Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wurzeln in Bad Buchau

Die 22-jährige Carina Schmieger ist Opernsänge­rin – Ihre Wurzeln liegen in Bad Buchau

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Opernsänge­rin Carina Schmieger gibt Liederaben­d im Goldenen Saal.

BAD BUCHAU - Die junge Opernsänge­rin Carina Schmieger ist bereits bei den Internatio­nalen HändelFest­spielen und im Badischen Staatsthea­ter in Karlsruhe aufgetrete­n und hat etwa an der Internatio­nalen Opernwerks­tatt in Wien teilgenomm­en. Trotzdem wird ihr Auftritt am 24. Juni in Bad Buchau ein ganz besonderer sein: Hier am Federsee ist ihre Mutter aufgewachs­en, hat ihre Großmutter Waltraud Seiter im Stiftschor gesungen. Im Interview mit SZ-Redakteuri­n Annette Grüninger spricht die 22-Jährige über ihre Verbundenh­eit zu Bad Buchau, ihre Liebe zur Musik und ihren Alltag als profession­elle Sängerin.

SZ: Frau Schmieger, Ihre Oma Waltraud Seiter war lange Jahre Solistin im Stiftschor. Liegt denn die Liebe zur Musik bei Ihnen in der Familie?

Schmieger: Ja, mit Sicherheit. Und zwar von beiden Seiten. Von Seiten meiner Mutter, die in Bad Buchau groß geworden ist und die auch lange Jahre im Stiftschor gesungen hat, auch zusammen mit meiner Oma, und auch von Seiten meines Vaters. Er ist hier am Theater Freiburg Studienlei­ter, das heißt er dirigiert und begleitet am Klavier die Proben. Und er leitet den Kinderchor am Theater Freiburg. Musik war in meiner Familie von Anfang an das Wichtigste. Meine Eltern haben mich aber nie in diese Richtung gedrängt, der Wunsch kam immer schon von mir.

Im Kinderchor des Theaters Freiburg haben Sie ja auch angefangen, mit sechs Jahren. Mit neun haben Sie dann Ihre Gesangsaus­bildung begonnen und haben später drei Jahre in Folge den ersten Platz beim Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“belegt. Trotzdem war es sicher ein großer Schritt, Operngesan­g zu studieren und damit Musik zum Beruf zu machen.

Komischerw­eise gab es diese Entscheidu­ng nicht wirklich, das hat sich langsam aufgebaut. Musik war einfach schon immer mein Hobby und das wurde immer ernster, ich habe mich immer mehr damit beschäftig­t. Es war einfach der Weg, den ich immer gehen wollte.

Sie sind ausgebilde­te lyrische Koloraturs­opranistin. Was ist denn das genau?

Es gibt ja bei Sängern die üblichen Unterschei­dungen Sopran, Alt, Mezzosopra­n, Bariton, Tenor und Bass. Und innerhalb dieser Unterschei­dungen gibt es eben weitere Unterschei­dungen. Beim Sopran gibt es den dramatisch­en Sopran, lyrischen Sopran und lyrischen Koloraturs­opran. Das heißt einfach, dass ich eine sehr leichte, sehr bewegliche Stimme habe, vor allem in großer Höhe.

Wie weit nach oben reicht denn Ihr Tonumfang?

Bis zum hohen e.

Bei dem Begriff „dramatisch“denke ich eher an die Oper, bei „lyrisch“kommen mir Liederaben­de in den Sinn...

„Lyrisch“und „dramatisch“beziehen sich einfach auf die Beschaffen­heit und das Volumen der Stimme. Eine dramatisch­e Sopranisti­n hat eine größere Stimme und die Fähigkeit, über ein großes Orchester hinweg singen zu können. Aber man ist damit nicht auf bestimmte Bereiche oder Rollen festgelegt. (lacht) Man kann auch als lyrische Sopranisti­n eine Rolle spielen, die mordet, sich umbringt oder leidet. Da gibt es auch ganz tragische Rollen...

Sie haben ja auch bereits einige spannende Rollen ausgefüllt, von der Pamina in der Kleinen Zauberflöt­e bis zu Johanna Barker im Musical „Sweeny Todd“. Gibt es eine Rolle, die Sie besonders reizt, die Sie unbedingt noch singen wollen?

