Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Stimme von „Der 7. Sinn“ist verstummt

Trauer um Sprecher Egon Hoegen

- Von Christoph Driessen

KÖLN (dpa) - Egon Hoegen hatte eine vertrauene­rweckende Stimme, die den meisten aus der Verkehrsse­ndung „Der 7. Sinn“bekannt sein dürfte. Am vergangene­n Freitag ist der berühmte Nachrichte­nsprecher im Alter von 89 Jahren gestorben. Das teilte der Westdeutsc­he Rundfunk (WDR) am Donnerstag mit.

Schon in den 1950er-Jahren kannte man seine Stimme – von der Ansage des „Internatio­nalen Frühschopp­ens“mit Werner Höfer. Immer live kündigte er „sechs Journalist­en aus fünf Ländern“an. Bundeskanz­ler Konrad Adenauer wunderte sich damals, wie jung er noch war: „Ach, Sie sind der Mann von dem Höfer, nä, sone junge Mann!“Heute noch haben viele seine Stimme im Ohr, die meisten wohl aus „Der 7. Sinn“. Es war ein besonderes Kunststück, dass der noch von Großmime Gustaf Gründgens (18991963) ausgebilde­te Bühnenscha­uspieler gerade in dem beschränkt­en Format der Fünf-Minuten-Sendung bleibenden Eindruck hinterließ. Niemand konnte das Wort „gefährlich“ so bedrohlich ausspreche­n: mit langgezoge­nem „ä“. Und das Wort „Sicherheit­sabstand“so einschmeic­helnd: mit einer kurzen Pause zwischen „Sicherheit­s“und „abstand“. Seine Frau klagte später darüber, dass seine sonore Stimme durch das viele Rauchen gelitten habe. Er selbst stritt das ab.

Im Laufe der Jahre las er im „7. Sinn“legendäre Sätze vor wie: „Männer, lasst eure Frauen öfter ans Steuer – aber nicht zu den Verkehrssp­itzenzeite­n!“Das war in einer Folge aus den 1970er-Jahren, Thema: die Frau am Steuer. Die Texte waren nicht von ihm, noch nicht einmal von einem WDR-Redakteur, sondern sie kamen direkt von der Deutschen Verkehrswa­cht.

Sendung 2005 abgesetzt

„Der 7. Sinn“lief ein halbes Menschenle­ben lang, von 1966 bis 2005. Dass die Sendung dann abgesetzt wurde, hielt Hoegen für eine krasse Fehlentsch­eidung. „Ich habe mit der Zeit so viele Menschen getroffen, die mir gesagt haben: ‚Mit der Sendung haben wir richtig fahren gelernt.‘ Sowas schmeißt man doch nicht weg!“

Egon Hoegen selbst war immer ein vorbildlic­her Autofahrer. Nie ein Punkt in Flensburg, nie ein Unfall. Seine Frau sagte über ihn: „Der Egon ist sehr korrekt gefahren. Zügig, aber sehr korrekt.“Einmal allerdings fuhr er an Karneval in Köln zu schnell über eine Brücke. „Polizeikon­trolle – zack. Und da habe ich mich dann zu einer wortreiche­n Erklärung hinreißen lassen, worauf der Polizeibea­mte guckte: ‚Sagen Sie mal, sind Sie nicht der Sprecher vom 7. Sinn?‘“Zahlen musste er den Strafzette­l dann aber doch.

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FOTO: EUROPA-PARK Die Fahrt durch die Piraten-Szenerie hat viele Fans.
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FOTO: DPA Der Schauspiel­er und Sprecher Egon Hoegen starb vergangene­n Freitag mit 89 Jahren.
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