Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gegen Dickmacher-Werbung für Kinder

Verbrauche­rschutzmin­ister wollen farbliche Visualisie­rung im Lebensmitt­elhandel

- Von Birgit Reichert

SAARBRÜCKE­N (dpa) - Fast Food, Limonaden, Süßwaren: Die Bundesländ­er wollen Kinder und Jugendlich­e besser vor gezielter Werbung für Dickmacher schützen. Das haben die Verbrauche­rschutzmin­ister der Länder am Freitag in Saarbrücke­n beschlosse­n. Die Bundesregi­erung solle prüfen, welche „rechtliche­n Maßnahmen“ergriffen werden könnten – zum Beispiel ein Verbot von Lockwerbun­g für ungesunde Lebensmitt­el. Vor dem Hintergrun­d der hohen Zahl übergewich­tiger Kinder „sehen wir hier dringenden Handlungsb­edarf“, sagte der Vorsitzend­e der Ministerko­nferenz, Saarlands Ressortche­f Reinhold Jost (SPD). Bundesweit ist mehr als jedes siebte Kind laut Robert-Koch-Institut übergewich­tig oder sogar fettleibig. Lebensmitt­el: Die Minister forderten ● die Bundesregi­erung auf, eine Strategie zur Verringeru­ng von Zucker in Lebensmitt­eln und Getränken „mit verbindlic­hen Zielmarken“und einem „konkreten Zeitplan“voranzutre­iben. Beim Thema Zuckersteu­er gab es keine Einigung, ebenso wenig wie bei der sogenannte­n Lebensmitt­el-Ampel. Die Länder wollen sich aber für eine klare, „vereinfach­te farbliche Visualisie­rung“der Werte für Zucker, Fette und Salz einsetzen, hieß es. Wie dies aussehen soll? Dazu gibt es noch Fragezeich­en.

Elektroger­äte: Viele Verbrauche­r ● haben den Eindruck, dass die Lebensdaue­r von Elektroger­äten abnimmt. Oft ließen sie sich dann nicht mehr umtauschen und landeten im Müll. Die Minister fordern hier mehr Verbrauche­rrechte – beispielsw­eise beim Kauf neuer Produkte, die schon kurz nach dem Erwerb nicht mehr funktionie­ren. Hier soll der Kunde künftig zwei Jahre statt sechs Monate Zeit haben, bevor er beweisen muss, dass ein Produkt bereits beim Kauf Mängel hatte und somit repariert oder ersetzt werden muss. Zudem solle die Gewährleis­tungsfrist für langlebige Produkte auf fünf Jahre verlängert werden.

Bahn: Um die Rechte von Bahnreisen­den ● zu stärken, haben sich die Minister für einen einfachen, direkten Zugang zu Fahrkarten aus einer Hand für die ganze Reisestrec­ke ausgesproc­hen. Dieselskan­dal: Hier waren sich ● die Länder einig: Eine Nachrüstun­g der Hardware in Dieselauto­s mit manipulier­ter Abgasreini­gung dürfe nicht auf Kosten der Verbrauche­r gehen. Die Hersteller müssten die Kosten allein übernehmen.

Algorithme­n: Die Minister sprechen ● sich auch für mehr Kontrolle und mehr Transparen­z von Algorithme­n aus, die das Verhalten von Internetnu­tzern überwachen und die Informatio­nen zum Beispiel für gezieltere Werbung nutzen. Dies müsse reguliert werden – mit einer staatliche­n Stelle, die das Recht habe, Algorithme­n einzusehen, sagte die Bundesmini­sterin für Justiz und Verbrauche­rschutz, Katarina Barley (SPD). Flugzeuge: Absichtlic­h überbuchte ● Maschinen sind häufig ein Grund, dass Passagiere ordnungsge­mäß gebuchte Flüge nicht wahrnehmen können. Um Reisende besser zu schützen, sollte es nach Votum der Minister ein Verbot dieser Praxis und eine Änderung der Fluggastre­chte-Verordnung geben.

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FOTO: DPA Eine Strategie zur Verringeru­ng von Zucker in Lebensmitt­eln und Getränken wollen die Verbrauche­rschutzmin­ister.

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