Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Drei Mal Russland und zurück
Altheimer Dieter Spitzfaden hat Tickets für die WM-Spiele mit der deutschen Mannschaft
RIEDLINGEN - Dieter Spitzfaden hat etwas, um das ihn viele deutsche Fußballfans beneiden. Der Altheimer hat sowohl eine Fan-ID für die Weltmeisterschaft in Russland – eine Art Visum – als auch Tickets für die deutschen Spiele. Sollte das deutsche Team so weit kommen, wird Spitzfaden die Mannschaft ins Halbfinale begleiten. Drei Hin- und Rückflüge bis dahin inklusive, denn der 64-Jährige kehrt immer wieder in den Alltag zurück.
Am Sonntag, 17. Juni, um 17 Uhr nach unserer Zeit greift die deutsche Mannschaft erstmals ins WM-Turnier ein. Dann steht das Spiel gegen Mexiko auf dem Programm. Während sich die meisten deutschen Fans um den Fernseher scharen, wird Dieter Spitzfaden die Nationalmannschaft im Stadion anfeuern. Der Altheimer hat sich bei der FIFA um Tickets für die deutschen Spiele beworben – und ist ausgelost worden.
Dabei ist sein diesjähriger WMTrip ganz schön stressig. Denn der Altheimer kann nicht vier Wochen am Stück in Russland bleiben, sondern kehrt immer wieder zurück. So fliegt er zum ersten Spiel nach Moskau, um die deutsche Mannschaft zu sehen. Das macht er auf eigene Faust, hat das auch selbstständig organisiert. Zum zweiten Spiel geht es kommenden Samstag nach Sotschi am Schwarzen Meer, ehe am 3. Spieltag das Spiel gegen Südkorea ansteht – in Kasan. Für diese beiden Gruppenspiele hat sich der Altheimer einer Reisegruppe mit deutschen Fans angeschlossen. Das ist zentral organisiert worden. Danach geht es wieder zurück.
Auch den Flug fürs Achtelfinale hat er schon gebucht. Das hat er etwas auf gut Glück getan. Er geht davon aus, dass die Deutschen in ihrer Gruppe den 1. Platz belegen und dann am 3. Juli in St. Petersburg spielen. Denn der Fußballfan aus Altheim traut der deutschen Mannschaft einiges zu, trotz der schlechten Leistungen zuletzt. „Die letzten beiden Spiele waren enttäuschend“, sagt er. Aber im Turnier wird sich das Team steigern. Er setzt auf einen Sieg gegen Mexiko zum Auftakt: „Die werden sich zwar heftig wehren“, glaubt er. Aber sobald die Deutschen das erste Tor geschossen haben, ist das Spiel entschieden. Schweden hält er für den stärksten Gruppengegner. Hier könnte es auch
auf ein Unentschieden hinauslaufen. Südkorea dürfte dagegen kein Problem sein, glaubt Spitzfaden.
Natürlich freut sich Dieter Spitzfaden auf die Spiele des deutschen Teams, aber auch auf das Drumherum. Auf das Zusammentreffen mit anderen deutschen Fans, auf die Stimmung in und um das Stadion. Und er freut sich auch, Land und Leute kennen zu lernen. „Ich war noch nie in Russland“, sagt er. Beim ersten Spiel hat er nur vier Stunden in Moskau. Doch die will er für einen Besuch der Stadt nutzen. „Den Roten Platz sollte man mal gesehen haben“, sagt er. Für die weiteren Vorrundenspiele, wenn er mit der Reisegruppe unterwegs ist, sind auch Touren und Ausflüge organisiert, so dass er mehr sieht als nur Stadien und Hotel. Und auch den einen oder anderen Promi wird er zu Gesicht bekommen.
Denn Spitzfaden hat bereits Erfahrung in Sachen NationalmannschaftsTourismus. Zum ersten Mal war er 2014 bei der WM in Brasilien mit dabei. 16 Tage hat er damals in Südamerika verbracht. Die Tour wurde über den gleichen Reiseveranstalter wie nun vorbereitet. Da gab es jeden Abend WM-Partys, da wurden Folkloreabende organisiert, da wurde das Land erkundet. Eine beeindruckende Reise, an der unter anderem auch der ehemalige Leverkusener Manager Rainer Calmund teilgenommen hat. Der soll im Übrigen auch dieses Jahr wieder dabei sein.
Bedenken wegen der Hooligans und der berüchtigten russischen Schlägerszene hat Dieter Spitzfaden nicht. Zum einen ist das russische Team an anderen Spielorten unterwegs, zum anderen will er sich von Streitigkeiten fern halten. Und überhaupt: Bei Spielen von Nationalteams gehe es friedlich zu, das sei eine andere Atmosphäre als bei BundesligaSpielen. Die Fans der gegnerischen Teams treffen sich vorher, trinken was zusammen. „Mit den Fans aus Ghana war es toll“, erinnert sich etwa Spitzfaden an das Vorrundenspiel in Brasilien.
Ab dem möglichen Viertelfinale ist Dieter Spitzfaden wieder mit einer Reisegruppe im Schlepptau des DFBTeams unterwegs. Und wenn alles gut läuft und die deutsche Mannschaft bis ins Halbfinale kommt, ist Spitzfaden dank eines sogenannten „Follower-Tickets“auch dort dabei. Als Fan des deutschen Teams würde man sich wünschen, dass Dieter Spitzfaden also ganz lang in Russland bleiben wird.