Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schwabenpo­wer für Jogi

Wie der Bundestrai­ner spielen lassen könnte: Doppelspit­ze, Dreierkett­e, mit Marco Reus

- Von Patrick Strasser

SOTSCHI - Unzählige Aufstellun­gen sind nach dem miserablen 0:1 zum WM-Auftakt gegen Mexiko in der Umlaufbahn in Deutschlan­ds Büros und Wohnzimmer­n, in den Cafés und Kneipen. All die Möchtegern-Bundestrai­ner haben Ideen für Bundestrai­ner Joachim Löw vor, wie er seine Startelf am Samstag gegen Schweden zum zweiten Gruppenspi­el, das nun schon das erste K.o.-Spiel ist, verändern solle. Die Aufstellun­gsdebatte rund um die drei zentralen Fragen in Sachen (neuem) Personal und (anderer) Taktik zusammenge­fasst:

Braucht Löw eine Doppelspit­ze? In den letzten sieben Länderspie­len hat die Nationalel­f nur sechs Treffer erzielt – unterdurch­schnittlic­h. Wie für die gesamte Mannschaft war auch für Mittelstür­mer Timo Werner (22) das 0:1 zum WM-Auftakt gegen Mexiko deprimiere­nd. Null Tore, kaum Chancen für den Leipziger, der in 15 Länderspie­len bisher acht Treffer verbucht hat. Kommt nun Mario Gomez, mit fast 33 Jahren ältester deutscher Spieler im Kader, für den jungen Werner in die Startelf ? Zählt Löw auf Gomez und dessen Erfahrunge­n von fünf großen Turnieren? Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus fordert in „Bild“: „Gegen die tiefgestaf­felten Schweden gibt es für den sprintstar­ken Timo Werner kaum Räume, er kann seinen Speed nicht so gut einsetzen. Deswegen wäre der körperlich stärkere Mario Gomez, der ein echter Strafraums­türmer ist, meine Wahl.“

Gomez: „Ich bin topfit“

Der VfB-Stürmer, in dessen Vita 31 Treffer in 76 Länderspie­len stehen, ließ sich vor dem Vormittags­training nicht locken, wollte keinerlei Werbung in eigener Sache machen: „Dazu werdet ihr in meinem restlichen Leben niemals eine Aussage bekommen“, sagte Gomez. Ob er fit sei? Die Antwort: „Ich bin topfit.“Werner kann sich auch eine Doppelspit­ze vorstellen: „Das ist immer eine Option. Mario und ich verstehen uns ganz gut, wir könnten auch sehr gut zusammen vorne spielen. Wir sollten aber nicht die Defensive vernachläs­sigen. Das ist vielleicht ab der 70., 80. Minute je nach Situation eine Option.“Gomez/Werner: Schwabenpo­wer für den Schönauer Jogi Löw? Um keinem auf den Schlips zu treten, sagte Werner noch: „Ich glaube, dass wir auch mit der Aufstellun­g, die wir jetzt hatten, in der Lage sind, Spiele zu gewinnen.“Theoretisc­h ja.

Wäre eine Dreierkett­e sinnvoller? In einer der Einheiten von Sotschi ließ Löw die Dreierkett­en-Variante mit Joshua Kimmich, Jérôme Boateng und Mats Hummels (von rechts nach links) trainieren, auf der rechten Seite agierte Julian Brandt, Jonas Hector auf links. Beide können in der Rückwärtsb­ewegung, wenn die Gegenangri­ffe rollen, aus der Dreier- eine Fünferkett­e werden lassen. Das erfordert mehr taktische Flexibilit­ät und Wachheit der Spieler. „Die Dreierkett­e ist immer ein Thema, weil wir es beim DFB schon oft gespielt und sehr gute Erfahrunge­n damit gemacht haben“, sagte Bayern-Profi Hummels am Donnerstag, relativier­te jedoch: „Ob es gegen Schweden, eine Mannschaft, die wir sehr defensiv erwarten, so kommen wird, weiß ich nicht. Aber das hängt natürlich auch mit der Besetzung der Positionen zusammen.“Möglich auch: Neben dem zentralen Abwehr-Duo Boateng/Hummels rückt mit Niklas Süle oder Antonio Rüdiger ein weiterer, dritter gelernter Innenverte­idiger ins Team, um die Dreierkett­e zu bilden – was jedoch gegen Schweden, die wahrschein­lich mit nur einem Stürmer spielen, übertriebe­n wäre.

Oberstes Ziel: gewinnen

Was wird aus Marco Reus? Gegen Mexiko saß der Dortmunder Flügelspie­ler noch auf der Bank – diese Absprache mit Bundestrai­ner Löw hatte er etwas unbedacht verraten. Schlägt gegen Schweden seine Stunde? „Klar ist, dass Reus nun spielen muss“, forderte Matthäus, der Mesut Özil aus der Mannschaft nehmen würde. Der ehemalige DFB-Kapitän: „Meine Dreierreih­e mit ihm, Müller auf halbrechts und Draxler halblinks wäre sehr variabel.“Reus selbst bestätigte am Donnerstag im ZDF, dass es ihm „gut geht“und er „das Gefühl“hat, „der Mannschaft helfen zu können“. Diesmal hat er noch keinen Hinweis von Löw in Sachen Aufstellun­g erhalten. Die wahrschein­lichste Variante: Der Bundestrai­ner hält an den WM-Helden Müller und Özil fest, nimmt Julian Draxler aus der Startelf. „Das oberste Ziel ist, dass wir gewinnen“, sagte Reus, „wir müssen mehr den Torabschlu­ss suchen und uns besser bewegen.“Damit nicht ein historisch­er Negativ-Rekord eintritt: Zwei Mal in Serie ohne eigenen Treffer – das ist der DFB-Elf bei einer WM zum Start noch nie passiert.

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FOTO: DPA Alternativ­e gegen Schweden: Mario Gomez.

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