Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wir wollen das machen, was in anderen Ländern längst Praxis ist“

CSU-Generalsek­retär Blume verteidigt die Linie seiner Partei in der Asylpoliti­k – und sagt, dass die Union mit der CDU nicht infrage steht

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MÜNCHEN - CSU-Generalsek­retär Markus Blume hat im Asyl-Streit mit der Schwesterp­artei CDU in den vergangene­n Tagen immer wieder markige Worte gewählt. Wer beim Thema Migration falsch abbiege, der „versündige“sich an Deutschlan­d, sagte Blume etwa. Ralf Müller hat mit ihm über die Eskalation im konservati­ven Lager gesprochen.

Herr Blume, wie nahe sind wir an einem Bruch der Berliner Regierungs­koalition und der Union?

Wir stehen an einer ganz entscheide­nden Weichenste­llung in der Geschichte dieser Republik. Da gibt es nichts zu dramatisie­ren, aber auch nichts zu bagatellis­ieren. Horst Seehofer hat als Bundesinne­nminister das vorgelegt, was die Menschen von ihm erwarten, nämlich eine Antwort auf die ganz große Frage, wie wir das Migrations­thema in den Griff bekommen. Ich kann nur sagen: Die CSU unterstütz­t ihn voll bei seinen 63 Punkten und insbesonde­re beim Streitpunk­t Zurückweis­ung an der Grenze. Gemeinsam mit dem bayerische­n Asylplan von Markus Söder wird es so möglich sein, Ordnung in die Migration zu bringen.

Glauben Sie nicht, dass EU-Verhandlun­gen oder ein EU-Gipfel noch abgewartet werden sollten?

Den Bürgern fehlt der Glaube, dass in zwei Wochen das gelingen kann, was drei Jahre lang nicht möglich war. Wir schließen europäisch­e Lösungen nicht aus – ganz im Gegenteil. Aber unabhängig davon ist es das Gebot der Stunde, an unserer Grenze das zu tun, was in unserem nationalen Interesse zu tun ist.

Damit verabschie­de sich die CSU von einer proeuropäi­schen Politik, hält die bayerische SPD-Vorsitzend­e Natascha Kohnen Ihnen vor...

Das Gegenteil ist richtig. Wir sind dabei, einen deutschen Sonderweg in Europa zu beenden und zur geltenden Rechtslage zurückzuke­hren, wie sie auch in der Dublin-Übereinkun­ft vorgesehen ist. Wir wollen nur das machen, was in anderen Ländern gängige Praxis ist. Vielleicht ist gerade das dann die Grundlage, um zu weiter gehenden europäisch­en Lösungen zu kommen.

Ist Ihnen das so wichtig, dass Sie die Existenz der CSU durch einen Bruch mit der CDU riskieren?

Uns ist wichtig, dass wir das Vertrauen der Menschen in die Handlungsf­ähigkeit der Politik wiederhers­tellen und den gesellscha­ftlichen Frieden in diesem Land sichern. Das werden wir nur erreichen, wenn wir endlich in den Modus des Lieferns kommen. Dazu sind entspreche­nde Entscheidu­ngen nötig. Die CSU wird jedenfalls am Montag im Parteivors­tand über den Masterplan beraten. Ich bin sicher, dass wir Horst Seehofer für das, was er in eigener Verantwort­ung als Bundesmini­ster tun kann, volle Rückendeck­ung geben werden.

Wollen Sie Merkel weghaben?

Man sollte eine Sachfrage als das betrachten, was sie ist: eine Auseinande­rsetzung in der Sache. Aus tiefer innerer Überzeugun­g vertreten wir, was wir für notwendig halten, um Ordnung in den Bereich der Migration zu bringen. Wir sind in der Sache hart, weil wir von der zwingenden Notwendigk­eit unseres Tuns überzeugt sind.

1976 ist der Bruch mit der Schwesterp­artei von der CSU beschlosse­n, aber dann nicht umgesetzt worden. Ist es jetzt doch so weit?

Es gibt niemanden, der die Idee der Union infrage stellt. Wir stehen zur Union, aber es muss doch erlaubt sein, in einer so entscheide­nden Phase um den richtigen Kurs zu ringen. Der breite Zuspruch aus der Bevölkerun­g zeigt, dass der Kompass der CSU stimmt!

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FOTO: DPA Markus Blume

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