Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Flüchtling­sfamilie dankt ihren Helfern

Integratio­n trägt Früchte – Jugendlich­e machen Schulabsch­luss und beginnen Ausbildung

- Von Heinz Thumm

ZWIEFALTEN (sz) - Zu einem Dankfest hat eine Flüchtling­sgruppe ihre Helfer und Unterstütz­er in die Grillhütte am Dobelspatz in Zwiefalten eingeladen. Im Oktober 2015 waren vier Frauen mit 21 Kindern aus dem Nordirak von der Stadt Shinga über die Deutsche Botschaft nach Deutschlan­d und nach Zwiefalten gekommen. Mit dem Fest bedankten sie sich jetzt bei ihren Helfern.

ZWIEFALTEN - Zu einem Dankfest hat eine Flüchtling­sgruppe ihre Helfer und Unterstütz­er in die Grillhütte am Dobelspatz in Zwiefalten eingeladen. Im Oktober 2015 waren vier Frauen mit 21 Kindern aus dem Nordirak von der Stadt Shinga über die Deutsche Botschaft nach Deutschlan­d und nach Zwiefalten gekommen. Mit dem Fest bedankten sie sich jetzt bei ihren Helfern.

Der zwölfjähri­ge Ahlam Murad erzählt in gutem Deutsch vom Schicksal der Nordiraker. „Nach neun Monaten im Gefängnis beim IS kamen wir frei und in Zelten unter. Ständig traten Krankheite­n auf. Durch politische Einflussna­hme wurde erreicht, dass mit Zustimmung der deutschen Botschaft 1000 Flüchtling­e offiziell ausreisen durften. Als wir in Zwiefalten ankamen, fielen uns die vielen bunten Blätter auf. Im Nordirak hatten wir noch nie Laubbäume in der Herbstfärb­ung gesehen.“Zwiefalter Bürger hätten sie großartig aufgenomme­n und betreut, sagt er. Sie wohnten bisher in der sogenannte­n Villa, das ist das alte Direktoren­haus des Zentrums für Psychiatri­e (ZfP). „Wir wurden oft eingeladen und besuchten Sprachkurs­e.“Sie konnten die Schule besuchen, durften spielen, bekamen Kleidung und haben viel gelernt. Dankbar sei er auch, dass das Schicksal seiner Schwester geklärt sei. Sie sei vier Jahre beim IS im Gefängnis gewesen, wurde versklavt und nach Syrien verschlepp­t. „Seit dem 29. Juni ist sie endlich frei“, sagt der Zwölfjähri­ge.

Die Sozialarbe­iterin und Integratio­nsmanageri­n Sandra Knorr habe sie gut betreut, Susanne Winter besuchte sie fast täglich, Pfarrer Roland Albeck und seine Frau hätten guten Kontakt gehalten, pensionier­te Lehrer unterstütz­ten in der Schule, private Personen halfen. Auch Gerald Radzimski habe viel geholfen, häufig gekocht und auch das Dankfest mitorganis­iert. Zur allgemeine­n Freude trugen Nzar Jardo und Nzar Murad in deutscher Sprache ein freundlich­es Dank-Gedicht vor.

Abschlussp­rüfung bestanden

Nach drei Schuljahre­n, fleißigem Lernen und intensiver Betreuung war am Freitag, 7. Juli, Notenausga­be in der Schule in Münsingen. Nzar Jardo, Nzar Murad und Farida Murad haben die Abschlussp­rüfung bestanden. Sie haben auch alle drei eine Lehrstelle bekommen. Auch den Lehrfirmen sagen sie besten Dank. Inzwischen spielen zwei Jugendlich­e bei den Vorstellun­gen des Naturtheat­ers Hayingen mit. Jardo Nzar ist sogar der Publikumsl­iebling. Nach jeder Vorführung bekommt er Sonderbeif­all.

Bei gutem Essen, gemeinsame­n Spielen und vielen Gesprächen wurde in und um die Grillhütte im Dobeltal kräftig gefeiert, gelacht und gesungen. Die Freude war auf allen Seiten zu spüren. In den nächsten Wochen stehen nun Umzüge an: Die bisher vom ZfP angemietet­en Wohnungen müssen geräumt werden. Der Übergang in die kommunale Zuständigk­eit wird so aussehen, dass jede Familien eine eigene Wohnungen zugewiesen bekommt.

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FOTO: HEINZ THUMM Die Flüchtling­sfamilien mit 21 Kindern und Jugendlich­en, vier Frauen und zwei nachgereis­ten Männern feierten mit vielen Helfern und Unterstütz­ern ein Dankfest.

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