Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Selbststän­digkeit ist die bessere Option“

Generalver­sammlung: Vorstand der Federseeba­nk geht auf geplatzte Fusion ein

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Vier Prozent Dividende schüttet die Federseeba­nk nach einem zufriedens­tellenden Geschäftsj­ahr 2017 an ihre Mitglieder aus. Bei verbessert­em Bilanzgewi­nn, Zuwächsen beim Kundengesc­häft und gestärktem Eigenkapit­al habe sich die kleine Genossensc­haftsbank im vergangene­n Jahr „insgesamt gut entwickelt“, urteilte Klemens Bogenriede­r. Bei der Generalver­sammlung am Mittwochab­end im vollen Bad Buchauer Kurzentrum ging der Vorstandsv­orsitzende aber auch auf die geplatzte Fusion mit der Raiffeisen­bank Bad Schussenri­ed ein.

Bei der vergangene­n Generalver­sammlung hatte sich die Federseeba­nk noch den Rückenwind ihrer Mitglieder für die geplante Fusion mit der Raiffeisen­bank Bad Schussenie­d eingeholt. Ein Jahr später steht nun fest: Eine Raiffeisen­bank Oberschwab­en wird es nicht geben. Nachdem die Federseeba­nk im Oktober ihre Mitglieder informiert hatte, ging Vorstandsv­orsitzende­r Klemens Bogenriede­r in der Generalver­sammlung noch einmal auf die geplatzte Fusion ein. „Nach gewissenha­fter Abwägung aller Entscheidu­ngsgrundla­gen“habe sich die Federseeba­nk für den Erhalt der Selbststän­digkeit entschiede­n. Für einen Schritt dieser Tragweite gebe es nie nur einen alleinigen Grund, so Bogenriede­r. Ziel der Fusionsges­präche sei stets „die Sicherung unserer nachhaltig­en Zukunftsfä­higkeit“gewesen, betonte Bogenriede­r. Nach diesem Maßstab seien Chancen und Risiken einer Verschmelz­ung beurteilt worden. „Nach abschließe­nder Bewertung aller Planungsun­d Gesprächse­rgebnisse waren wir der Überzeugun­g, dass die Beibehaltu­ng unserer Selbststän­digkeit zum jetzigen Zeitpunkt die bessere Option ist“, fasste Bogenriede­r zusammen – schloss damit aber eine Fusion in den nächsten Jahren nicht aus.

Der Trend im Bankensekt­or gehe schließlic­h eindeutig in diese Richtung. Habe es 2017 noch 1232 VR-Banken gegeben, war ihre Zahl zehn Jahre später schon auf 915 Banken zurückgega­ngen. Die durchschni­ttliche Bilanzssum­me habe sich dabei auf 974 Millionen Euro verdoppelt. Mit einer Bilanzsumm­e von 108 Millionen Euro zähle die Federseeba­nk freilich zu den kleineren Genossensc­haftsbanke­n – und daran hätte sich wohl auch nichts geändert, wäre die Bank in die geplante Raiffeisen­bank Oberschwab­en mit 279 Millionen Euro Bilanzsumm­e aufgegange­n. Nach wie vor wolle die Federseeba­nk aber mit den Schussenri­edern eine „gute und kollegiale Nachbarsch­aft und Zusammenar­beit“pflegen, sagte Bogenriede­r, ohne aber auf Details der nicht vollzogene­n Fusion einzugehen.

Ein Besucher nahm die Generalver­sammlung deshalb zum Anlass, um nachzuhake­n, ob nicht doch „persönlich­e Differenze­n“die Fusion zum Platzen gebracht hätten. „Es ist nicht so gewesen, dass hier persönlich­e Dissonanze­n und die Postenbese­tzung das Momentum waren, um die Gespräche so abzuschlie­ßen“, antwortete Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Hubert Schmid. Der Entschluss sei die „Summe der Abwägung aller Fakten und aller Emotionen“gewesen.

Zuvor hatte Schmid trotz „parallel stattfinde­nder WM“rund 240 Besucher im großen Saal begrüßt, darunter einige Bürgermeis­ter aus dem Federseera­um und die Musikkapel­leTiefenba­ch unter Dirigent Wolfgang Marquart, die mit schmissige­n Melodien die Gäste unterhielt­en. Neben unterhalts­amen Vorträgen von NabuLeiter Jost Einstein über die Federseena­tur und Federseeba­nk-Vorstand Ulrich Bossler über das Raiffeisen­jahr 2018 standen Regularien und der Bericht über das Geschäftsj­ahr 2017 von Klemens Bogenriede­r an.

Der Vorstandsv­orsitzende ging hier insbesonde­re auf zwei Herausford­erungen ein, die den Geschäftsa­lltag der Federseeba­nk prägen: die Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k und die zunehmende Bürokratie, zum einen durch die Regulierun­gsanforder­rungen der europäisch­en Bankenaufs­icht, zum anderen durch den Verbrauche­rschutz. So müssten nun etwa für sämtliche Beratungsg­espräche Tonbandauf­nahmen angefertig­t werden, berichtete Bogenriede­r. Durch die Digitalisi­erung erwarte die Bank aber auch Erleichter­ungen, etwa durch mobile Bankanwend­ungen wie die VR-Banking-App, die eine Ergänzung zum Bargeldser­vice an den fünf Standorten rund um den Federsee darstelle. Eine Zusammenle­gung der Geschäftss­tellen sei auch 2018 nicht geplant, blickte Bogenriede­r voraus.

WEITERER BERICHT FOLGT.

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FOTO: GRÜ Klemens Bogenriede­r
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FOTO: GRÜ Hubert Schmid
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FOTO: GRÜ Ulrich Bossler

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