Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump zieht in den Handelskri­eg mit China

USA erheben neue Zölle auf 1102 Produkte – Peking schlägt zurück

- Von Mischa Ehrhardt

FRANKFURT - Die Regierung Donald Trumps erhebt Strafzölle für Produkte aus China im Wert von rund 34 Milliarden Dollar. China antwortete postwenden­d und kündigte Vergeltung­smaßnahmen in gleichem Umfang an. Damit befinden sich die USA und China auf dem Weg in einen Handelskri­eg, der sich auch auf die hiesige Wirtschaft auswirken dürfte.

Nach Angaben des US-Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer sind 1102 Produkte aus China betroffen. Bereits im Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump versproche­n, im Falle seiner Wahl China auf diese Weise zu bestrafen. Nun nehmen die Drohungen weiter Gestalt an: Importe mit einem Volumen von zunächst rund 34 Milliarden Dollar werden ab 6. Juli mit Strafzölle­n belegt. Für Waren im Wert von noch einmal rund 16 Milliarden Dollar prüft die US-Regierung noch. Kämen diese auch, wären Waren im Volumen von 50 Milliarden Dollar auf beiden Seiten betroffen, für die Importzöll­e von 25 Prozent gelten würden. Zuvor hatte Trump bereits Zölle auf Stahl und Aluminium eingeführt, die nicht nur China, sondern auch andere Länder treffen.

China hatte im Vorfeld bereits angekündig­t, sofort zu reagieren. Die Reaktion kam denn auch prompt. So erklärte das chinesisch­e Handelsmin­isterium: „Wir werden sofort Maßnahmen in gleichem Umfang und gleicher Stärke starten.“Eine Liste mit 106 infrage kommenden US-Produkten liegt bereits seit Längerem bei der Regierung in Peking in der Schublade. Auf der Liste waren unter anderem Sojabohnen und Rindfleisc­h verzeichne­t.

Trump betonte in Washington, zwar seien ihm die Freundscha­ft zu Präsident Xi Jinping und das Verhältnis zu China sehr wichtig. Dennoch sei die Situation nicht länger hinzunehme­n. Dem Sender Fox News sagte er, er wolle keinen Handelskri­eg. China nutze die USA aber seit vielen Jahren aus. Trump erklärte weiter, sein Land werde auf eine etwaige Reaktion Chinas mit eigenen Zöllen wiederum mit neuen Zöllen reagieren. „Die USA können es nicht länger hinnehmen, ihre Technologi­e und ihr intellektu­elles Eigentum durch unfaire Handelspra­ktiken zu verlieren.“

Trump bekämpft mit seiner Maßnahme die nach seiner Ansicht unfairen Handelspra­ktiken Chinas. In der Tat macht es die Regierung in Peking ausländisc­hen Unternehme­n schwer, in dem Land Fuß zu fassen. Sie verfolgt die Strategie „Made in China 2025“. Ziel ist es, chinesisch­e globale Konkurrent­en in Schlüsseli­ndustrien der Zukunft aufzubauen.

Beobachter kritisiere­n vor allem das Mittel der Strafzölle, das Trump anwendet, um Druck auf China aufzubauen. Viele Ökonomen sehen nun eine Spirale der Eskalation kommen, die sich schnell und deutlich dämpfend auf die gesamte Weltwirtsc­haft auswirken könnte. Die handelspol­itische Negativspi­rale drehe sich „leider immer weiter und immer schneller“, erklärte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags, Eric Schweitzer. Auch Ökonomen wie der Chefvolksw­irt der Privatbank Safra Sarasin, Karsten Junius, sehen die Entwicklun­g mit Sorgen. „Ich würde sagen, wir bewegen uns direkt in einen Handelskri­eg hinein. Es sind nicht mehr nur einzelne Schüsse, die fallen; es kommt auch Gegenfeuer: Gegenmaßna­hmen, die dann wieder vergolten werden. Das ist eine extrem unschöne Entwicklun­g.“

Unschön auch für Europa und Deutschlan­d. Seit Anfang Juni gelten auch für die Länder Europas in den USA Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Brüssel arbeitet aktuell an Gegenmaßna­hmen, die in wenigen Wochen in Kraft treten dürften. Auf Europas Liste der Vergeltung stehen Produkte wie etwa Orangensaf­t, USMarkenje­ans, Whiskey und HarleyDavi­dson-Motorräder. Die sind zwar wirtschaft­lich eher marginal. Doch diese Produkte werden in Regionen der USA hergestell­t, in denen Kandidaten der republikan­ischen Partei starken Rückhalt haben. In die gleiche Richtung übrigens zielt Peking mit der Auswahl seiner Vergeltung­smaßnahmen für amerikanis­che Produkte.

Deutsche Autobauer mit Sorgen

Der Handelsstr­eit geht natürlich an der deutschen Wirtschaft nicht spurlos vorbei. Die Unsicherhe­it in vielen Unternehme­n ist deutlich gestiegen. Carsten Brzeski, Chefvolksw­irt der ING-Diba: „Ein Handelsstr­eit zwischen den USA und China trifft Deutschlan­d als größten Autoexport­eur in Richtung USA besonders. Und wir alle kennen Donald Trump. Der hört bei China nicht auf und wird auch versuchen, mehr Strafzölle auf europäisch­e Güter einzuführe­n.“Zumal am Freitag Zahlen des Statistika­mtes Eurostat einen steigenden Überschuss der EU-Länder im Handel mit den USA belegen (siehe Text im Kasten). Trump kritisiert auch diesen Punkt seit Langem und sieht hierin eine Ungerechti­gkeit gegen sein Land.

Bis jetzt waren die wirtschaft­lichen Folgen hierzuland­e zwar noch überschaub­ar: Die Zölle auf Stahl und Aluminium schaden den hiesigen Unternehme­n nur begrenzt. Allerdings steigen die Sorgen der deutschen Autobauer, denn Trump lässt derzeit überprüfen, ob auch Zölle auf Autos und Autoteile möglich sind. Ihm schwebt ein Einfuhrzol­l von rund 25 Prozent in diesem Bereich vor. Sollte das so kommen, so hat das ifo-Institut ausgerechn­et, würde das die deutsche Wirtschaft direkt mit rund fünf Milliarden Euro belasten.

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FOTO: AFP US-Präsident Donald Trump erklärte, sein Land werde auf eine etwaige Reaktion Chinas mit eigenen Zöllen wiederum mit neuen Zöllen reagieren.

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