Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kunsthandwerk, Musik und kalte Güsse
Sommeranfang mit Markttreiben und langer Einkaufsnacht gefeiert
RIEDLINGEN (uno, mbu, beß) - Der Frühling geht, der Sommer steht in den Startlöchern und in Riedlingen wurde dieser Übergang mit der Mittsommernacht gefeiert. Die Geschäfte hatten bis 22 Uhr geöffnet, auf dem Weibermarkt spielte das AkkordeonOrchester, auf dem Wochenmarkt rockte die MIR und vor der Schwäbischen Zeitung gab’s Sekt zum Blues.
Daniel Unger hat eine Stimme wie Johnny Cash. Zusammen mit Ralf Breimayer sorgte er vor der Schwäbischen Zeitung für „gute Mucke“, wie ein Zuhörer bestätigte. Die beiden Musiker haben den Rhythmus im Blut und jede Menge Fans wippten auf dem Parkplatz vor der Schwäbischen Zeitung mit dem Bein zu Songs von Johnny Cash, den Blues Brothers, Elvis Presley und J.J. Cale. Die beiden machen zum ersten Mal gemeinsam Musik, haben sofort einen „musikalischen Draht“zueinander. „Das musikalische Verständnis ist das gleiche“, erklärt Ralf Breimayer das Phänomen. Die Besucher genießen die Musik der beiden bei einem Glas Sekt und einem Häppchen Nudelsalat von Schauts Nudelparadies. Am Glücksrad gibt es die Chance auf einen Gewinn. Eine gute Einstimmung auf dem Weg durch die Mittsommernacht in der Stadt.
Inge Renn-Schön und Carmen Topal, beide aus Bad Saulgau, haben die Ruhe weg. Mitten im Markttreiben wird gehäkelt. Sie treffen sich jede Woche mit anderen Frauen, um ihrer Leidenschaft zu frönen: Häkeln und Stricken. „Aber keine Socken, das hat was Altertümliches“, betont Inge Renn-Schön. Zur Kollektion gehören viele kleine Stücke, Fauna und Flora aus Wolle geschaffen, was vor allem bei der jungen Kundschaft gut ankommt. „Man muss einfach häkeln, es gibt so tolle Wolle heute“, findet die Schöpferin. Das sei beruhigend und gut für die Motorik – und es mache süchtig. Nicht umsonst erfahre dieses Hobby derzeit eine Renaissance. „Und dann muss man auf den Markt, damit wieder was wegkommt.“
Nicole Riefert-Schlenker aus Langenenslingen arbeitet am liebsten mit Beton, aber es gibt auch dekorative Stücke aus Holz und anderen Materialien – auch skurrile Stücke wie einen Sensenmann aus Pappmaschee. Und als Einzelstücke, wie die Künstlerin betont. Sie hat sich mit Uschi Vadasz zusammengeschlossen, die am Stand nebenan gut gelaunt ein ähnliches Sortiment feilbietet. In Uschis Künstlershop habe sie früher viel Material gekauft, die habe ihr auch manche Technik beigebracht, verrät Riefert-Schlenker. Leider habe der Riedlinger Laden nach anderthalb Jahren geschlossen: „Man muss weit fahren, bis man ein Geschäft mit Bastelbedarf findet.“Riedlingen sei auch für Markthändler ein „schwieriges Pflaster“. Aber: „Ich mache es, weil es Spaß macht.“
„Steinreich“ist dagegen Conny Lück aus Schemmerhofen. Aus Steinen zaubert sie hübsche Mitbringsel, mit Bildern, Ornamenten und Sprüchen verziert. Die Steine finden sie und ihr Mann Walter beim Spazieren. In Kiesgruben gebe es große Auswahl. Voraussetzung ist die richtige Form: „Der Stein muss weich sein, ein Handschmeichler“. Ebenfalls mit Steinen handelt Renate Supp aus Bad Saulgau. Allerdings müssen die Steine natürlich entstandene Löcher aufweisen und eine besondere Form haben, um ein Schmuckstück zu werden. „Man muss sie finden“, sagt die Künstlerin, „man braucht Zeit.“Auch Fossilien wie Korallenreste oder Schwammstücke vom Jurameer werden dekorativ verarbeitet. Und wenn die Krawatten aus der Mode kommen: Renate Supp macht Taschen daraus. Und die Ketten und Ringe aus Fahrradschläuchen sind eine besondere Form von Recycling.
Sprüche gibt es bei Karin Schmid aus Friedingen: verewigt auf Dachziegeln. Eine Kundin findet hier das geeignete Geschenk für die Kinder, die eben eine neue Wohnung bezogen haben. Die Vielzahl an Sprüchen findet die Händlerin im Internet. Am meisten nachgefragt werde der Spruch, den die Künstlerin für ihr Profilbild verwendet: „Hat die Blume einen Knick, war der Schmetterling zu dick.“Der Spruch ist aber im Moment ausverkauft.
Auf dem Weibermarkt gab es neben Kunsthandwerk auch Kneipp’sche Güsse. Direkt am Narrenbrunnen durften sich die Mittsommernachts-Besucher von Dr. Sofia Tietze Arm- und Beingüsse machen lassen. Kneipp sei aktueller denn je, sagte die Riedlinger Ärztin, denn Bewegung und Ernährung gehörten schon bei Kneipp neben den Wassergüssen zu einer ausgeglichenen Live-Balance. Durch die Güsse wird zudem der Lymphfluss und die Durchblutung angeregt, sie sind Kreislauf stabilisierend und stärken das Immunsystem. Trotz kühler Temperaturen ließen sich die Besucher gerne auf eine Behandlung mitten auf dem Weibermarkt ein.
Mehr Fotos unter schwäbische.de, unter der Ortsmarke „Riedlingen“.
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