Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Weltmeister im Style
Mit Nigeria und Kroatien treten am Samstag die zwei Teams mit den auffälligsten Trikots an – Nigeria-Coach Rohr hat freilich andere Sorgen
RAVENSBURG (coko) - Der künftige Fußball-Weltmeister wird bei der Partie Kroatien gegen Nigeria am Samstag (21 Uhr/ZDF) wahrscheinlich nicht auf dem Platz stehen. Doch in Sachen Mode sind beide Teams ganz vorne.
Mit ihrem weiß-roten Schachbrettmuster auf den Hemden, bringen die Kroaten Farbe ins Spiel. Die Karos zieren die Trikots traditionell und sind dem Muster auf dem Landeswappen nachempfunden. Ausrüster Nike hat mit dem Dress das Rad sicher nicht neu erfunden, allerdings scheint es, als wollten die Kroaten nicht länger kleinkariert spielen. Die Karos fallen in diesem Jahr deutlich größer aus als noch bei der WM 2014. Auffällig auch das Zickzackmuster beim Übergang von Weiß und Rot.
Noch einmal deutlich abenteuerlicher und bunter geht es auf dem Trikot der nigerianischen Nationalmannschaft zu: weiß-hellgrünes Zickzackmuster zieht sich über das Dress, die Ärmel sind schwarz-weiß gezackt. Um die guten Stücke der Westafrikaner hat sich ein Hype entwickelt. Unter Fans gilt das Nike-Trikot der Super Eagles, das rund 85 Euro kostet, als das beliebteste der WM. Innerhalb weniger Stunden war es weltweit ausverkauft. Nach Angaben des nigerianischen Verbandes gab es inzwischen rund drei Millionen Bestellungen. Die Retrotrikots sollen an die der ersten WM-Teilnahme des Landes im Jahr 1994 erinnern. Tatsächlich war damals aber weniger Lametta. Doch 1994 wäre ein gutes Vorbild. Damals überstand Nigeria die Vorrunde, scheiterte unglücklich gegen Italien in der Verlängerung im Achtelfinale.
Ihren Style beweisen die Super Eagles auch mit ihrem Reiseoutfit. Das Team flog einheitlich in weißen Anzügen, auf die das grüne Verbandslogo gestickt war, nach Russland. Dazu trugen sie einen Hut, Lederslipper und eine elegante Hose – auch alles in weiß. Nur einer sah im auffälligen Ausgehanzug etwas verloren aus: Nigerias deutscher Trainer Gernot Rohr. Der gebürtige Mannheimer, der seit den 1980erJahren überwiegend in Bordeaux zu Hause ist und auch den französischen Pass hat, mag es lieber etwas seriöser.
Doch Rohr bereiten ganz andere Dinge Probleme in Nigeria. „Das ist schon sehr kompliziert, in Nigeria werden über 450 Sprachen gesprochen. Es ist kaum möglich, einen einheimischen Nationaltrainer zu engagieren, denn er würde von Mitgliedern anderer Stämme nicht akzeptiert werden“, sagte der 64-Jährige. Zudem sei Nigeria sehr fußballbegeistert und die Hektik vor einer Weltmeisterschaft daher groß. „Es gibt 190 Millionen potenzielle Nationaltrainer, die Journalisten wollen Spieler ins Team schreiben. Aber ich entscheide autonom, das ist wichtig für mich“, sagte Rohr, der bereits seit 2010 afrikanische Mannschaften trainiert. Erst in Gabun und im Niger, dann in Burkina Faso, seit 2016 nun Nigeria.