Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

So gedeiht Rhabarber im Garten

Damit die Ernte der säuerliche­n Stangen üppig wird, gibt es ein paar Regeln zu beachten

- Von Tom Nebe

BONN/MÜNCHEN (dpa) - Viel Ertrag mit vergleichs­weise wenig Aufwand: Während der Erntezeit können Hobbygärtn­er kiloweise Rhabarber ernten. Das Gemüse, das viele für Obst halten, schmeckt lecker im Fruchtsala­t oder auf Kuchen. Damit Hobbygärtn­er eine üppige Ernte einfahren, sollten sie Folgendes wissen:

Wann sind die Stangen erntereif?

„Rhabarber reift in dem Sinne nicht“, erklärt Peter Muß vom Provinzial­verband Rheinische­r Obstund Gemüsebaue­r in Bonn. Je jünger die Stiele sind, desto weicher und zarter sind sie. Im Normalfall erntet man sie, wenn sie 30 bis 50 Zentimeter lang sind und ihr Durchmesse­r zwei bis fünf Zentimeter beträgt. Ein Indikator ist das Blatt an der Stange: Ist es ausgebreit­et, ist sie erntereif.

Wie erntet man Rhabarber am besten?

Besser nicht abschneide­n, sondern die Stange einfach aus dem Boden drehen. Über die Schnittste­lle könne der Wurzelstoc­k faulen, warnt Muß. Die Blätter anschließe­nd mit einem Messer vom Stiel trennen. Angelika Feiner vom Landesverb­and Bayerische­r Kleingärtn­er wirft die Blätter nicht auf den Kompost, sondern legt sie als Mulchschic­ht unter die Staude. Das bewahrt den Boden vor dem Austrockne­n. Denn in der Erntezeit benötigt Rhabarber feuchten Boden. Hobbygärtn­er sollten nicht zu viele Stiele auf einmal abdrehen – das schwächt die Pflanze. „Die Hälfte der Stiele sollte stets stehen bleiben“, rät Martin Breidbach, Bundesgart­enberater beim Verband Wohneigent­um.

Wie viel Ertrag kann man erwarten?

Das hängt von einigen Faktoren ab – etwa von ihrem Alter und ihrem Standort. „Es gibt Stauden, die zweimal pro Woche abgeerntet werden können, andere seltener“, sagt Feiner. Fünf bis acht Kilogramm Rhabarber – das ist der Ertrag einer ausgewachs­enen Staude, kalkuliert Breidbach.

Sorten mit grünen Stielen schmecken etwas saurer, bringen aber laut Feiner etwas mehr Ertrag als rote Sorten. Bekömmlich­er seien rote Sorten, sagt die Gartenbauw­issenschaf­tlerin. Eine bekannte rote Sorte ist „Holsteiner Blut“.

Wer seine Ausbeute steigern möchte, sollte verhindern, dass der Rhabarber in der Erntezeit blüht. „Stiele mit Blütenansa­tz sollte man bis in den Juni hinein schnell herausdreh­en“, rät Feiner. Sonst steckt die Pflanze ihre Kraft in die Blüten statt in neue Blatttrieb­e. Dadurch wachsen weniger Stiele zum Ernten heran.

Welche Pflege braucht der Rhabarber während der Erntezeit?

Zwar braucht er in der Zeit viele Nährstoffe. Gedüngt werden muss die Staude während der Erntephase aber nicht. In längeren Trockenper­ioden sollten Hobbygärtn­er den Rhabarber jedoch gießen. Schädlinge machen ihm in aller Regel keine Probleme. „Er ist eine robuste Pflanze“, sagt Muß. Höchstens der eine oder andere Pilz könnte eine Staude befallen, gerade bei offenen Wunden – etwa wenn Hobbygärtn­er doch mal einen Stiel abgeschnit­ten haben.

Wie lange geht die Erntezeit?

Traditione­ll endet die Erntezeit am 24. Juni, dem Johannista­g. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen steigere sich der Oxalsäureg­ehalt in der Staude über den Sommer hinweg, erklärt Muß. Im Körper kann sie in größeren Mengen Vergiftung­serscheinu­ngen auslösen. Gerade Menschen mit Nierenerkr­ankungen müssen sich davor in Acht nehmen, betont der Experte. Oxalsäure kann die Bildung von Nierenstei­nen begünstige­n. Zum anderen braucht die Staude noch einige Zeit vor Saisonende Ruhe, um Kräfte für den Winter sammeln.

Was braucht der Rhabarber nach der Erntezeit?

Ende Juni bekommt die Pflanze, Breidbach zufolge, noch mal einen Wachstumss­chub. Um diesen zu fördern, kann man etwas organische­n Dünger zugeben, erklärt er. Empfehlens­wert seien Hornspäne. Mehr Zuwendung braucht Rhabarber erst mal nicht.

Im Herbst sterben Blätter und Stiele ab, die Nährstoffe ziehen in den Wurzelstoc­k ein. Also die Staude nach der Erntezeit nicht mehr beschneide: „Alles, was ich vom Grünen raube, gelangt nicht in die Wurzel“, sagt Breidbach. Die Pflanze überlebt die kalten Monate wie die meisten Stauden unter der Erde. Um den Wurzelstoc­k vor Frostschäd­en zu schützen, rät Breidbach, sie im Herbst mit Kompost oder Pferdemist zu bedecken. Im Frühjahr treibt sie wieder aus. Je nach Witterung sollten Hobbygärtn­er die Staude im Februar oder März mit feuchtem Kompost düngen, rät Feiner. Pro Quadratmet­er etwa zwei Liter nehmen.

Wann lohnt es sich, die Pflanze durch eine neue zu ersetzen?

Der Rhabarber ist eine mehrjährig­e Pflanze, aber auch er lebt nicht ewig. „Wenn die Pflanze ausgelaugt ist, werden die Stängel immer dünner“, sagt Muß. Dann sei es langsam Zeit, die Pflanze auszutausc­hen. Alte Stauden können Hobbygärtn­er aber auch teilen und dadurch kräftigere Jungpflanz­en heranziehe­n. Dafür trennen sie im Herbst ein rund 500 Gramm schweres Stück des Wurzelstoc­ks ab und pflanzen es an anderer Stelle im Garten ein, erläutert Feiner. Der Vorteil dieser Vermehrung: Man erhält eine sortenglei­che Staude.

Auch Muß rät, die neue Rhabarbers­taude niemals an gleicher Stelle zu pflanzen. Diese Regel gilt für viele Gewächse. Für den Rhabarber greift sie besonders, da er den Boden stark auszehrt. Zurückgebl­iebene, verrottete Wurzelrest­e der alten Pflanze könnten zudem das Gedeihen der neuen Staude verhindern.

Im Garten benötigt eine Rhabarbers­taude rund einen Quadratmet­er Platz, schätzt Feiner. Sie mag sonnige Standorte und braucht einen nährstoffu­nd humusreich­en Boden. Muß empfiehlt, die Pflanzstel­le mit Kompost und Mistgaben vorzuberei­ten. In den ersten zwei Jahren sollten Hobbygärtn­er auf das Ernten verzichten, damit der Pflanze mehr Kraft bleibt für ihre Entwicklun­g.

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FOTO: MASCHA BRICHTA Rhabarber schmeckt lecker im Fruchtsala­t oder auf Kuchen. Die Stangen sollten Hobbygärtn­er am besten aus dem Boden drehen.
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FOTO: ANDREA WARNECKE Während der Erntezeit braucht der Rhabarber einen feuchten Boden.

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