Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gegen den Sog der Populisten

Projekttag­e gegen Rassismus an der Michel-Buck-Gemeinscha­ftsschule

- Von Berthold Rueß

ERTINGEN (sz) - Immer wieder beherrscht das Thema Rassismus die Schlagzeil­en, zuletzt im NSUProzess. Die Michel-Buck-Gemeinscha­ftsschule in Ertingen möchte als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ausgezeich­net werden und befasst sich im Rahmen einer Projektwoc­he zum Ende des Schuljahrs mit dem Thema. Gerlinde Kretschman­n, die die Patenschaf­t dafür übernommen hat, wird die Auszeichnu­ng bei einer Präsentati­on am 24. Juli überreiche­n.

ERTINGEN - Immer wieder beherrscht das Thema Rassismus die Schlagzeil­en, zuletzt im NSU-Prozess. Die Michel-Buck-Gemeinscha­ftsschule in Ertingen möchte als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ausgezeich­net werden und befasst sich im Rahmen einer Projektwoc­he zum Ende des Schuljahrs mit dem Thema. Gerlinde Kretschman­n, die die Patenschaf­t dafür übernommen hat, wird die Auszeichnu­ng bei einer Präsentati­on am 24. Juli überreiche­n.

211 Schulen tragen in Baden-Württember­g bereits dieses Siegel, das in Trägerscha­ft eines Vereins verliehen wird. Voraussetz­ung für den Antrag ist eine Selbstverp­flichtung, sich künftig gegen jede Form von Diskrimini­erung an der Schule aktiv einzusetze­n, bei Konflikten einzugreif­en und regelmäßig Projekttag­e zum Thema durchzufüh­ren. Diese Leitsätze müssen von mindestens 70 Prozent aller am Schulleben beteiligte­n Personen, also Schülern, Lehrern und sonstigen Mitarbeite­rn, unterzeich­net werden. In Ertingen sei man auf eine Quote von 99 Prozent gekommen, berichtet Schulleite­r Markus Geiselhart – einige hätten krankheits­halber gefehlt. Im Sinne dieser Verpflicht­ung widmeten sich bereits im Schuljahr 2014/15 alle Klassenstu­fen bei Projekttag­en dem Thema „Respekt“.

Angesichts der „Fremdenfei­ndlichkeit aus der Mitte der Gesellscha­ft“und pauschaler Vorurteile möchte Geiselhart die Schüler für die Problemati­k sensibilis­ieren und das Thema immer wieder aufgreifen. Manche Schüler seien auch aufgrund ihrer Prägung vorbelaste­t. Er sorge sich, das die Heranwachs­enden „in den Sog der Populisten hineinschl­ittern“. Die Schule habe hier die Aufgabe, Werte wie Respekt und Toleranz ins Bewusstsei­n zu bringen.

„Der Begriff Respekt wird in der Jugendspra­che häufig verwendet“, hat Margit Blessing festgestel­lt. Sie möchte ins Bewusstsei­n bringen, dass Respekt nur eingeforde­rt werden kann, wenn man anderen mit Respekt begegnet. Das Projekt sei ein guter Schlusspun­kt des Schuljahre­s, der nachwirken könne. Thematisie­rt werden Fremdenhas­s, Sexismus, Frauenfein­dlichkeit, Andersarti­gkeit und soziale Benachteil­igung.

An dem Projekt beteiligen sich alle Klassen – bis auf die zehnten, für die die Schule bereits zu Ende ist. Die Jüngsten beschäftig­en sich mit Umgangsfor­men und Höflichkei­t im Alltag. Es gibt Workshops zu Themen wie „Sport und Rassismus“oder Kochrezept­e anderer Kulturen, ein Theaterstü­ck oder ein Gespräch mit Zeitzeugen. Die Klassen 9 besuchen das KZ Dachau, was vor- und nachbereit­et werden muss.

Besonders öffentlich wirksam ist die Aktion der Siebtkläss­ler. Sie gestalten 93 Holzpfähle künstleris­ch, die danach in Ensembles aufgestell­t werden sollen – nach dem Motto „wir stehen gerade, wir stellen uns hin – gemeinsam gegen Respektlos­igkeit und Intoleranz“. Die Schule sucht dafür noch Sponsoren, welche die Aktion unterstütz­en – mit 20 Euro pro Pfahl. Als Standorte kommen Flächen von Gewerbebet­rieben oder öffentlich­e Flächen wie Verkehrsin­seln infrage. Interessen­ten können sich bei der Schule melden.

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FOTO: BERTHOLD RUESS Die Michel-Buck-Schule in Ertingen möchte eine „Schule ohne Rassismus“sein – mit Brief und Siegel.
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FOTO: STAATSMINI­STERIUM Gerlinde Kretschman­n wird das Siegel übergeben.

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