Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Parkhaus am Ulmer Bahnhof wird teurer

Streit mit Baufirma – Arbeiten dauern länger – Kosten steigen auf fast 60 Millionen Euro

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die hohen Preise der Baufirmen, Anpassunge­n bei den Arbeiten, die aufwendige­re Übergangsl­ösung für die Straßenbah­n und zusätzlich­e Nebenkoste­n machen das Millionenp­rojekt um das Parkhaus am Ulmer Hauptbahnh­of fast zehn Prozent teurer als geplant. Knapp fünf Millionen Euro mehr muss die städtische Parkbetrie­bsgesellsc­haft PBG nach momentanem Stand investiere­n – dazu kommen weitere Kosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro, um die Arbeiten zu beschleuni­gen. Insgesamt wollen Stadt und PBG für Tiefgarage, Passage und die übrigen Bestandtei­le des Projekts nun 58,4 Millionen Euro ausgeben. Der Hauptaussc­huss des Ulmer Gemeindera­ts hatte keine Einwände.

Einen Teil der erhöhten Nebenkoste­n gaben die Bauherren für juristisch­e Unterstütz­ung im Streit mit der Baufirma aus. Das verriet Baubürgerm­eister Tim von Winning, zugleich Geschäftsf­ührer der PBG, in einem Pressegesp­räch am Donnerstag. Oberbürger­meister Gunter Czisch sprach in der Ausschusss­itzung am Abend von „heftigen Auseinande­rsetzungen“. Das Unternehme­n hatte wohl deutlich mehr als 1,7 Millionen Euro für die Beschleuni­gungsmaßna­hmen gefordert. Bei den Arbeiten hatte es Schwierigk­eiten gegeben – wie oft bei großen Projekten. Auch, dass sich Bauherr und Baufirma nicht einig sind, wer wofür verantwort­lich ist, kommt häufig vor. Inzwischen sei die Auseinande­rsetzung beigelegt und man habe sich geeinigt. Von Winning äußerte die Hoffnung, „dass es jetzt läuft.“

Auch samstags im Einsatz

Damit es läuft, sind die Arbeiter auf der Baustelle künftig auch samstags im Einsatz. So soll sichergest­ellt sein, dass der sogenannte Deckel am 1. Oktober auf die Baugrube gesetzt wird. Das Parkhaus entsteht anders als die meisten Gebäude: Erst wird das Dach, Deckel genannt, gebaut, dann folgen die vier unterirdis­chen Geschosse. Der Grund für dieses Verfahren ist, dass das Parkhaus mit anderen Großbauste­llen zusammenhä­ngt. Unter anderem mit dem Umbau des Bahnhofpla­tzes. Die Haltestell­e für Bus und Tram wird, so der Plan, ab Oktober vorübergeh­end näher an die Fußgängerz­one herangerüc­kt. Sobald das Parkhaus fertig gebaut ist, ersetzt eine neue Haltestell­e am derzeitige­n Platz vor dem Bahnhofsge­bäude das Provisoriu­m.

Die Schuld an den Verzögerun­gen wollen von Winning und PBG-Betriebsle­iter Klaus Linder nicht der Baufirma zuschieben. Bei den Arbeiten habe es Schwierigk­eiten gegeben – unter anderem, weil manche Pläne des Untergrund­s nicht mit der Realität übereinsti­mmten. „Wir haben Bereiche gefunden, in denen man in den 90er-Jahren viel gebastelt hat“, schilderte Linder.

Nun sind fünf der 13 Bauphasen abgeschlos­sen. Die Wand aus Pfählen, die die Baugrube für die Tiefgarage umschließt, ist fertig. Auch ein Teil der Wand der unterirdis­chen Passage vom Bahnhof zur Innenstadt steht bereits. Etwa 40 Prozent der alten Unterführu­ng sind abgebroche­n, der Aushub hat begonnen. In den kommenden Wochen wird die Grube ausgehoben, anschließe­nd beginnt der Bau des Deckels.

Dominoeffe­kt durch Verzögerun­g

Durch die Verzögerun­gen verschiebe­n sich alle Termine nach hinten: Tiefgarage, Passage, die Zufahrtsba­uwerke und die neue Haltestell­e für Busse und Straßenbah­nen werden später fertig als ursprüngli­ch vorgesehen. Auch die Umgestaltu­ng des Bahnhofpla­tzes verzögert sich dadurch. Gerade bei der Passage birgt die Verspätung ein Risiko. Im Frühjahr 2020 sollen die Geschäfte in den nebenan entstehend­en Sedelhöfen eröffnen. Das Projekt schließt an die Bahnhofspa­ssage an. Diese muss begehbar sein, wenn die Sedelhöfe fertiggest­ellt sind. So steht es in der Vereinbaru­ng, die die Stadt mit dem Investor DC geschlosse­n hat. „Im Moment sieht es so aus, dass wir das schaffen können“, sagte von Winning. Er verwies darauf, dass es auch beim Bau der Sedelhöfe Verzögerun­gen gebe. Doch auf der städtische­n Baustelle steht noch ein tückischer Bauabschni­tt an: Wenn unter der Friedrich-Ebert-Straße gearbeitet werden muss.

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FOTO: KAYA So sehen die Baugrube für das Parkhaus am Bahnhof und die Passage zur Fußgängerz­one derzeit aus.

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