Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Es sollen mehr Events parallel zum Flugbetrie­b her“

Jörg Menge, Geschäftsf­ührer des Regio Airports Mengen, spricht über seine Zukunftsvi­sionen

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MENGEN - Rund 25 000 Flugbewegu­ngen verzeichne­t der Regio Airport Mengen im Jahr. „Das müssen mehr werden, privat und gewerblich“, sagt Jörg Menge. Er ist seit Oktober vergangene­n Jahres Geschäftsf­ührer des Flugplatze­s und sieht es als seine wichtigste Aufgabe an, die Verluste für die Gesellscha­fter der Betreiber GmbH zu minimieren. Wie er das schaffen möchte und was er in seinem ersten halben Jahr schon angeschobe­n hat, darüber hat er mit Jennifer Kuhlmann gesprochen.

Herr Menge, wir unterhalte­n uns in ihrem Büro auf dem Gelände des Flugplatze­s. Das war ja nicht immer so...

Stimmt. Meine Vorgänger hatten Räume in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Landratsam­ts in Sigmaringe­n. Das war aber vor allem auch der Tatsache geschuldet, das mein Vorgänger neben seiner Tätigkeit als Geschäftsf­ührer auch noch im Landratsam­t gearbeitet hat. Ich bin ganz für den Regio Airport da, deshalb fand ich es zwangsläuf­ig richtig, auch hier mein Büro zu haben. Da bin ich bei Bedarf direkt vor Ort und die Wege sind kurz.

Wie kam es überhaupt, dass die Geschäftsf­ührung auf eine ganze Stelle aufgestock­t wurde?

Ausgeschri­eben war seinerzeit tatsächlic­h nur die 50-Prozent-Stelle. Bei den Gesprächen in der Bewerbungs­phase habe ich zum Beispiel immer gesagt, dass der komplette Job nur als Vollzeitjo­b machbar ist. Tatsächlic­h hat die Gesellscha­fterversam­mlung das dann auch später beschlosse­n, sodass mein direkter Vorgänger, der ja nur wenige Wochen da war, zu 100 Prozent angestellt wurde. Das gilt auch für mich und ist aus meiner Sicht auch dringend notwendig, wenn man etwas erreichen will.

Was waren Ihre ersten Eindrücke?

Der Flugplatz hat durchaus Potenzial. Es gibt ein Hotel und ein Restaurant, Flugschule­n, Fliegergru­ppen und mehrere private Unternehme­n. Im Gegensatz zu dem, was manchmal an Gerüchten an die Öffentlich­keit dringt, erlebe ich die Zusammenar­beit zwischen Gesellscha­ftern, Unternehme­rn und Verwaltung­srat als konstrukti­v und positiv. Es sind aber eben auch einige Aufgaben im laufenden Betrieb liegen geblieben, die angepackt werden müssen. Ich nenne das immer scherzhaft Vergangenh­eitsbewält­igung.

Was zum Beispiel?

Bei unserer Tankstelle werden zwar die Kraftstoff­e im Namen von Total verkauft, aber für die Infrastruk­tur sind wir als Flugplatz GmbH verantwort­lich. Um den TÜV zufriedenz­unes stellen, stehen da Sanierungs­arbeiten an. Was das Betriebswi­rtschaftli­che angeht, habe ich jetzt beispielsw­eise die Abläufe der Abrechnung­en mit Pachten, Strom und so weiter zu vereinheit­lichen und zu vereinfach­en versucht.

Aber auch baulich soll es ja Veränderun­gen geben.

Das ist richtig. Weil die GmbH ein Grundstück an einen privaten Investor verkauft hat, der einen Hangar bauen will, muss unser Bauhofgebä­ude abgerissen und an anderer Stelle neu errichtet werden. Gerade haben wir eine Übergangsl­ösung mit einem Zelt, aber die Baupläne für die neue Halle werden jetzt bei der Gesellscha­fterversam­mlung hoffentlic­h frei gegeben. Außerdem wird es einen weiteren neuen Hangar für weitere Business-Jets geben, die dann vom Charter-Unternehme­n DAS Private Jets betrieben werden. Die vermarkten derzeit die Jets der Unternehme­n Zollern und Groz-Beckert in der Zeit, in der sie von den Unternehme­n nicht gebraucht werden, und wollen ihr Angebot erweitern.

Wie kann der Flugplatz sonst noch wirtschaft­licher werden?

An der Gebührenor­dnung können wir nicht viel verändern, sonst bleiben uns die Privatpilo­ten und Vereine weg. Es ist einfach so, dass das pure Vorhalten der Infrastruk­tur eine Menge kostet. Wir haben hier Verkehrspf­licht und müssen im Winter die Landebahn auch nur für ein klei- Flugzeug räumen. Das kostet im Zweifel mal schnell 600 Euro. Ich möchte deshalb parallel zum Flugbetrie­b noch mehr Veranstalt­ungen auf das Gelände holen. Das Landratsam­t hat geprüft, in welchen Bereichen das aus Sicht des Naturschut­zes überhaupt möglich ist. Einige Flächen kommen aber infrage. In den vergangene­n Monaten hat es viele Gespräche mit ZF in Friedrichs­hafen gegeben und im Herbst werden voraussich­tlich erste Testfahrte­n zum autonomen Fahren auf unserem Gelände stattfinde­n. ZF sucht immer wieder Möglichkei­ten, bestimmte Situatione­n - auch in der Nacht - zu probieren. Außerdem streben wir regelmäßig­e Fly-Ins an und vielleicht wieder einmal Veranstalt­ungen wie Segelflug-Meistersch­aften.

Was ist mit Musikfesti­vals?

Prinzipiel­l gäbe es auch dafür Platz, aber in dieser Richtung sind wir jetzt noch nicht selbst aktiv geworden. Motorräder und Autos soll es künftig aber nicht mehr auf der Piste geben, um die Start- und Landebahn zu schonen. Wenn sich die Organisato­ren mit den Taxiways, also den Zubringern zufrieden geben, können die Events weiter stattfinde­n.

Wenn Sie sagen, Sie wollen das Image des Flugplatze­s in der Region verbessern, gibt es dann bald einen Tag der offenen Tür?

Für das kommende fassen wir das ins Auge. Auch Besuchergr­uppen begrüßen wir gern hier. Gut gelaufen ist etwa auch unser Angebot zur AeroMesse in Friedrichs­hafen, bei dem die Piloten, die sich eine Landung zur höchsten Verkehrsze­it in Friedrichs­hafen nicht so zugetraut haben, bei uns landen und dann mit einem Mietwagen zur Messe fahren konnten.

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FOTOS: JENNIFER KUHLMANN Jörg Menge ist seit Oktober vergangene­n Jahres Geschäftsf­ührer des Regio Airports.

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