Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Stadt Bad Schussenried will bei Zellerseebad nachbessern
Bei den Badegästen regt sich Unmut über eingeschränkte Öffnungszeiten
BAD SCHUSSENRIED - Die eingeschränkten Öffnungszeiten des Naturfreibads Zellersee in Bad Schussenried und das Fehlen eines richtigen gastronomischen Angebots sorgen für Unmut bei den Badegästen. Schon vor dem Saisonstart hatte es kritische Fragen aus der Bevölkerung gegeben, inzwischen kursiert sogar eine Unterschriftenliste. Die Stadt reagiert und erwägt, die Öffnungszeiten noch dieses Jahr wieder auszudehnen. Und für nächstes Jahr streben viele Räte „eine bessere Lösung“an, wie Vertreter aller Fraktionen im Technischen Ausschuss (TA) signalisierten. Alexander Eisele (FUB/BL) zum Beispiel bezeichnete den jetzigen Zustand unverblümt als „Katastrophe“.
Das Thema stand zwar nicht auf der Tagesordnung der Sitzung am Montag. Aber Hauptamtsleiter Günter Bechinka kündigte an, dass sich die Stadtverwaltung bereits in Gesprächen mit der Betreiberfirma PVM befinde und dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung einen Vorschlag vorlegen werde, wie die Öffnungszeiten geändert werden könnten. Seit diesem Jahr ist unter der Woche von 7.30 bis 9 Uhr und von 13 bis 19 Uhr geöffnet sowie samstags und sonntags von 9 bis 19 Uhr. Die Stadt beabsichtigte mit der Verkürzung nicht, den Wasserratten den Badespaß zu vermiesen. Anlass war, dass aus haftungsrechtlichen Gründen die Aufsicht gewährleistet sein muss, wenn der Zellersee als Freibad betrieben wird.
Der zunächst ein Jahr mit der Betreiberfirma PVM geschlossene Vertrag könnte nun womöglich nachverhandelt werden; er sieht aber auch bisher schon die Möglichkeit vor, dass die Stadt zwischen Mai und September längere Öffnungszeiten von
6.30 und 21.30 Uhr bestellen kann – gegen Kostenersatz. Sofern der Gemeinderat einverstanden ist, könnten die Öffnungszeiten noch dieses Jahr wieder verlängert werden. Stadtrat Alexander Eisele
Automatensnacks sind nicht jedermanns Geschmack
Aber dies ist nicht der einzige Kritikpunkt. Wenig Gefallen findet, dass es keine Gastronomie mehr gibt, seitdem die Pächterin des ZellerseeCafés aufgehört hat. Derzeit können sich die Badegäste überwiegend über Snack- und Getränkeautomaten versorgen. Insgesamt wird das Konzept noch mal auf den Prüfstand gestellt – was im Prinzip ohnehin vorgesehen war; gerade deshalb hatte der Rat ja im Frühjahr auf eine zunächst einjährige Vertragslaufzeit gepocht.
Der Hauptamtsleiter Bechinka sagte jetzt im TA, die Stadträte sollten zu einer Besichtigungsfahrt zu anderen Freibädern und Badeseen in Oberschwaben eingeladen werden. Diese soll Anregungen liefern für ein überarbeitetes Betriebskonzept für den Zellersee – wobei Änderungen jenseits der Öffnungszeiten wohl erst im nächsten und übernächsten Jahr greifen dürften.
Die meisten Räte begrüßten dieses Vorgehen. Alexander Eisele (FUB/BL) nahm kein Blatt vor den Mund: „So wie es jetzt ist, ist es eine Schande.“So werde der Zellersee „heruntergewirtschaftet“. Wohlgemerkt kritisierte niemand, dass der private Betreiber das vertraglich Vereinbarte nicht erbrächte. Eisele sagte vielmehr, der Gemeinderat habe mit der im Frühjahr geschlossenen Vereinbarung „keine gute Lösung hingekriegt. Wir müssen 2019 eine bessere Lösung bringen.“Er will, dass noch mal die Frage Freibad oder Badestelle auf den Tisch kommt: „Auch eine Badestelle kann schön sein“, davon möge man sich bei der geplanten Besichtigungsfahrt überzeugen.
„So wie es jetzt ist, ist es eine Schande.“
Badeangebot ist letztlich auch eine Frage des Geldes
Für die Freien Wähler erinnerte Thomas Maier daran, das Argument gegen eine Badestelle habe immer gelautet, dass dann keine Gastronomie möglich sei. Daran hegen aber manche Zweifel. Jedenfalls sagte Maier: „Es besteht unbedingt Handlungsbedarf. Die Bevölkerung ist unzufrieden. Ohne Gastronomie geht es nicht.“Peter Vollmer (CDU) ist mit dem Ergebnis ebenfalls nicht glücklich: „Wir geben in diesem Jahr viel Geld aus und der Erfolg ist mäßig.“Allerdings sieht er eine Rundreise zu anderen Bädern und Seen dennoch kritisch. Bevor der Rat auf „Shoppingtour“gehe, solle er festlegen, was die Stadt wolle und sich leisten könne.