Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beim Thema Regenwasser liegen die Nerven blank
Zwei Starkregenereignisse decken auf, dass aktuell ein Problem mit zu viel Wasser besteht
INZIGKOFEN (dfu) - Eine Gemeinderatssitzung, bei der verschiedene Fronten auf überaus emotionale Weise aneinandergeraten sind, hat Inzigkofen jüngst erlebt. Verantwortlich dafür waren die Stürme, die zu Überflutungen geführt hatten. Verschiedene Hausbesitzer fühlten sich von der Gemeinde im Stich gelassen und von der Feuerwehr Inzigkofen nicht genügend unterstützt.
Die gegenüberliegende Position vertrat die freiwillige Feuerwehr, die bei Hochwasser nicht in der Pflicht steht, aber mit ihren freiwilligen Helfern das ihr Mögliche unternommen hatte, wie der stellvertretende Gesamtkommandant Rainer Klein erklärte. Besonders verteidigen musste sich aber die Gemeinde Inzigkofen, der in der Vergangenheit in Sachen Hochwasserschutz aus ihrer Sicht die Hände gebunden waren, weil sich die relevanten Grundstücke bisher im Privatbesitz befunden haben.
Als vom Hochwasser Hauptbetroffene beschrieb Karin Maier ihre Situation. In den vergangenen zehn Jahren war sie schon dreimal durch Hochwasser geschädigt. Keine der bisher auf ihrem Grundstück erfolgten Maßnahmen, von der Gemeinde angeordnete und auch die freiwilligen, hätten Wirkung gezeigt. Der jüngste Starkregen am 8. Juni hatte ihr Haus stark in Mitleidenschaft gezogen und von der Feuerwehr fühlte sie sich im Stich gelassen, weil inzwischen keine Sandsäcke in der Gemeinde mehr vorhanden waren.
Sie wurde von weiteren Bürgern unterstützt, bei denen aber das Wasser nicht in die Häuser eingedrungen war. Alle diese Hausbesitzer bewohnen die südlichste Häuserzeile von Inzigkofen. Dort ist gleichzeitig der tiefste Punkt, wo sich alles Wasser am Breitenriedgraben sammelt.
Unglücklicherweise befindet sich zusätzlich am angrenzenden Hang Richtung Westen ein Maisacker, welcher das Wasser nicht aufnehmen kann – beim Neubaugebiet Reutäcker ist wegen der Erschließungsar- beiten die obere Bodenschicht entfernt und die vor Hochwasser schützenden Rückhaltebecken sind noch im Bau.
Bürgermeister Bernd Gombold versuchte aufzuzeigen, dass die Bewohner der betroffenen Wohngebiete Ähnliches nicht noch einmal erleben müssten, weil die Gemeinde zukünftig durch entsprechenden Grundbesitz in der Lage sei, genügend große Rückhaltebecken vorzuhalten. Hansjörg Madlener, der für die technischen Berechnungen zuständig ist, hatte im Vorfeld in der Sitzung dargelegt, welche Sofortmaßnahmen als Schutz vor Starkregen, nach dem ersten Starkregen des 31. Mai, unternommen worden waren. Diese Ausführungen stießen aber auf wenig Beachtung, weil beim Starkregen am 8. Juni lediglich ein privat errichteter Wall auf Privatgrund Wirkung gezeigt habe.
Gemeinderat möchte Maisanbau verbieten
Die Bewohner entlang des Breitenriedgrabens waren trotzdem betroffen. Hansjörg Madlener hatte den Besitzern des Breitenriedgrabengebietes einen breiteren und tieferen Graben, befreit von Überbauungen und Bepflanzungen empfohlen. Letztendlich wurde vereinbart, dass die Gemeinde den Breitenriedgraben regelmäßig mulchen wird, sofern sich die Grundstücksbesitzer einig sind, dass dazu ihre Grundstücke betreten werden dürfen.
Noch einmal emotional wurde es, als das abfließende Regenwasser von Maisfeldern an Hanglagen zur Sprache kam. Diese Felder sind erst spät im Jahr bewachsen und damit bei Starkregen einer asphaltierten Fläche gleichzusetzen, wie Hansjörg Madlener erklärte.
Gemeinderat und Landwirt Hubert Scherer versuchte den Maisanbau zu verteidigen, aber die übrigen Räte waren sich einig, dass der Maisanbau in Hanglage in Ortsnähe verboten werden müsse.