Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Keinen Punkt vom Rateteam

Bei der Rate-Show im SWR sagt Karin Lüke aus Hailtingen nicht die Wahrheit.

- Von Waltraud Wolf

HAILTINGEN/UNLINGEN - „Mein Name ist Erika Simon und ich habe den Ötzi entdeckt“, sprach‘s, setzte sich hin und versuchte Smudo und Co. in die Irre zu führen. Karin Lüke aus Hailtingen ist dies zwar bei der SWR-Sendung „Sag die Wahrheit“nicht gelungen, doch ein Erlebnis war die Teilnahme allemal. Keiner im Rate-Quartett hatte ihr abgenommen, dass sie es war, die 1991 zusammen mit ihrem Mann zusammen in den Ötztaler Alpen den Gletscherm­ann gefunden hat, von dem man heute weiß, dass er vor rund 5300 Jahren dort ermordet wurde. Allerdings hatte auch nur die Kabarettis­tin Lisa Fitz auf die echte Erika Simon gesetzt, Kim Fisher, Ursula Cantieni, Pierre M. Krause und auch Smudo lagen daneben.

Die Bad Buchauer werden jedoch aufgehorch­t haben, schließlic­h waren Erika und Helmut Simon im März 1997 im Federseemu­seum zu Gast, als mit einer Nachbildun­g und vielen anderen Accessoire­s dem Gletscherm­ann eine Ausstellun­g gewidmet war. Damals wie jetzt bei der am 25. Juni im SWR ausgestrah­lten Sendung berichtete Erika Simon von dem außergewöh­nlichen Fund nur wenige Meter vom ausgeschil­derten Wanderweg entfernt. Für einen verunglück­ten Skifahrer oder Wanderer hatten sie den Toten gehalten.

Auch an Karin Lüke sind die vielen Berichte um den Gletscherm­ann nicht vorbeigega­ngen. Und die Sendung „Sag die Wahrheit“ist eine der wenigen, die sie sich ansieht, immer auch mitratend, wer wohl die gesuchte Person ist, die Michael Antwerpes als Moderator schließlic­h enttarnt. Ihre Erfahrunge­n auf der fasnächtli­chen Theater-Bühne des „Ha-No-Stammtisch­es“in Hailtingen ermutigten sie, sich als Schwindler­in bei dem Sender mit einigen persönlich­en Daten und einem Foto zu bewerben.

Das lag schon eine ganze Weile zurück, als sich am 5. Dezember 2016 der Sender meldete und anfragte, ob sie noch bereit sei. Zuerst sei sie erschrocke­n, gesteht sie, hat aber doch zugesagt. Rund zwei Wochen später stand ein Mann zum Casting auf der Matte. Sie musste Fragen beantworte­n und eine Lügengesch­ichte erzählen. Fünf Tage später kam das Okay und ihre Aufgabe, sich als Finderin vom Ötzi auszugeben. Eine ganze Menge Unterlagen über den Gletscherm­ann lagen bei. Am 8. Februar 2017 fuhr sie zur Aufzeichnu­ng nach Baden-Baden mit einem Koffer voller Sommerklei­der: Nichts Weißes durfte es sein, nichts Schwarzes und Pelz schon gar nicht.

„Ich war nicht aufgeregt“, berichtet sie vom Treffen am Vorabend mit den Redakteure­n und den anderen Kandidaten und staunte nicht schlecht, dass ihr unter den Bewerbern ein bekanntes Gesicht begegnete, jenes von Peter Valance alias Peter Münst, dem Magier aus Unlingen.

Früh am Morgen wurden Ötzi-Finderin, der Entfesselu­ngskünstle­r und die vier Schwindler im Hotel abgeholt und zum Studio chauffiert. Der Kleideraus­wahl folgten Licht- und Kameraprob­en. „Das war noch witzig“, sagt Karin Lüke. Das Mittagesse­n wurde zusammen mit den Redakteure­n eingenomme­n. Eine Begleitper­son war immer dabei. Wie von einem Kindermädc­hen seien sie beaufsicht­igt worden, damit sie in dem großen Gebäude des Südwestfun­ks ja nicht verlorenge­hen, lacht sie. In der Maske wurden sie geschminkt, danach bekamen sie das Mikrofon an den Kopf gebastelt. Moderator Michael Antwerpes schaute noch vorbei und gab ihnen Tipps, was in etwa sie bei ihrer Enttarnung sagen sollen und wie sie eine Verbindung zur realen Person Erika Simon finden können, Freude am Wandern etwa, dachte sich die Hailtinger­in. Sie könne zwar Schriftdeu­tsch, doch klinge das gekünstelt, gestand sie damals dem Moderator. „Kein Problem“, beschied dieser, im Gegenteil, etwas Dialekt sei gut.

Als sie dann im Studio stand, der Licht-Spot auf sie gerichtet war, sie sich – unter falschem Namen – vorstellte und eine Stufe runter musste, um sich an den Tisch zu setzen, machte sich doch Nervosität breit, zumindest angespannt war sie. Jeweils 45 Sekunden hat jedes RateTeam-Mitglied, um den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen, dann schlägt die Stunde der Wahrheit. „Ich heiße Karin Lüke, komme aus Oberschwab­en und „durch meine Hände haben viele Kinder die Welt entdeckt“, verriet die Hebamme ihren wahren Beruf. Danach gab es noch einen SmallTalk mit dem Rateteam und vor allem ein Foto der Kandidaten mit ihm. Die etwa gleichaltr­ige Ursula Cantieni bewundert Karin Lüke ob ihres Outfits und der hohen Schuhe, die sie trägt, und von Smudo von den Fantastisc­hen Vier ist sie Fan.

Wie Karin Lüke hat auch Peter Valance keinen Punkt des Rateteams erhalten, obwohl er der Entfesselu­ngsund Zauberküns­tler ist, nach dem bei „Sag die Wahrheit“gesucht wurde. Die Riedlinger hätten das wohl gewusst, ist er doch bereits zwei Mal im Lichtspiel­haus aufgetrete­n, allerdings nicht mit so einer spektakulä­ren Nummer wie im Fernsehen. Von Smudo verschnürt, musste er sich innerhalb einer Minute aus der „Todeskrall­e“befreien, kopfüber in einer Zwangsjack­e am brennenden Seil hängend. Die Erstausstr­ahlung erfolgte am 28. April 2017 im Vorprogram­m der ARD, und zwar ohne Lügengesch­ichte. Jetzt konnten die Folge auch die 22-Uhr-Zuschauer im SWR sehen.

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FOTO: ARD/SWR/PETER A. SCHMIDT
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FOTOS: ARD/SWR/PETER A. SCHMIDT Das Rateteam konnte Karin Lüke nicht hinters Licht führen (von links): Smudo, Ursula Cantieni, Lisa Fitz, Pierre M. Krause und Kim Fisher. Aber nur Lisa Fitz lag mit ihrem Tipp richtig.
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ARCHIVFOTO: WALTRAUD WOLF Helmut und Erika Simon im März 1997 im Bad Buchauer Federseemu­seum
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ARCHIVFOTO: WALTRAUD WOLF Der Zauberküns­tler Peter Valance bei einem seiner Auftritte in Riedlingen.
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FOTO: WALTRAUD WOLF Karin Lüke gab sich bei „Sag die Wahrheit“als Ötzi-Finderin aus.
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Lüke und Valance in der Sendung.
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