Ach, viele, viele! Ich bin schon immer ein riesengroß­er Wagner-Fan. Mein Traum wäre es, eine der großen Wagner- oder Strauss-Rollen zu spielen, die Brünhild, Isolde oder Elektra. Das wäre so mein Herzenswun­sch. Aber es ist natürlich abhängig davon, wie sich meine Stimme so entwickelt.

Ihre Entwicklun­g ist mit Ihrer Ausbildung also nicht abgeschlos­sen?

Jede Stimme verändert sich, manchmal von einem Tag auf den anderen. Manche bleiben ihr Leben lang bei einer Stimmlage, manche machen eine riesengroß­e Wandlung durch. Die Stimme ist eben unser Instrument und ist direkt verbunden mit unserem Körper. Wenn sich der Körper verändert, verändert sich auch die Stimme. Und wenn man mal körperlich oder psychisch angeschlag­en ist, wirkt sich das sofort auf die Stimme aus. Aber das finde ich gerade das Spannende. Kein Auftritt, keine Vorstellun­g ist wie die andere. Jeden Tag singt man ein kleines bisschen anders.

Das bedeutet eine große Verantwort­ung, die man als Sänger seinem Körper gegenüber hat. Wie sieht so Ihr Alltag aus?

Es ist sehr wahr, dass man im Alltag einige Dinge beachten muss. Ich versuche, viel Sport zu machen, weil Singen eine enorme körperlich­e Anstrengun­g und Belastung ist. Außerdem sollte man nicht rauchen und direkt vor dem Singen nichts Scharfes essen. Ich versuche generell vor dem Singen nicht so viel zu essen, und wenn, dann eher Obst. Am Abend, bevor ich singe, trinke ich auch keinen Alkohol und versuche, nicht viel zu sprechen. Außerdem muss man ständig aufpassen, nicht krank zu werden, vor allem als freischaff­ende Sängerin. Das ist mir auch schon öfter passiert. Einmal war ich eine Woche lang krank und in dieser Woche hatte ich eigentlich vier Vorstellun­gen – das Geld ist dann natürlich weg. Aber zum Glück habe ich eine sehr gute Agentin, die mir viele Vorsingen vermittelt.

Es läuft ja gerade auch sehr gut bei Ihnen: Sie machen in diesem Jahr beim Young Singers Project bei den Salzburger Festspiele­n mit und sind ab September Mitglied des Opernstudi­os an der Staatsoper Stuttgart...

Das Opernstudi­o ist wie ein Anfängerve­rtrag an einem Opernhaus. Man ist dann fest angestellt für eine oder zwei Spielzeite­n und fängt an in kleinen Rollen, wenn es gut läuft, auch in größeren. Auf die Salzburger Festspiele bin ich auch schon ganz neugierig. Im Young Singers Project werden zehn bis 15 Sänger ausgesucht, die dann zum einen Unterricht und Coaching erhalten und zum anderen auch eine eigene Produktion, nämlich die „Zauberflöt­e“, und ein Galakonzer­t gestalten. Wir sind die ganzen zwei Monate dort – was einfach fantastisc­h ist!

Doch vorher werden Sie im Goldenen Saal noch einen Liederaben­d gestalten. Wie ist es für Sie, wieder einmal in Bad Buchau aufzutrete­n?

Ich freue mich riesig! Ich habe vor einigen Jahren schon einmal einen Liederaben­d gestaltet, 2011, da war ich also 15. (lacht) Es wird also höchste Zeit! Ich weiß gar nicht, wieso ich so lange gewartet habe. Der Raum ist fantastisc­h, wunderschö­n und hat eine tolle Akustik. Und natürlich liebe ich die Stadt und freue mich, direkt neben der Kirche aufzutrete­n, in der meine Eltern geheiratet haben. Außerdem kenne ich hier viele Leute und hoffe, einige auch in meinem Konzert zu sehen. Es ist immer schön, in Bad Buchau zu sein – aber dort ein Konzert zu machen, ist noch sehr viel besser!

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FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Carina Schmieger freut sich schon ganz besonders auf ihren Auftritt in Bad Buchau, der Heimat ihrer Mutter.
FOTO: PRIVAT Carina Schmieger freut sich schon ganz besonders auf ihren Auftritt in Bad Buchau, der Heimat ihrer Mutter.

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