Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein ganzes Dorf lädt ein
Zur 750-Jahr-Feier am Sonntag, 1. Juli, ist ganz Allmannsweiler auf den Beinen
ALLMANNSWEILER - Wenn Allmannsweiler Geburtstag feiert, dann wird das ganze Dorf zum Gastgeber. Denn zur 750-Jahr-Feier am Sonntag, 1. Juli, packen alle Bewohner des kleinen Federseedorfs mit an. Mit Gewerbeschau, Gläserne Produktion, Musik, Kinderprogramm und ZügleRundfahrten ist den ganzen Tag etwas geboten.
1268 wird Allmannsweiler erstmals urkundlich erwähnt. Albinswil oder auch Almswiler, wie die Siedlung damals auch genannt wurde, gehörte zu dieser Zeit noch zur Stadt Saulgau und kirchlich zum Dekanat Buchau, was nahelegt, dass es wohl schon damals eine Kirche im Ort gab.
750 Jahre später sitzen Birgit Walter und Bürgermeister Stefan Koch im Allmannsweiler Rathaus und blicken auf das anstehende Jubiläumsfest. Am 1. Juli wird ganz Allmannsweiler auf den Beinen sein, überall im Ort ist etwas geboten: Die Betriebe und Dienstleister präsentieren sich bei einer Gewerbeschau, die Milchviehbetriebe Müller und Sailer lassen bei einer Gläsernen Produktion hinter die Kulissen blicken, der Pferdezuchtbetrieb der Familie Müller bietet Ponyreiten für Kinder an und auch das Jugendhaus Babalou öffnet seine Türen. Außerdem ist eine Bildhauerwerkstatt für Kinder eingerichtet, gibt es Vorführungen bei der Feuerwehr und eine Kirchenführung, werden Kinder bespaßt und die Besucher an verschiedenen Standorten verköstigt und ein Zügle tuckert gemütlich durch das ganze Dorf. „Eigentlich muss ganz Allmannsweiler mithelfen“, fasst Birgit Walter zusammen und lacht. Schließlich sei jeder durch Vereine, seinen Betrieb oder den Festausschuss ins Geschehen mit eingebunden.
Und das Schöne ist: Alle wollen auch mithelfen, selbst die Neubürger seien selbstverständlich dabei, berichtet Bürgermeister Stefan Koch. Jeder leiste seinen Beitrag, angefangen von selbstgebackenem Kuchen bis zur Mitarbeit im Festausschuss. „Die Allmannsweiler sind sonst eher zurückhaltend – aber wenn’s gilt, dann sind sie da“, schildert der ehrenamtliche Bürgermeister seinen Eindruck. „Es wird auch überall gestrichen, geputzt und aufgeräumt. Die Gemeinde putzt sich raus.“
Schließlich werden am 1. Juli mehr Gäste erwartet als in dem 300-Seelen-Dorf leben. Für einen so kleinen Ort sei das auch logistisch eine große Herausforderung, die zusammen mit Feuerwehr und DRK gemeistert werde. Und dank der Landwirte, die ihre Wiesen zur Verfügung stellen, gebe es auch genügend Parkplätze.
Bereits vor einem Jahr haben die Allmannsweiler mit der Planung des ersten Jubiläumsfests in ihrer Geschichte begonnen. Nach einem Infoabend, der auf großes Interesse stieß, wurde ein Festausschuss gegründet. Gleichzeitig begann Birgit Walter mit ihren heimatgeschichtlichen Nachforschungen. Für Herbst ist nämlich eine Festschrift geplant, die neben Impressionen des Jubiläumsfests auch eine kleine Ortschronik enthält. „Das ist ein Anlass, dass sich jeder ein bisschen mit seiner Ortsgeschichte beschäftigt“, findet Koch. Glücklicherweise hat der verstorbene Hobbyhistoriker Karl Lorch hier gute Vorarbeit geleistet und bereits die Geschichte seines Heimatorts bis 1979 aufgearbeitet. Darauf könne sie nun zurückgreifen, ist Walter dankbar. Aber auch im Rathausarchiv ist die frühere Verwaltungsmitarbeiterin fündig geworden. „Früher war das Rathaus ja auch noch Ortspolizeibehörde – es ist wirklich interessant, was früher so los war“, deutet Walter verschmitzt an, ohne aber genauer ins Detail gehen zu wollen.
Aber auch so wartet die Allmannsweiler Geschichte mit der einen oder anderen unterhaltsamen Anekdote auf. Etwa von der Allmannsweiler Bürgerwehr, die im Jahr 1848 gegen die Franzosen gen Mengen ausrückten – ein Fehlalarm, wie sich herausstellte. Dennoch kamen die Mannen der Wehr erst zwei Tage später zurück und brachten zwar keine gefangenen Franzosen mit, sondern gewaltige Räusche. Ein Mann galt nach der „Kriegshandlung“gar als vermisst. Er kam erst einen Tag später heim, wohlbehalten, nachdem auch er seinen Rausch ausgeschlafen hatte.