Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wohnen im Alter und mitten im Kurpark

Buchauer Räte stimmen Baugesuch für Tagespfleg­e mit betreutem Wohnen zu

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Große Pläne verfolgt das Gesundheit­szentrum Federsee: Was in Nähe der Torwiesen entstehen soll, geht weit über einen Nachfolgeb­au für das Marienheim hinaus. Neben einem viergescho­ssigem Pflegeheim umfasst die geplante Seniorenwo­hnanlage auch ein Gebäude für Service-Wohnen und Tagespfleg­e. Dem entspreche­nden Baugesuch erteilte der Bad Buchauer Gemeindera­t am Dienstagab­end bei einstimmig­em Beschluss das gemeindlic­he Einvernehm­en.

Mit drei Geschossen und knapp 10,50 Metern Höhe soll der Neubau zwar nicht ganz so mächtig werden wie das benachbart­e Pflegeheim. Doch nehmen die beiden Gebäudetei­le mit zirka 40 auf 13 sowie 25 auf 13 Metern durchaus stattliche Ausmaße an. In etwa L-förmig angeordnet, rahmt der Gebäudekom­plex, für den das Musikpavil­lon und ein Schuppen weichen soll, die Freifläche der Adelindis-Therme ein. Der Clou: Im Untergesch­oss ist ein Verbindung­sflur zum Pflegeheim vorgesehen, im Erdgeschos­s führt außerdem ein verglaster und beheizter Laubengang zum „Haus am Park“/Federseekl­inik. „Die Bewohner können also praktisch im Bademantel hinübergeh­en“, führte Architekt Robert Haller aus, der den Räten die Pläne erläuterte.

Während im Erdgeschos­s des Neubaus die Katholisch­e Sozialstat­ion Riedlingen mit einer Tagespfleg­e einziehen soll, sind in den beiden Obergescho­ssen 14 Wohnungen geplant. Laut Baugesuch sind sie für betreutes Wohnen vorgesehen, wobei im Konzept der Moorheilba­d Buchau gGmbH bislang von der selbstbest­immteren Wohnform „ServiceWoh­nen“die Rede war. Die Wohnungen verfügen über eine Wohnfläche zwischen 67 bis 87 Quadratmet­er, inklusive einer kleinen Loggia. Diese Freibereic­he seien jeweils abgerückt angeordnet, „um die Privatsphä­re zu bewahren“, so der Architekt. Das Dachgescho­ss biete zudem Raum für eine großzügige „Sonderwohn­ung“mit rund 120 Quadratmet­ern und einer Dachterras­se.

Auf Stadtrat Stefan Hohl wirkten diese Ausmaße „sehr übertriebe­n und exklusiv“. Natürlich gebe es einen Markt für solche Wohnungen, so Hohl. „Aber wir sollten hier unsere Bürger im Auge behalten.“Immerhin handle es sich bei dem Investor um eine gemeinnütz­ige GmbH, bei der zudem die Stadt ein Drittel der Anteile halte. Statt einer großen hätte man den Raum lieber für zwei Wohnungen nutzen können, fand Hohl.

„Das ist nicht unbedingt ein soziales Projekt“, hielt Stadtrat Stefan Feurle dagegen, der das Angebot als „durchaus legitim“bewertete und mit der „Rendite“argumentie­rte. Die Wohnungen würden auf dem freien Markt angeboten, fügte Architekt Haller erklärend hinzu. Sie stünden allen zur Verfügung, unabhängig davon, ob man die Hilfsdiens­te des betreuten Wohnens nachfragen wolle oder nicht.

Keine Konkurrenz

Ähnlich verhält es sich mit dem Tagespfleg­e-Angebot im Erdgeschos­s. „Menschen, die im betreuten Wohnen leben, dürfen auch gerne Gäste der Tagespfleg­e werden“, erläuterte Rudolf Saier, Geschäftsf­ührer der Katholisch­en Sozialstat­ion Riedlingen. Sie müssten aber nicht, denn grundsätzl­ich könnten sich die Bewohner ihre Dienste frei wählen. Mit 15 Tagespfleg­e-Plätzen habe die Katholisch­e Sozialstat­ion zudem das Angebot bewusst klein gehalten, um keine Konkurrenz­situation zum „Haus mit Herz“zu schaffen.

Als Konkurrenz zur Seniorenge­nossenscha­ft Riedlingen verstand auch Michael Wissussek das Angebot nicht. „Wir haben es dringend nötig, den Bedarf an Tagespfleg­e zu decken und müssen schauen, dass wir uns gegenseiti­g weiterentw­ickeln. Wir schaffen ein Netzwerk, keine Konkurrenz.“

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