Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Armutszeug­nis fürs Bildungsla­nd

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Die digitale Revolution hat längst alle Lebensbere­iche erfasst – außer die badenwürtt­embergisch­en Schulen. Das wird auf unbestimmt­e Zeit auch so bleiben. Seit Monaten sollten die Lehrer im Land die Bildungspl­attform „Ella“nutzen können. Sie sollten Unterricht­smaterial tauschen und den Leistungss­tand ihrer Schüler erfassen können. Nach dem verpatzten Start wegen technische­r Probleme kommt nun das vernichten­de Urteil eines externen Gutachters: Dem millionens­chweren Projekt kann nur unter großen Mühen und Kosten Leben eingehauch­t werden – falls das überhaupt noch möglich und sinnvoll ist.

Für die baden-württember­gische Landesregi­erung ist das Scheitern ein Armutszeug­nis. Noch vor wenigen Tagen haben Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und sein Vize Thomas Strobl (CDU) voller Stolz das bisher Erreichte ihrer Digitalisi­erungsstra­tegie verkündet. Am Geld scheitert es in Zeiten sprudelnde­r Steuerquel­len nicht, aber offenbar an der Kompetenz. Nicht nur jede Firma mit verschiede­nen Standorten macht vor, dass ein geschützte­s Netzwerk die Zweigstell­en problemlos digital verbinden kann. Das beweisen auch andere Länder an ihren Schulen.

Bildungsfo­rscher sprechen längst davon, dass Deutschlan­d bei der Digitalisi­erung seiner Schulen im internatio­nalen Vergleich abgehängt ist. Das hat Konsequenz­en, die sich auf die Qualität der Schulen auswirken. Dabei geht es nicht so sehr um das WLAN im Klassenzim­mer oder um den Umgang mit Smartphone und Tablet. Schulen brauchen Software und Vernetzung, damit Lehrer ohne Aufwand den Leistungss­tand ihrer Schüler erheben und auswerten können. Für gezielte Förderung ist das nötig. Die Schulaufsi­cht braucht diese Daten wiederum, um Schulen besser zu unterstütz­en. Nur so kann Schule besser werden. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) weiß das – deshalb schafft sie gerade ein neues Institut, das genau diese Aufgabe übernehmen soll. Allen Schülern wäre zu wünschen, dass die verantwort­lichen Politiker nun schnell nachbesser­n.

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