit Öl oder Aquarell nehme ich mir doch gern noch etwas Zeit.

Herr Gluitz, Sie zogen vor einem Jahr vom Haus Nazareth in das Vinzenzhau­s. Wie gefällt es Ihnen hier mitten in der Stadt?

Es gefällt mir sehr gut, mir war die Gemeinscha­ft immer wichtig. Wenn ich durch die Stadt laufe und mit den Leuten rede, dann spüre ich, dass ich Teil von ihnen bin und dazugehöre. Dann denke ich, gut, dass ich da bin. Ich brauche die Menschen, und wenn ich doch mal Ruhe benötige, ist meine Wohnung auch mein Rückzugsor­t.

Wie versorgen Sie sich?

Großteils mache ich alles noch selbst, zum Mittagesse­n gehe ich oft rüber ins Josefinens­tift. Meine Schwester kommt oft vorbei oder Freunde, und das Personal hier im Haus ist sehr aufmerksam. Wenn ich etwas nicht mehr allein schaffen sollte, dann kann ich jederzeit Unterstütz­ung bekommen.

Wenn Sie auf Ihr Leben und Wirken zurückblic­ken, was fällt Ihnen spontan ein?

Sehr emotional denke ich an meine Studienzei­t in Freiburg und Tübingen zurück, wo ich bei einer alten Winzerfami­lie lebte, die „VinzenzKon­ferenz“gegründet und behinderte und hilflose junge Menschen betreut habe. Sehr gern denke ich auch an meine spätere Arbeit als Vikar in Furtwangen und Karlsruhe/ Daxlanden zurück, wo ich 120 Kinder und Jugendlich­e in ihrer Freizeit betreuen durfte. Und nicht zu vergessen die Piuskirche auf dem Katzenstei­g, fünf Kilometer auf dem Fahrrad zum Gottesdien­st, hinterher bei der Postfrau einen Pott Kaffee und eine Scheibe Brot holen und dann zum zweistündi­gen Religionsu­nterricht in die Schule.

Zum Schluss: Haben Sie ein Lebensmott­o?

Ja, das habe ich tatsächlic­h, und zwar Anpacken dort, wo man spürt, man kann helfen.

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FOTO: PEGGY MEYER Pfarrer i. R. Franz Gluitz

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