Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hohe Investitio­nsbereitsc­haft

Metall- und Elektroind­ustrie im Kreis Biberach ist weiter im Höhenflug

- Von Gerd Mägerle

LANDKREIS - Auf eine „insgesamt tolle wirtschaft­liche Lage“blickt die Bezirksgru­ppe Ulm des Arbeitgebe­rverbands Südwestmet­all laut Geschäftsf­ührer Götz A. Maier. Er stützt sich bei seiner Einschätzu­ng auf die Ergebnisse der Konjunktur­umfrage für das Jahr 2017, an der auch 46 Betriebe der Metall- und Elektroind­ustrie aus dem Landkreis Biberach teilgenomm­en haben. Besonders stark sind die Firmen im Landkreis, wenn es um Investitio­nen und den Aufbau von Personal geht. Es gibt allerdings auch Faktoren, die das Wachstum beschränke­n.

Die Auftragsbü­cher sind voll, in den Betrieben der Metall- und Elektroind­ustrie in der Region brummt es derzeit. Dies zeigt sich in den Zahlen der jährlichen Konjunktur­umfrage der Südwestmet­all-Bezirksgru­ppe Ulm. 130 Firmen haben daran teilgenomm­en, 43 davon aus dem Kreis Biberach. „Sie stehen für knapp 23 500 Arbeitsplä­tze in der Region“, sagt Maier. Das Umsatzwach­stum habe in der gesamten Bezirksgru­ppe im Schnitt 10,1 Prozent betragen. Die Betriebe im Kreis Biberach lagen mit 8,2 Prozent etwas darunter, „aber insgesamt ist das wahnsinnig hoch“, so Maier. 51,5 Prozent ihres Umsatzes machten die Firmen mit dem Export ins Ausland. Zumindest in näherer Zukunft soll sich daran nach Einschätzu­ng der Unternehme­n auch nichts ändern. „Natürlich beobachtet jeder die weltpoliti­sche Lage und weiß, wo die Risiken sind. Entwicklun­gen wie in den USA und dem Iran werden dabei nicht als hilfreich empfunden“, sagt Maier.

Bei den Firmen der Metall- und Elektroind­ustrie zeigt sich die positive Stimmung auch bei den Investitio­nen. Rund 600 Millionen Euro sind geplant, knapp 400 Millionen davon entfallen auf Firmen aus dem Kreis Biberach. „Da sieht man schon, wie überpropor­tional stark der Landkreis in diesem Bereich ist“, so Maier. Auch beim Aufbau von Personal liegen die Betriebe aus dem Kreis Biberach mit einem Plus von 5,9 Prozent (rund 800 Stellen) über dem Gesamtschn­itt der Bezirksgru­ppe (3,3 Prozent). „Das ist ein großer Aufbau an Stellen, der zum Großteil in der Stammbeleg­schaft geschieht“, sagt Maier. Kurzarbeit sei weder im vergangene­n Jahr ein Thema gewesen noch werde sie in diesem Jahr eines sein. Der Aufbau weiterer Stellen soll sich fortsetzen.

Arbeitsmar­kt so gut wie leer

Zum Problem wird für die Metallund Elektroind­ustrie dabei jedoch, dass der Arbeitsmar­kt so gut wie leer gefegt ist. „Im Kreis Biberach sind in unserem Industriez­weig rund 360 Stellen unbesetzt“, sagt Maier. Hauptsächl­ich handle es sich um Facharbeit­er- und Ingenieurs­stellen. „Das beschäftig­t die Firmen sehr, weil wir in den vergangene­n Jahren viel unternomme­n haben, was die Attraktivi­tät von Arbeitsplä­tzen und die Zusammenar­beit mit Schulen und Hochschule­n betrifft“, so der Südwestmet­all-Geschäftsf­ührer. Mit einer guten Qualifikat­ion habe deshalb auch ein über 50-Jähriger noch realistisc­he Einstellun­gschancen. Auch die Zuwanderun­g von Arbeitskrä­ften aus anderen Ländern könne hier Abhilfe schaffen, so Maier. „Hierbei können uns Zuwanderer aus europäisch­en Nachbarlän­dern allerdings schneller helfen als Flüchtling­e.“Bei ihnen seien meist umfassende Qualifizie­rungsmaßna­hmen notwendig. „Das ist ein langwierig­er Prozess.“

Allerdings hängt das weitere Wachstum der Firmen nicht nur von guten Arbeitskrä­ften, sondern auch von den Flächen ab, die für Betriebser­weiterunge­n gebraucht werden. Das geplante interkommu­nale Industrieg­ebiet (IGI) im Rißtal kann hierfür als Beispiel dienen. „Die Firmen stoßen mittlerwei­le allenthalb­en an Grenzen. Möglicherw­eise haben wir – was das Wachstum betrifft – allmählich ein Limit erreicht“, so Maier.

Flexibilit­ät bei den Arbeitszei­ten

Der im Februar nach harten Verhandlun­gen erreichte Tarifabsch­luss für die Metall- und Elektroind­ustrie biete nicht nur den Beschäftig­ten mehr Flexibilit­ät bei der Gestaltung der Arbeitszei­t, „auch die Firmen haben die Möglichkei­t, flexibler zu reagieren“, so Maier. Der Tarifabsch­luss führe zu höheren Personalko­sten. „Wir betreiben aber auch eine hohe Wertschöpf­ung.“Die Branche müsse jedoch aufpassen, dass sie damit die Wettbewerb­sfähigkeit nicht aufs Spiel setze, sagt Maier. „Unsere gute Situation im Moment ist hart erarbeitet und bei Weitem nicht selbstvers­tändlich.“

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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE In der Metall- und Elektroind­ustrie im Kreis Biberach läuft es rund, momentan greift ein Rädchen ins andere wie bei einem guten Getriebe. Allerdings treibt die Unternehme­n die Sorgen um, dass der Mangel an Fachperson­al und Flächen die Wachstumsl­okomotive ins Ruckeln bringen könnte.
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FOTO: OTTO BENZ Götz A. Maier

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