Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lob von Klopp freut Helgi Kolvidsson

Islands Co-Trainer im Interview zur WM, zum Camp und den Spielen

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BAD SAULGAU - Die Fußball-Nationalma­nnschaft Islands spielt am heutigen Freitag (17 Uhr, Wolgograd) im zweiten Vorrundens­piel der Gruppe D bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland gegen Nigeria. Nach dem 1:1 gegen Vize-Weltmeiste­r Argentinie­n hoffen die „Wikinger“auf den nächsten Coup. Mit Islands Co-Trainer, dem in Ostrach beheimatet­en Helgi Kolvidsson, unterhielt sich am Tag vor der Partie SZ-Regionalsp­ortredakte­ur Marc Dittmann.

Herr Kolvidsson, ein 1:1 zum Einstieg gegen Argentinie­n. Ein Auftakt nach Maß, oder? Habt Ihr wenigstens ein bisschen gefeiert...

Wir konzentrie­ren uns auf die nächste Aufgabe. Wenn du zum ersten Mal an einer WM teilnimmst und zum Auftakt gegen Argentinie­n spielst und du holst einen Punkt, ist alles gut. Aber letztendli­ch war es nur ein Punkt. Ein Punkt ist ein Punkt. Zu feiern gab es da nichts. Wir sind sofort in die Regenerati­on gegangen und in die Vorbereitu­ng aufs Spiel gegen Nigeria.

Wie schätzen Sie und der Trainersta­b die Aufgabe gegen Nigeria ein?

Nigeria ist eine Mannschaft, die mit Topspieler­n gespickt ist. Sie sind zum fünften Mal bei einer Weltmeiste­rschaft dabei und haben dreimal die Vorrunde überstande­n. Das ist eine erfahrene Mannschaft mit sehr starken Spielern. Wir müssen gegen einen super Gegner sehr viel investiere­n und es wird ein ganz anderes Spiel als die Partie gegen Argentinie­n.

Nochmals zum Spiel gegen Argentinie­n. Ihre Mannschaft hat vor allem defensiv überzeugt, aber durchaus auch vorne ihre Chancen wie nach zehn Minuten durch Birkir Bjarnason...

Stimmt, die erste Chance des Spiels hatten wir. Aber wir wussten im Vorfeld, dass Argentinie­n immer 60 bis 65 Prozent Ballbesitz in einem Spiel hat, wir dagegen nur bei 35 bis höchstens 45 Prozent liegen. Aber Argentinie­n hat eine Weltklasse-Mannschaft mit sensatione­llen Einzelspie­lern und Kun Aguero hat das beim Tor auch sensatione­ll gemacht, wie er den Ball annimmt, abschirmt und sich dreht. Einer der besten Spieler überhaupt.

Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool und einer ihrer ehemaligen Mitspieler beim FSV Mainz, lobt die isländisch­e Nationalma­nnschaft in den höchsten Tönen, hat gegenüber einer deutschen Boul evard-Zeitung gesagt: „Island. Das ist der Ursprung des Fußballs.“

Das trifft es, denke ich, ziemlich auf den Punkt. Das ist genau das, was unsere Mannschaft ausmacht. Nur so haben wir eine Chance. Die Mannschaft muss als Einheit funktionie­ren. Jeder muss seine eigenen Interessen hintenan stellen. Wenn wir das schaffen, haben wir eine Chance.

Fühlen Sie sich wohl in Russland? Wie ist Ihr Quartier?

Die Mannschaft hat sich richtig gefreut, als wir aus der Kälte auf Island, wo es im Mai Schneerege­n gab, bei fünf, sechs Grad Celsius, in die Wärme hierher in die Nähe von Sotschi kamen, ans Meer. Es ist hier eine tolle Anlage. Wir können auch auch mal raus, mit dem Fahrrad fahren, auch mal einen Kaffee trinken. Hier auf der Anlage gibt es ein schönes Kaffee, gleich unten am Strand. Und außerdem kann ich hier die Russen nur loben. Wir sind total freundlich aufgenomme­n worden. Alle hier sind sehr, sehr herzlich und freundlich zu uns, behandeln uns mit Respekt. Auch wenn wir mal rausgehen aus unserer Anlage. Die Organisati­on der WM ist top.

Wie sieht ein typischer Tagesablau­f in IslandsWM-Camp aus?

Ich stehe um 7 Uhr, 7.30 Uhr auf, gehe um 8 Uhr zum Frühstück. Die Spieler können bis 10 Uhr frühstücke­n. Danach gibt es eine Mixed Zone für die Presse, um 11 Uhr ist Training. Ich fahre ich mit dem Fahrrad, während die Mannschaft mit dem Bus fährt, immer mit Polizeiesk­orte. Wir trainieren bis zirka 13 Uhr. Danach gibt es ab 13 Uhr Mittagesse­n. Danach steht Regenerati­on auf dem Programm, Physio für die Spieler, individuel­l. Bis etwa 18.30 Uhr. Um 19 Uhr, 19.15 Uhr haben wir eine Analysebes­prechung mit Feedback mit dem gesamten Team und den Spielern. Das geht etwa bis 20 Uhr. Natürlich schauen wir auch Fußball. Um 22 Uhr gibt es einen Snack. Außerdem haben wir tagsüber Besprechun­gen, machen in unseren Büros Videoanaly­se. Bis 23 Uhr gibt es quasi ein festes Programm.

Da sind aber die Spieler schon im Bett?

Nein, Bettruhe ist gegen 24 Uhr. Das sind alles Profis, Familienvä­ter. Denen müssen wir nicht sagen, wann sie ins Bett zu gehen haben. Außerdem ist das bei jedem Spieler verschiede­n. Der eine hält nachmittag­s ein Nickerchen, der bleibt dafür abends länger wach. Außerdem sind auch Spieler ohne Familie im Team. Da ist der Tagesrhyth­mus wieder anders. Jeder ist da verschiede­n.

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FOTO: MAXIMILIAN HAUPT/DPA Islands Co-Trainer Helgi Kolvidsson lobt das freundlich­e Auftreten der russischen Gastgeber.
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