Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Fräulein Märkle ist eine von uns
Das ZDF muss sich aufgrund seiner Berichterstattung über die Hochzeit unserer blaublütigen englischen Freunde heftiger Rassismusvorwürfe erwehren. Immer wieder während der vierstündigen Übertragung der Feierlichkeiten, so monieren die Kritiker, hätte die ZDF-Runde penetrant die afroamerikanische Herkunft der Braut thematisiert. Auch wir waren entsetzt – und fragen mit der geliehenen Empörung des Fußballtrainers Giovanni Trapattoni: Was erlauben ZDF?
Warum hat das Zweite nicht darüber philosophiert, wie Miss Markle mit dem überaus englischen Aussehen des Bräutigams klarkommt? Rotes, krauses Haar, eine Haut wie geschaffen für eine ausgewachsene Sonnenallergie. Auch sportlich ist uns der Herzog von Sussex suspekt: Der Mann spielt zwar nicht Cricket, aber Polo und Rugby statt Fußball. Vom ZDF kein Wort der Kritik! Auch nicht über die verknöcherte Verwandtschaft. Klar: Wie soll ein Sender, in dem man sich ständig ein Auge zuhält, den Durchblick behalten.
Das erklärt auch, weshalb den Fernsehmachern das Offensichtliche verborgen geblieben ist: Meghan Markle ist eine von uns: Fräulein Maggie Märkle. Der Leipziger Namensforscher Jürgen Udolph ist sicher, dass der Nachname aus BadenWürttemberg kommt. 7000-mal Märkle, 6000-mal Merkle gibt es im Südwesten. „Und wenn ein Märkle in die USA auswandert, wie wird er dann wohl geschrieben?“, fragt der Herr Professor. Eben. Die Endung „-le“sei eine „typisch südwestdeutsche Verkosung“– wie bei Häusle und Mädle. Augen auf, ZDF! Sonst schauen wir nur noch SWR. (hü)