Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Fischbestand im Federsee hat sich erholt
Fischereiforschungsstelle setzt bei Fischzählung auf Elektrofischerei
BAD BUCHAU (sz) - Zehn Jahre nach dem großen Sterben hat sich der Fischbestand im Federsee wieder erholt. Zu diesem Ergebnis kommen die Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg und das Regierungspräsidium Tübingen. Bei ihrer Fischbestandsaufnahme setzten die Experten auch auf Elektrofischerei.
Zehn Jahre ist es her, als bei dem verheerenden Fischsterben am Federsee neun Tonnen Fisch verendeten. Um den aktuellen Bestand zu erfassen, nahmen die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg und das Regierungspräsidium Tübingen nun eine groß angelegte Fischzählung vor. Dabei setzten sie neben Netz- auch die Elektrofischerei ein.
Als Futterfische in die Wilhelma
Bei der Elektrofischerei wird ein Spannungsfeld erzeugt, wodurch Fische kurzzeitig wie hypnotisiert zur Spannungsquelle schwimmen. Nach Dokumentation von Art und Länge kann der Fisch wieder unbeschadet in das Wasser entlassen werden. Da diese Methode aber nur im Uferbereich gut funktioniert, mussten die Experten bei der Fischzählung ergänzend die Netzfischerei hinzuziehen. Die im Netz gefangenen Fische gingen teilweise an den Fischereiverein Federsee, der sie verwertete. Die restlichen, schlecht verwertbaren Fische wurden nach Datenaufnahme als Futterfische in die Stuttgarter Wilhelma gebracht.
Nach der Fischzählung im April liegt mittlerweile das Ergebnis vor: Der Fischbestand im Federsee wird zahlenmäßig von Rotauge und Ukelei dominiert. Sie kommen in einer enormen Dichte vor, ihr Längenwachstum ist dadurch aber eingeschränkt. Das massenhafte Auftreten bewirke hier eine starke innerartliche Konkurrenz, so die Fischereiforschungsstelle. Das Nahrungsangebot reiche deshalb für die Einzeltiere nicht mehr für ein großes Wachstum aus.
Stattliche Größe erreichten dagegen zum Teil die Raubfischarten Wels und Hecht, die ebenfalls nachgewiesen wurden. Die Brachse, eine vor dem Fischsterben dominierende Art, fanden die Experten in geringer Anzahl aber in verschiedenen Altersstufen vor. Ihre Vermehrung sei damit gesichert.
Der Schlammpeitzger, eine in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als besonders schützenswert aufgeführte Art, kommt dagegen noch in relativ hoher Anzahl nicht nur im Mündungsbereich der Gräben, sondern auch im See selbst vor. Der Federsee mit seinen Gräben ist als sommerwarmes eutrophes, also nährstoffreiches Gewässer mit lockerem Schlammboden ein idealer Lebensraum für diesen Spezialisten. Leider tauchte eine weitere besonders schützenswerte Art – der Steinbeißer – nicht im Fang auf. Die letzte Dokumentation dieser Art im Federseegebiet stammt von 2006 und die Befürchtung, dass er dort heute verschollen ist, verhärtet sich. Allerdings gibt es noch Hoffnung, da ein Nachweis des Steinbeißers methodisch grundsätzlich schwierig ist und verstreute Restbestände somit noch bestehen können.
Allen Arten geht es gut
Ein Jahrzehnt nach dem Fischsterben hat sich die relative Zusammensetzung der Fischarten im Vergleich zu vor 2008 verschoben, aber alle damals betroffenen Arten befinden sich wieder in einem erholten Zustand.
Die Untersuchung, die Bestandteil eines von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg finanzierten Projekts war, wird außerdem der Bewertung des Federsees nach Wasserrahmenrichtlinie dienen. Der ökologische Zustand von Seen über 50 Hektar muss nach dieser Richtlinie unter anderem anhand des Fischbestands bewertet werden. Für dieses Vorhaben werden in BadenWürttemberg derzeit alle entsprechenden Seen nach einem standardisierten Verfahren befischt.