Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
23 Fahnen, Salutschießen und mehr
Krieger- und Reservistenkameradschaft feiert ihr 60-Jähriges – Fest am Samstag, 1. Juli
NEUFRA - Am Samstag, 1. Juli, wird das Ausschlafen den Bürgern aus Neufra schwer fallen. Denn die Kriegerund Reservistenkameradschaft im Ort feiert am Samstag ihr 60-jähriges Bestehen. Neben Gottesdienst, Festakt und Feier in der Donauhalle, zu der alle Interessierten geladen sind, stehen auch Salutschießen und Tagwacht-Schießen auf dem Programm. Und letzteres beginnt schon um 6 Uhr, damit der Festtag auch richtig beginnen kann.
Vor 60 Jahren ist die Krieger- und Reservistenkameradschaft (KRK) in Neufra gegründet worden. 22 Kriegsheimkehrer haben diese als „Militärund Kriegerkameradschaft“gegründet. Auch wenn 2014 das letzte Gründungsmitglied verstorben ist, der Verein ist immer noch aktiv. In den Jahren ist die KRK auch personell deutlich angewachsen. Der Verein zählt derzeit 109 Mitglieder, darunter eine Frau. Das jüngste Mitglied ist 29 Jahre alt, doch die meisten sind zwischen 50 und 70 Jahren alt, berichten der Vereinsvorstand Elmar Musch und der Schriftführer Georg Maichel.
Die beiden sind auch schon lang in verantwortlichen Positionen. Elmar Musch hat das Amt des 1. Vorsitzenden 1989 übernommen, war vorher aber schon Stellvertreter und Vorstandsmitglied. Maichel ist seit 1983 Kassier und Schriftführer im Verein. Sie können auf Jahrzehnte der Vereinsgeschichte zurückblicken. Dabei sind die Aufgaben und Aktivitäten des Vereins stabil geblieben, doch die Resonanz hat sich in manchen Bereichen verändert.
So gestaltet der Verein jährlich den Kriegergedächtnistag am Ehrenmal der Gefallenen und Vermissten. „Das ist unsere Hauptaufgabe“, sagt Elmar Musch. In der feierlichen Zeremonie wird der Toten gedacht, aber auch die jetzige Situation in der Welt beleuchtet und Frieden und friedvolles Verhalten angemahnt. Doch „das Interesse der Bevölkerung am Gedächtnistag hat nachgelassen“, sagt Musch, „bei uns geht es allerdings noch, wir sind im Ort voll integriert“. Doch vor allem das Interesse der jungen Leute ist gesunken.
Auch darüber hinaus ist der Verein im Jahreslauf aktiv. Er übernimmt die Sammlung für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge, nimmt am Heimkehrertreffen auf dem Bussen und an der Fronleichnamsprozession teil. Er pflegt jährliche Radtouren im Mai und hält einen Kameradschaftsabend im Herbst ab. Und auch bei Hochzeiten oder Beerdigungen von Mitgliedern rückt man aus. Und auch an der großen Veteranenwallfahrt der Bayerisch-Württembergischen Kriegervereinigung in Maria-Steinbach nehmen die Neufraer teil.
Dem Verein ist es zudem ein Anliegen, dass das Brauchtum des Salutschießens erhalten bleibt. Dies pflegen die Neufraer auch selbst. 1998 haben sie eine Salutkanone gekauft, die etwa beim Kriegergedächtnistag zum Einsatz kommt. Dabei legen Musch und seine Kameraden Wert auf die Feststellung, dass das Schießen der Brauchtumspflege diene und keinen „kriegerischen Hintergrund“habe.
Auch wenn der Verein über 100 Mitglieder hat und im Ort integriert ist – auch ihn treiben „Nachwuchssorgen“um. Denn früher wurden all diejenigen angesprochen, die in der Bundeswehr gedient haben. Und die allermeisten sind dann auch eingetreten. Aber seit die Wehrpflicht weg ist, fehlt auch hier der Nachwuchs. Daher gibt es die Überlegung, den Verein auch für „Nichtgediente“zu öffnen, wie es andere schon getan haben. „Diese Überlegung muss man anstellen“, sagt Musch und Maichel ergänzt, dass dies in den nächsten Jahren angegangen werden sollte: „Wir sollten uns nicht zu spät öffnen“, sagt er. Doch der Aufwand dafür ist enorm, denn die Satzung muss komplett neu gemacht werden.
Doch nun steht zunächst einmal eine großer Feier an. Rund 100 bis 150 Gäste werden beim Fest zum 60-jährigen Bestehen erwartet; darunter auch der Schirmherr, der Bundestagsabgeordnete Josef Rief, und der Riedlinger Bürgermeister Marcus Schafft. Für den Fahneneinzug am Morgen in die Kirche wird sich ein buntes Bild ergeben: Dazu werden 23 Gruppen aus der ganzen Region erwartet. Nach dem Gottesdienst ist die Feier in der Donauhalle, mit Bewirtung und musikalischer Unterhaltung.
Und am Nachmittag steht noch ein besonderer Programmpunkt an: das Salutschießen ab 14 Uhr. Zehn Kanonen werden nacheinander einen Salutschuss abgeben – ein ganz besonderes Spektakel, das auch die Neufraer ganz sicher mitbekommen werden.