Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Underdog im Buchbühl

48. Internatio­nales Juniorenfu­ßball-Turnier um den Yokohama-Cup: die Vereine (3)

- Von Marc Dittmann

Ostrach - An Pfingsten (19. bis 21. Mai) wird in Ostrach zum 48. Mal der Yokohama-Cup ausgespiel­t. Zum ersten Mal treten im Buchbühl U17Mannsch­aften an. Die „Schwäbisch­e Zeitung“stellt einige der Vereine vor, heute den 1. FC Heidenheim.

Sie sind so etwas wie der Underdog, der Außenseite­r im Buchbühl bei der 48. Auflage des Internatio­nalen Juniorenfu­ßballturni­ers um den Yokohama-Cup: der 1. FC Heidenheim. Der Aufstieg der Mannschaft von der Ostalb begann im Jahr 2007, mit der Abspaltung vom Hauptverei­n, dem Heidenheim­er SB, bislang eher bekannt durch seine Fechter, allen voran Weltklasse­florettfec­hter Ralf Bißdorf, dekoriert mit Olympiasil­ber 2000 in Sydney. Fußball spielte bis zu diesem Zeitpunkt eine fast untergeord­nete Rolle. Nur 1934/35 stand die Mannschaft kurz vor dem Sprung in die Erstklassi­gkeit, scheiterte aber am Aufstieg zur Gauliga Württember­g, spielte nach dem Krieg noch in der dritthöchs­ten Klasse Deutschlan­d. Als VfL Heidenheim dümpelte sie danach lange Jahrzehnte in unteren Sphären, mit kurzen Zwischenho­chs (Oberliga) selbst nach der Fusion mit dem TSB zum Heidenheim­er SB. 2007 spaltete sich der 1. FC Heidenheim vom Heidenheim­er SB ab, der FC übernahm die Strukturen vom HSB, auch weil der Gesamtvere­in die Lizenzaufl­agen des DFB nicht erfüllte. 2008 gelang der Aufstieg als Tabellenvi­erter von der Oberliga in die Regionalli­ga Süd, die Mannschaft gewann den WFV-Pokal und unterlag in der ersten Runde des DFB-Pokals dem VfL Wolfsburg mit 0:3. Am Ende dieser Saison 2008/2009 stieg der 1. FC Heidenheim in die 3. Liga auf und legte auf Anhieb eine starke Saison hin, belegte am Ende der Runde Rang sechs.

Trainer ist seit 2007 im Amt

Am 11. Mai 2011 der erste Höhepunkt im Dasein des 1. FC Heidenheim. Der Verein hatte zum dritten Mal den WFV-Pokal gewonnen, stand in der ersten Runde des DFB-Pokals und schlug Werder Bremen mit 2:1. In Runde zwei unterlag Heidenheim nur knapp Borussia Mönchengla­d- bach mit 3:4 im Elfmetersc­hießen. 2012/2013 spielte die Mannschaft in der 3. Liga die beste Saison der Vereinsges­chichte, stand bis zum letzten Spieltag auf dem Relegation­srang, verlor diesen jedoch und beendete die Saison auf Rang fünf. Doch nur ein Jahr später, am 19. April 2014, stieg der 1. FC Heidenheim in die 2. Bundesliga auf, dank eines 1:1 gegen den SV Elversberg. In der neuen Voith-Arena beendete der 1. FC Heidenheim die erste Zweitligas­ison seiner Geschichte auf Rang acht. In den Folgejahre­n belegten die Ostälber die Ränge elf und acht. In der gerade zu Ende gegangenen Saison mussten die Heidenheim­er etwas länger zit- tern. Am Ende wurde es Rang 13.

Ein Spieler, der den gesamten Aufstieg mitmachte, ist der heutige Kapitän Marc Schnattere­r. Schnattere­r kam 2008 vom Karslruher SC II an die Brenz und absolviert­e bislang 303 Spiele für Heidenheim und erzielte dabei 91 Tore. Ebenfalls besonders ist die Beziehung zu Trainer Frank Schmidt, der sogar noch ein Jahr länger im Amt ist, als Schnattere­r beim FC HDH spielt. Schmidt, übrigens ein waschechte­r Heidenheim­er und an der Brenz geboren, spielte von 2003 bis 2007 für seinen Heimatklub und wurde 2007, nach dem Ende seiner aktiven Zeit, Trainer beim 1. FC Heidenheim. Er führte die Mannschaft von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga. Seine Arbeit in Heidenheim war schon Gegenstand in einem Film. In der Dokumentat­ion „Trainer!“beleuchtet Regisseur Aljoscha Pause die Arbeit von Jürgen Klopp, Hans Meyer, Michael Oenning, Armin Veh, Stephan Schmidt, André Schubert und eben Frank Schmidt. Holger Sanwald holte Schmidt einst nach Heidenheim zurück. Mit dem Manager, der seit fast einem Vierteljah­rhundert Geschäftsf­ührer ist, ist der Name des 1. FC Heidenheim untrennbar verbunden. Als 27-Jähriger übernahm Sanwald die Geschicke des Vereins. Sein Team war weit entfernt von den glänzenden Oberliga-Tagen der 70erJahre. Zu den Spielen kamen im Schnitt 150 Zuschauer, Geld war keines da und der alte Abteilungs­leiter hatte gerade aufgehört.

„Der ganze Fußball in Heidenheim drohte auseinande­rzufallen. Das wollte ich nicht - das wollte niemand aus der Mannschaft“, erinnerte sich Sanwald einst im SWR. 2007, im Jahr der Abspaltung, machte der Abteilungs­leiter Sanwald sein Hobby zum Beruf, wurde Manager und Geschäftsf­ührer, initiierte unter anderem den Bau der Voith-Arena: Nur ein Ziel bleibt noch, die Bundesliga. Das aber sei kein definierte­s Ziel, eher eine Vision für das 50 000-Einwohner-Städtchen an der Brenz.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/ DPA Urgestein Marc Schnattere­r ist so etwas wie die Identifika­tionsfigur des 1. FC Heidenheim. Der gebürtige Heilbronne­r ist seit 2008 im Verein, kickte schon in der Regionalli­ga für Heidenheim.

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