Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Fünf Jahre Haft für Sextäter
Er hat vier Frauen bei Illertissen, in Ulm und Vöhringen sexuell genötigt und verletzt
ULM - Ein sexsüchtiger Serientäter ist nach nur zweitägiger Verhandlung vom Ulmer Landgericht zu fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Ihm wurden mehrere Überfälle auf junge Frauen in Ulm und im Landkreis Neu-Ulm nachgewiesen, sodass er wegen sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt war.
Die Große Strafkammer integrierte am Ende des Verfahrens eine bereits erfolgte Verurteilung des Landgerichts Memmingen, das den jetzt 26-jährigen Mann aus Afrika wegen mehrerer Übergriffe auf Frauen im vergangenen Jahr zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monate verurteilt hatte. Bis zum jetzigen Verfahren in Ulm war das Urteil noch nicht rechtskräftig, weil der Angeklagte Revision eingelegt hatte.
Widerspruch zurückgezogen
Die Verteidigerin gelang es in einer Prozesspause, ihren Mandanten zu überzeugen, den Widerspruch zurückzunehmen. So konnte eine Gesamtstrafe gebildet werden. Während der Prozesse in Ulm und Memmingen 2017 hatte der Asylbewerber die Vorwürfe bestritten. Er habe nur Kontakt aufnehmen wollen und keinerlei Gewalt angewendet. Erst am Ende des Prozesses bestätigte er die Anklageschriften in vollem Umfang und entschuldigte sich bei seinen Opfern und dem Gericht. „Es tut mir leid“, sagte er, bevor das Urteil fiel.
Das war geschehen: Der Asylbewerber passte im August 2016 ein 16jähriges Mädchen ab, das wie er auf dem Radweg von Bellenberg nach Vöhringen unterwegs war. Er verwickelte die Jugendliche in ein für sie unangenehmes Gespräch.
In Vöhringen angekommen, war der Angeklagte zunächst plötzlich verschwunden. Das Mädchen wartete am Nachmittag auf einem Spielplatz auf Freunde, als der Mann wieder auftauchte. Als sie flüchten wollte, zerrte er sie vom Rad und warf sie mit voller Wucht auf den Boden. Dann legte er sich auf das Opfer – wohl um die 16-Jährige zu vergewaltigen. Das Mädchen schrie in Todesangst um Hilfe und wehrte sich vehement. Bei dem Gerangel mit dem 1,85 Meter großen Mann erlitt die Jugendliche mehrere Verletzungen. Der Mann flüchtete, als Menschen auf die Schreie aufmerksam wurden.
Die Kriminalpolizei fahndete von diesem Zeitpunkt an nach einem unbekannten gefährlichen Serientäter. Denn wenige Wochen vor diesem brutalen Übergriff hatte ein Mann ein junges Liebespaar an einem Baggersee bei Illertissen beim Sex überrascht und versucht, gewissermaßen als Dritter im Bunde, mitzumachen. Die junge Frau konnte zunächst flüchten, wurde aber von dem Täter eingeholt, nachdem dieser einen Stein nach ihr geworfen hatte. Sie erlitt schmerzhafte Prellungen und einen Schock, der bis heute nachwirkt. Für beide Taten wurde der Asylbewerber in Memmingen zu drei Jahren und neun Monate verurteilt.
Studentin erheblich verletzt
Kurz darauf trieb der Mann in Ulm sein Unwesen. Er spürte an zwei Tagen im Herbst 2016 in den frühen Morgenstunden junge Frauen auf, die unabhängig voneinander auf dem Heimweg von Partys waren. Eine Auszubildende verfolgte er bis zu deren Haustür in der Söflinger Straße und nötigte sie dort sexuell. Nur wenige Tage danach griff der Asylbewerber eine junge Medizinstudentin in der Nähe der Donau an und verletzte sie bei dem sexuellen Übergriff erheblich. Bei jedem der angeklagten Fälle wurden Spermaproben an der Unterwäsche der Opfer genommen, sodass der Täter zweifelsfrei identifiziert werden konnte.
Die Staatsanwältin hielt eine Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren und drei Monaten für angemessen, die Verteidigerin riet dem Gericht in ihrem Plädoyer, ihren Mandaten wegen minder schwerer Fälle zu vier Jahren Freiheitsentzug zu verurteilen. Erstens sei es nicht zu Vergewaltigungen gekommen und zweitens sei strafmildernd zu berücksichtigen, dass der Mann nicht vorbestraft ist und aus einem anderen Kulturkreis stammt. Da laufe einiges anders als hierzulande, meinte die Anwältin. Das Landgericht folgte der Sichtweise der Staatsanwältin, blieb jedoch weit unter deren Antrag.