Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Unbekannte zerstören Frontscheibe eines Warenautomaten
Verlagert sich der Vandalismus in Laupheim wegen der Videokameras in den Schulhöfen? – „Wir beobachten die Entwicklung“, versichern Stadt und Polizei
LAUPHEIM - Unbekannte haben in der Nacht zum Pfingstmontag die Frontscheibe eines Warenautomaten beim Schlossgut in Laupheim eingeschlagen. Der Vandalismus in diesem Bereich nehme zu, beklagt Kirsten Gräfin Leutrum von Ertingen. Ihr Eindruck ist, dass sich die Schauplätze nicht zuletzt zum Schloss hinauf verlagern, seit die Schulhöfe von 22 bis 5 Uhr mit Videokameras überwacht werden.
Noch keine zwei Monate steht der zum „Schmeckladen“des Schlossguts gehörende Automat. Wildspezialitäten und Grillfleisch, Nudeln, Eier und anderes mehr hält er bereit, in Gläsern, Dosen, Kartons oder eingeschweißt. Am Pfingstwochenende hat jemand derart brachial dagegen geschlagen, dass eine der beiden Frontscheiben aus Sicherheitsglas splitterte und der Rahmen brach. Ware wurde nicht gestohlen, das Geld im Automaten ist zusätzlich gesichert. Die Reparatur, sagt Gräfin Leutrum, werde rund 1000 Euro kosten. Sie hat Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung.
Es ist nicht der erste Akt ungezügelten Rowdytums droben beim Schloss, und die Vorfälle mehren sich in jüngster Zeit. Vor vier Wochen haben Gräfin Leutrum und ihr Mann hinter dem Warenautomaten ein Hühnerhaus platziert. Es wurde bereits zweimal aufgebrochen. Glaubten die Täter vielleicht, dort lagere Nachschub für den Automaten? Fehlanzeige. Die gräfliche Familie hat das Hühnerhaus jetzt auf die Tenne hochgesetzt – „schade für die Kinder mit ihren Müttern und die Kindergartengruppen, die immer gern vorbeikommen, um den Hahn und seine Hennen zu besuchen.“
Damit nicht genug: Immer wieder werden Fenster am landwirtschaftlichen Betriebsgebäude eingeworfen, wiederholt wurden Feuerlöscher von den Wänden gerissen und entleert. Das ist nicht ganz neu, „doch es hat sich gesteigert“, sagt Gräfin Leutrum. Seit die Schulhöfe videoüberwacht sind, bevorzugten auf Krawall gebürstete junge Leute offensichtlich andere Orte, wie etwa den Bereich des geplanten Quartiersplatzes, den Schlosspark oder das Schlossgut. Auch der Rosengarten und der Pavillon im Schlosspark seien Anziehungspunkte für sie.
An die große Mehrheit der friedlich feiernden Jugendlichen appelliert die gräfliche Familie mit einem Aushang am beschädigten Warenautomaten, nicht wegzuschauen, wenn Randalierer ihr Unwesen treiben. Wer etwas beobachtet, möge es der Polizei melden. Jung und Alt sollten für ein liebeswertes Laupheim zusammenstehen, so die Gräfin.
„Das war zu erwarten“
Die bisher auf den Schulhöfen anzutreffende Szene verlagere sich, seit dort Kameras im Einsatz seien, bestätigt Wolfgang Jürgens, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ulm – „das war auch zu erwarten“. Ein offenkundiger neuer Brennpunkt sei aber derzeit nicht auszumachen. Die Polizei verfolge die Entwicklung, richte Streifenfahrten danach aus, wo etwas los sei, und stehe in engem Austausch mit der Stadtverwaltung.
Im Rathaus habe man zur Stunde keine signifikanten Anhaltspunkte für eine neue massive Schwerpunktbildung, sagt Oberbürgermeister Gerold Rechle. Man gehe eher davon aus, dass sich seit Beginn der Videoüberwachung auf den Schulhöfen Splittergruppen gebildet hätten. Es gebe Überlegungen, Mitarbeiter der Sicherheitsfirma, die seit Ende Oktober 2017 im Auftrag der Stadt Freitagund Samstagnacht auf dem Schulcampus Rabenstraße patrouillieren, auch mal woanders auf Streife zu schicken. „Wir bleiben am Ball“, versichert Rechle. Die Verwaltung wolle das Problem konzeptionell angehen und versuchen, Trinkgelage und andere Auswüchse mit Angeboten an die jungen Leute einzudämmen. In der Sitzung des Verwaltungsund Finanzausschusses am 11. Juni werde es einen Bericht zur offenen Jugendarbeit geben und einen Ausblick, „wie es weitergehen kann mit der Prävention“, kündigte Rechle im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“an.