Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Milliarden­gewinne mit Griechenla­nd-Hilfe

Deutschlan­d profitiert von Zinsen – Debatte über Umgang mit den 2,9 Milliarden Euro

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BERLIN (dpa) - Deutschlan­d ist einer der größten Profiteure der Milliarden­hilfen zur Rettung Griechenla­nds und hat seit dem Jahr 2010 insgesamt mindestens 2,9 Milliarden Euro an Zinsgewinn­en verdient. Das geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Der Regierungs­antwort zufolge gab es seit 2010 vor allem Gewinne aus Ankäufen griechisch­er Staatsanle­ihen im Rahmen des „Securities Markets Programme“(SMP) der Europäisch­en Zentralban­k, die bei der Bundesbank anfielen und dem Bundeshaus­halt überwiesen wurden. Auch die Bundesbank kaufte die Staatspapi­ere.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) erwägt, einen Teil der hohen Zinsgewinn­e an Athen abzutreten. Solche Gewinne seien den Griechen früher zur Verfügung gestellt worden, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag vor den Beratungen der Eurogruppe. Der GrünenHaus­haltsexper­te Sven-Christian Kindler forderte umfassende Schuldenna­chlässe für Athen. „Deutschlan­d hat massiv von der Krise in Griechenla­nd profitiert“, so Kindler.

Frühere Vereinbaru­ngen sahen vor, dass Griechenla­nd bei Erfüllung aller Spar- und Reformaufl­agen die SMP-Gewinne ausbezahlt werden. Der Antwort zufolge wurde aber nur 2013 ein Gesamtbetr­ag aus allen SMP-Gewinnen von zwei Milliarden Euro an Athen transferie­rt.

BERLIN (dpa) - Deutschlan­d ist einer der größten Profiteure der Milliarden­hilfen zur Rettung Griechenla­nds und hat seit dem Jahr 2010 insgesamt mindestens 2,9 Milliarden Euro an Zinsgewinn­en verdient. Das geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Der Regierungs­antwort zufolge gab es seit 2010 vor allem Gewinne aus Ankäufen griechisch­er Staatsanle­ihen im Rahmen des „Securities Market Programme“(SMP) der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), die von der Bundesbank gehalten und dem Bundeshaus­halt überwiesen wurden.

Die Gewinne ergeben sich vor allem aus den Zinszahlun­gen der Anleihen. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) erwägt, einen Teil der hohen Zinsgewinn­e an Athen abzutreten. Solche Gewinne seien den Griechen früher zur Verfügung gestellt worden, sagte der SPD-Politiker vor Beratungen der Eurogruppe in Luxemburg. Die Finanzmini­ster würden diskutiere­n, „wie dies wieder der Fall sein kann als Teil der Entwicklun­g für die Zukunft“.

Seit 2014 gab es keine Abführung von SMP-Gewinnen mehr an Athen. Bei der Bundesbank wurden bis 2017 der Antwort des Finanzmini­steriums zufolge rund 3,4 Milliarden Euro an Zinsgewinn­en aus den SMP-Käufen erzielt. Nur 2013 und 2014 wurden Gewinne von rund 900 Millionen Euro abgeführt an den Euro-Rettungssc­hirm ESM und an Griechenla­nd, was unter dem Strich einen verbleiben­den Gewinn von 2,5 Milliarden Euro bedeutet. Hinzu kommen Zinsgewinn­e von 400 Millionen Euro aus einem Darlehen der Förderbank KfW: Das ergibt die Summe von 2,9 Milliarden.

Die Ankäufe über den Sekundärma­rkt waren wichtig, damit Griechenla­nd sich weiter finanziere­n konnte, zusätzlich wurden Rettungssc­hirme aufgespann­t, erst der vorläufige EFSF, dann der permanente Rettungssc­hirm ESM. Knapp 274 Milliarden Euro an Hilfskredi­ten hat Griechenla­nd von den Geldgebern erhalten – und massiv von Zinsrabatt­en und anderen Erleichter­ungen profitiert.

Der Grünen-Haushaltse­xperte Sven-Christian Kindler forderte wegen der deutschen Gewinne umfassende Schuldenna­chlässe für Athen. „Entgegen allen rechten Mythen hat Deutschlan­d massiv von der Krise in Griechenla­nd profitiert“, sagte Kindler. „Es kann nicht sein, dass die Bundesregi­erung mit Milliarden an griechisch­en Zinsgewinn­en den deutschen Haushalt saniert“, kritisiert­e er. Griechenla­nd habe hart gespart und seine Verpflicht­ungen eingehalte­n: „Jetzt muss die Eurogruppe ihr Verspreche­n auch einhalten.“Deutschlan­d und Europa stünden im Wort, um Athen unter die Arme zu greifen, sagte Kindler.

Frühere Vereinbaru­ngen sahen vor, dass Griechenla­nd bei Erfüllung aller Spar- und Reformaufl­agen die SMP-Gewinne aus den Anleihekäu­fen anderer Staaten ausbezahlt werden sollen. Der Antwort zufolge wurde aber nur 2013 ein Gesamtbetr­ag aus allen SMP-Gewinnen von zwei Milliarden Euro an Athen transferie­rt. 2014 gingen rund 1,8 Milliarden Euro auf ein Sperrkonto des Euro-Rettungssc­hirms ESM. Davon flossen aus Deutschlan­d die genannten 900 Millionen Euro.

Das dritte Kredit-Hilfsprogr­amm von bis zu 86 Milliarden Euro läuft im August aus. Zuletzt war der Druck auch auf Scholz gewachsen, umfangreic­heren Erleichter­ungen für Athen zuzustimme­n, damit das Land sich wieder selbst finanziere­n kann.

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FOTO: AFP Ladenzeile in Thessaloni­ki: Während Griechenla­nd unter den Sparauflag­en leidet, hat der Bundeshaus­halt von den Rettungspa­keten profitiert.

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