Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Menschen in Bewegung bringen“
Ansgar Kappeler vom SV Binzwangen über den kürzlich eröffneten Bike Campus
BINZWANGEN - Der SV Binzwangen ist sehr engagiert im Radsport. Mit dem Bike Campus wurde ein Angebot für Mountainbiker geschaffen, das in weitem Umkreis einzigartig ist. Berthold Rueß befragte dazu Ansgar Kappeler, Abteilungsleiter der Sparte Bike & Run.
Der Bike Campus ist jetzt seit einigen Tagen in Betrieb. Wie gut wird das Angebot angenommen?
Unsere eigenen Jugendlichen vom Verein sind Feuer und Flamme und regelmäßig auf dem Campus unterwegs. Darüber hinaus finden sich Donauradwanderer ein, die auf der Durchreise sind, aber auch viele Mountainbiker der Region. Wir haben ja groß keine Werbetrommel gerührt und zählen die Menschen auch nicht, aber alles was wir bisher wahrgenommen haben, lässt uns sehr zufrieden sein.
Die Anlage steht auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Gibt es dafür bestimmte Nutzungszeiten, damit man mit dem Vereinsbetrieb nicht ins Gehege kommt?
Grundsätzlich steht die Anlage allen offen und wir haben bisher auch keine Regelung getroffen. Wir setzen auf ein vernünftiges Miteinander und dass die Biker sich auf der Anlage selbst abstimmen. Wir haben auch bereits Anfragen von anderen Vereinen, die als Gruppe auf dem Bike Campus trainieren wollen, hier ist es sicher von Vorteil, sich vorher „anzumelden“.
Welche Möglichkeiten bietet die Anlage, die man in „natürlicher“Umgebung nicht hat?
Der Bike Campus besteht im Wesentlichen aus drei Elementen. Einem Geschicklichkeitsparcours, bei dem Wippen, Steinfelder und sogenannte Northshore-Elemente durchfahren werden können. Hierbei liegt der Schwerpunkt in einem guten Balancegefühl sowie einem guten Gefühl für das richtige Tempo zu gewinnen. Unsere große Schanze mit Table gibt die Möglichkeit, sich an das Gefühl des Abhebens zu gewöhnen und die Flugphase zu erweitern. Die größte Nutzung hat bisher der Pumptrack mit mehr als 250 Meter Länge. Beim Fahren auf einem Pumptrack wird Geschwindigkeit ausschließlich durch Gewichtsverlagerung und gezielte Zieh- und Drückbewegungen aufgebaut. Mit ein wenig Übung kann der Track ganz ohne Pedalumdrehung durchfahren werden. Ein Pumptrack schult all unsere sieben koordinativen Fähigkeiten und macht dabei unendlich Spaß. Die hohe Kunst ist nun, den Jugendlichen den Transfer der neuen Fähigkeiten in die Natur zu vermitteln. Mountainbiken in der Natur bedeutet immer auch Kondition, Orientierung im Gelände, ständige Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Untergründe und nicht zuletzt auch, sich die Zeit zu nehmen, die Schönheit der Natur wahrzunehmen. All das wollen wir neben dem Spaß auch vermitteln.
Was ist bei der Nutzung der Anlage zu beachten, muss man bestimmte technische Voraussetzungen mitbringen?
Der Bike Campus ist als großes Sportgerät zu betrachten und sollte auch entsprechend genutzt werden. Uns ist wichtig zu verdeutlichen, dass es kein Spielplatz für Kinder ist und auch keine Piste für ferngesteuerte Modellautos. Leider mussten wir hier schon unsere Erfahrungen mit entsprechenden Fremdnutzern machen. Die wichtigste Voraussetzung ist ein funktionierendes Mountainbike. Spezielle Bikes für die Anlage erhöhen den Spaß sind aber nicht notwendig. Verpflichtend sind Helm und Handschuhe. Je wilder der Fahrstil wird, desto mehr empfehlen sich auch Knie- oder Ellenbogenschoner sowie Protektoren.
Es besteht ja auch ein gewisses Verletzungsrisiko. Wie wird die haftungsrechtliche Problematik im Verein gehandhabt? Wird der Betrieb beaufsichtigt?
Der offizielle Trainingsbetrieb mit unseren Jugendlichen immer montags wird angeleitet und beaufsichtigt. Ansonsten gilt: „Nutzung auf eigene Gefahr“. Wir sind dafür zuständig, dass die Anlage sicher ist, aber die Nutzung birgt per se gewisse Risiken. Am Eingangsbereich sind die Campusregeln beschrieben, und ein zentraler Satz lautet „Schätze dein Fahrkönnen richtig ein, nutze geeignete Schutzausrüstung“. Das Befolgen dieses Grundsatzes minimiert das Verletzungsrisiko. Darüber hinaus wurde die Anlage von einem Sicherheitsbeauftragten überprüft.
Welchen Erhaltungsaufwand verursacht der Bike Campus?
Da haben wir bisher noch zu wenig Erfahrungswerte, aber allein das regelmäßige Überprüfen auf Sicherheit, Sauberhalten und Mähen benötigt Zeit. Die starken Gewitter haben dem Pumptrack auch schon etwas zugesetzt, sodass wir bereits nacharbeiten mussten. Je stärker die Nutzung, umso größer wird der Aufwand, zumal wir uns ausschließlich für Naturprodukte entschieden haben, also keinen Beton oder Asphalt.
Der Bike Campus ist Herzstück des Donau Sport Campus. Welche Möglichkeiten bietet die Anlage sonst noch, und was ist geplant?
Wir haben unsere Grillhütte und den Grillplatz neu gebaut. Dieser kann aber nur gegen Voranmeldung genutzt werden. Der Trainingsplatz für Fußballer wurde mit neuen Toren ausgestattet und darf auch zum Bolzen genutzt werden. Das Hauptfeld ist allerdings nur für den Spielbetrieb freigegeben. Im Laufe des Jahres werden wir noch entlang der Anlage und des Donauradweges Fitnessgeräte aufstellen, die von Joggern, Spaziergängern oder allen anderen Bewegungsinteressierten genutzt werden dürfen. Im kommenden Frühjahr steht dann noch der Bau eines Rasenvolleyball-Feldes an. Wenn uns keine weiteren Ideen kommen, ist dann das Projekt Donau Sport Campus abgeschlossen und wir hoffen, dadurch die Menschen etwas mehr in Bewegung zu bringen.
Wie hoch ist der finanzielle Aufwand? Wie kann das Vorhaben vom Verein gestemmt werden?
Der finanzielle Aufwand der gesamten Anlage ist für den Verein doch sehr hoch. Die Kosten belaufen sich auf rund 45 000 Euro. Aber die Vorstandschaft hat sich dennoch bewusst dafür entschieden, diesen Weg zu gehen und die Menschen zu Sport und Bewegung zu animieren. Dies ist im Übrigen der Satzungsauftrag eines Sportvereins. Ohne unendlich viel ehrenamtliches Engagement wäre dies alles nicht umsetzbar. Genauso wichtig sind aber auch unsere Sponsoren, und neben der Gemeinde Ertingen sowie der AOK haben wir glücklicherweise Unterstützung von unseren örtlichen Betrieben. Vermutlich erhalten wir auch eine Förderung durch den WLSB. Am Bike Campus wollen wir noch ein Schild anbringen, das die Nutzer animieren soll, über Paypal einen kleinen Obolus zu bezahlen. Grundsätzlich ist die Nutzung frei, aber wir freuen uns über jede Unterstützung.