Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Trump bietet Kim Zuckerbrot und Peitsche
von Angela Köhler und Agenturen
Vor seinem Gipfel mit Kim Jong-un hat US-Präsident Donald Trump dem nordkoreanischen Machthaber im Falle eines Atomabkommens umfangreiche Sicherheiten in Aussicht gestellt. Gleichzeitig schwächte er Spekulationen um einen möglicherweise von den USA beabsichtigten Regimewechsel in Nordkorea nach dem Modell Libyen ab. Wenn Nordkorea ein Abkommen unterzeichne, werde Kim „sehr starke Sicherheiten“bekommen, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Die USA verlangen dafür von Nordkorea den völligen und nachhaltigen Verzicht auf Atomwaffen.
Allerdings stellte Trump die international isolierte Führung in Pjöngjang vor die Wahl. „Wenn wir keinen Deal erreichen, dann wäre das das Modell“, sagte Trump mit Blick auf die schrittweise Entmachtung von Libyens früherem Machthaber Muammar al-Gaddafi, der später von Rebellen getötet wurde. Gaddafi hatte sich 2003 auf den Verzicht auf Chemiewaffen eingelassen. Acht Jahre danach, 2011, griff eine westliche Allianz das Land an und löste so die Entmachtung Gaddafis aus.
Deswegen sei es sinnvoll, wenn Nordkoreas Machthaber sich auf ein Abkommen mit den USA einlasse. „Das Libyen-Modell war ein ganz anderer Deal“, sagte Trump zu Beginn eines Treffens mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. „Wir haben Libyen vernichtend geschlagen.“Dies sei nicht der Plan für Nordkorea. Er hoffe stattdessen auf ein prosperierendes Nordkorea.
Trotz der jüngsten Drohgebärden Nordkoreas gehen Südkorea und die USA davon aus, dass die Begegnung zwischen Trump und Kim wie geplant am 12. Juni in Singapur stattfindet. „Sie (die Nordkoreaner) reden in diesem Moment mit unseren Leuten“, sagte Trump am Donnerstag.
Bei seinem Gipfeltreffen Ende April mit dem südkoreanischen Präsidenten in der Grenzstadt Panmunjom hatte Kim Jong-un zugesagt, in Zusammenarbeit mit Südkorea eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel schaffen zu wollen.
Aus dem Süden der koreanischen Halbinsel kommen versöhnliche Töne. Südkoreas Staatschef Moon Jaein will sich als Vermittler zwischen Kim und Trump einschalten, teilte das Seouler Präsidialamt mit. Er wolle Kim direkt über die Absichten der Vereinigten Staaten informieren. Dazu könnte die kürzlich installierte Hotline zwischen beiden Chefs erstmals genutzt werden, berichten südkoreanische Medien am Freitag.
Moon reist am Dienstag nach Washington, wo er US-Präsident Donald Trump über die Position Nordkoreas in Kenntnis setzen will. Aus dem Blauen Haus in Seoul – dem Amtssitz des Staatschefs – verlautet, Südkorea habe ein „sehr vitales“Interesse am Zustandekommen des Singapur-Gipfels. Präsident Moon werde alles dafür tun, dass dieses Treffen zustande kommt und mit einem für beide Seiten akzeptablen Ergebnis ausgeht. Der Staatschef mache sich Sorgen, dass im schlimmsten Fall auch die Ergebnisse des Panmunjom-Gipfels in Frage gestellt würden, berichtet die Zeitung „Korea Herald“. Was dort vereinbart wurde, muss unbedingt umgesetzt werden, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Seoul. Dabei geht es vor allem um den Abschluss eines Friedensvertrages zwischen beiden koreanischen Staaten.