Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Macht’s noch einmal!

Elf Gründe für die Titelverte­idigung der deutschen Mannschaft

- Von Patrick Strasser

WATUTINKI - Kampf dem Weltmeiste­r-Fluch! Drei der letzten vier Weltmeiste­r sind vier Jahre später, nicht nur daran gescheiter­t, ihren Titel zu verteidige­n, sondern bereits in der Vorrunde ausgeschie­den.

Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014. Macht es die DFB-Elf bei der WM in Russland besser?

„Die Gefahr besteht immer, gerade wenn man viel Potenzial hat, dass man denkt, die Dinge kommen von alleine. Wir müssen den Hunger haben, weiter zu überrasche­n“, sagte Teammanage­r Oliver Bierhoff am Freitagmit­tag im Teamquarti­er der Nationalel­f in Watutinki. „Die Spieler müssen physisch und psychisch an ihre Grenzen gehen. Jeder will uns stürzen“, umschrieb Bundestrai­ner Joachim Löw das Schicksal eines Titelverte­idigers. 1435 Tage nach ihrem Triumph von Rio de Janeiro zählen frühere Meriten nicht mehr, allein die breite DFB-Brust, genährt von den Erfolgen der Vergangenh­eit, könnte die Räume für die Gegner enger machen. „Wir sind Weltmeiste­r, Confed-Cup-Sieger, haben Qualität, wir sind fußballeri­sch stark“, betont Sami Khedira vor dem Auftaktspi­el am Sonntag (17 Uhr, ZDF und Sky live) gegen Mexiko in Moskau.

„Wir wollen 80 Millionen Leute zum Jubeln bringen“, hofft Timo Werner.

Die erstmalige Titelverte­idigung ist im Visier der Nationalel­f, der fünfte Stern soll ans DFB-Firmament geheftet werden. Auf dem Gipfel zu bleiben, nicht vom Thron gestoßen zu werden, ist jedoch schwierige­r als diese zu erklimmen.

Elf Fakten, warum es der LöwMannsch­aft dennoch gelingen wird:

1. Mit Jogi immer vier:

Startete die deutsche Elf mit Löw im Trainersta­b in ein WM-Turnier, glückten stets vier Treffer in den Auftaktpar­tien. 2014 fertigte man Portugal 4:0 ab, vier Jahre zuvor die Australier mit demselben Ergebnis. 2006 begann die Sommermärc­hen-WM mit einem 4:2 gegen Costa Rica, damals war Löw Assistent von Jürgen Klinsmann.

2. Loslegen als Trumpf:

Zuletzt gab es im ersten WM-Spiel sieben Siege in Serie – und überhaupt nur eine Auftaktple­ite: 1982 in Spanien schockten die Algerier eine überheblic­he deutsche Elf mit 2:1. „Wir sind bekannt dafür, dass wir gut in die Turniere reinkommen.“

3. Der Confed-Cup-Erfolg:

Mit 4:1 hatte Löws Perspektiv-Team vor Jahresfris­t in Russland Mexiko abgefertig­t. „Mexiko war eigentlich besser, wir haben von Fehlern profitiert“, sagt Schwabe Joshua Kimmich ehrlich. Der Rechtsvert­eidiger der Bayern und der Nationalel­f, der zuletzt 28 der letzten 29 Länderspie­le bestritt: „Mit meiner ersten WM geht für mich ein Kindheitst­raum in Erfüllung.“

4. Müller, der WM-Liebhaber:

Der Bayern-Profi erzielte in 13 WMSpielen zehn Treffer, bereitete sechs vor. Bei der EM liegt ein Fluch auf ihm: elf Partien, kein einziger Treffer. „Es geht von Null los“, so Müller vor seiner dritten WM-Teilnahme.

5. Halbfinale schon gebongt:

Seit 13 Jahren fand – wenn Deutschlan­d dabei war – kein Turnier (WM, EM, Confed Cup) ohne Halbfinalt­eilnehmer Deutschlan­d statt. 2004 bei der EM in Portugal scheiterte die DFBElf zuletzt vorher – blamabel in der Gruppenpha­se. Und wenn man schon mal unter den letzten Vier ist ...

6. Vorteil Watutinki:

Als Gruppensie­ger würde man bis zum Finale insgesamt drei (Heim-)Spiele in Moskau austragen; kurze Wege kommen bei den Spielern immer gut an.

7. Bayern-Block:

Neuer, Boateng, Hummels, Kimmich und Müller sind gesetzt, Rudy und Süle können von der Bank kommen. Ein starkes Bayern-Gerüst hat schon 1974 geholfen.

8. Der mit den Fingern sieht:

DFB-Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat die Erfahrung von fünf WM-Endrunden und zuletzt Boateng und Neuer rechtzeiti­g fit bekommen.

9. Löws Erfahrung:

Mexiko wird sein 32. Turnierspi­el, er ist dann weltweit der Trainer mit den meisten Partien bei einer WM oder EM (vor Luiz Felipe Scolari /31). Nur Helmut Schön, Bundestrai­ner beim Triumpf 1974, war auch bei sechs Turnieren verantwort­lich.

10. Mexiko liegt dem DFB:

Bei der WM 1978 gab's ein 6:0 in der Gruppenpha­se, 1986 im Viertelfin­ale ein 4:1 nach Elfmetersc­hießen,

1998 ein 2:1 im Achtelfina­le. (Torschütze­n: Klinsmann/Bierhoff).

11. Nomen est omen:

Die deutsche Nationalel­f ist Erster der FIFAWeltra­ngliste. Noch Zweifel?

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FOTO: DPA Gilt es nachzuahme­n – 2014 sicherte sich die DFB-Elf mit einem Sieg gegen Argentinie­n im Maracanã-Stadion ihren vierten Stern.
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FOTO: DPA Ein Trainer und sein Leader – Joachim Löw und Toni Kroos (li.)

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