Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Biberach, Schützenfest Ältestes deutsches Kindertheater
Wann genau das erste Schützenfest in Biberach gefeiert wurde, ist historisch nicht belegt. Möglicherweise hat es seinen Ursprung bereits im 15. Jahrhundert. Nachgewiesen ist, dass es nach dem Dreißigjährigen Krieg 1649 als Schutz- und Dankfest wieder aufgenommen wurde. Bis 1825 feierten Katholiken und Protestanten jeweils ihr eigenes Schützenfest – allerdings nicht in jedem Jahr. Das Schützenfest heißt so, weil der Zug die Schulkinder zum Schützenhaus, dem heutigen Schützenkeller auf dem Schützenberg führte – so zumindest erklärt es die Stiftung Schützendirektion, die für die Festorganisation verantwortlich ist. Kinder spielen beim Schützenfest seit jeher eine große Rolle. So gibt es seit 1810 die sogenannte Ziehung, eine kostenlose Lotterie für Schulkinder, bei der jedes Los gewinnt. Seit 1819 bringt das Schützentheater als ältestes Kindertheater Deutschlands jeweils ein Märchenstück auf die Bühne. Jährlich sind rund 450 Kinder und Jugendliche aktiv. Heuer wird „Peterchens Mondfahrt“gespielt. Das Fest zieht sich inzwischen über zehn Tage hin und besteht aus einer ritualisierten Abfolge von Einzelveranstaltungen, die in ihrer Gesamtheit in großem Maß zur Biberacher Identitätsstiftung beitragen. Nicht umsonst teilt der Biberacher sein Jahr in die Zeit „vor d’r Schitza“und „nach d’r Schitza“ein. Höhepunkte sind die beiden historischen Festzüge am Schützendienstag (17. Juli) und an Bauernschützen (22. Juli), der sogenannte Bunte Zug der Biberacher Schulen (16. Juli) und die Trommlerabnahme auf dem Marktplatz zu Festbeginn (14. Juli). Geheimtipps sind der „Tanz durch die Jahrhunderte“(18., 20., 21. Juli) und das „Schwarz-Veri-Fest“(19. Juli). Gefeiert wird während der gesamten zehn Festtage im Bierzelt und auf dem Rummel auf dem Gigelberg sowie in den vielen Bierkellern und Kneipen der Stadt.
So manchem Biberacher rinnen die Freudentränen über die Wangen, wenn während der Festwoche x-mal das Schützenfestlied „Rund um mich her ist alles Freude“angestimmt wird. Der Choral von Justin Heinrich Knecht ist seit 1802 die Biberacher Hymne. Die drei Textstrophen singt man als echter Biberacher natürlich auswendig und wünscht seinen Mitmenschen in diesen Tagen nur eines: „A scheana Schitza!“