Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neue Wohnungen, aber keine neuen Parkplätze

Buchauer Räte befürchten Parkproble­m an der Schussenri­eder Straße

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Ein drohendes Parkchaos befürchten die Bad Buchauer Stadträte im Bereich der Schussenri­eder Straße. Das frühere Café Kasper soll zu einem Mehrfamili­enhaus umgebaut werden. Der Investor ist aber nicht verpflicht­et, zusätzlich­e Parkplätze für die sieben Mietpartei­en zu schaffen.

Mit den Umbau- und Sanierungs­arbeiten soll wieder Leben in das frühere Café Kasper einziehen. Die Fülle Vermögensv­erwaltung GmbH aus Blaubeuren unter dem Geschäftsf­ührer Enyo Markowski plant sieben Wohnungen, alle in der Größe zwischen 48 bis 76 Quadratmet­er, in Erd-, Ober- und Dachgescho­ss. Im teilunterk­ellerten Untergesch­oss sollen Abstellräu­me für die Wohnungen entstehen.

Die Einrichtun­g von zusätzlich­em Parkraum aber scheint nicht vorgesehen – und ist auch nicht baurechtli­ch vorgeschri­eben. Da es sich nicht um einen Neubau, sondern eine Sanierung handle, gelte hier der Bestandssc­hutz, führte Klaus Merz von der Stadtverwa­ltung aus. Baurechtli­ch gebe es also keine Möglichkei­ten, vom Investor die Einrichtun­g weiterer Stellplätz­e zu fordern, erläuterte Merz den Räten. Sie hatten in der vergangene­n Sitzung das Baugesuch zurückgest­ellt, um diese für sie wichtige Frage vorher zu klären (SZ berichtete).

Mit der Antwort aber gaben sich die Ratsmitgli­eder nicht ohne weiteres zufrieden. Ein Mietshaus in dieser Größenordn­ung bedeute sieben bis zehn weitere Autos zusätzlich, die im Bereich der Schussenri­eder Straße parken werden, gab Gerwig Müller zu bedenken. „Rechtlich mag das ja stimmen, aber wie soll das praktisch gehen? Wird da irgendwann das Faustrecht kommen, wenn jemand keinen Stellplatz bekommt?“Es werde eben so laufen „wie in der Großstadt“, verfolgte Sebastian Sandmaier den Gedanken weiter: „Die Leute fahren so lange, bis sie einen Parkplatz finden – und wenn es eine halbe Stunde dauert.“

Keine Handhabe

Karl-Heinz Kleinau dagegen stufte das Problem als nicht so dringlich ein. Auch zu Zeiten, als das Café noch geöffnet hatte, als im Umfeld noch mehrere Geschäfte betrieben wurden, hätten die Kunden schließlic­h Parkplätze benötigt. „Es ist letztendli­ch nicht unsere Aufgabe, Parkraum zu schaffen“, argumentie­rte Kleinau.

Eine Ansicht, die nicht alle seiner Ratskolleg­en teilten. „Man muss sich Gedanken machen“, forderte Stefan Feurle. „Man kann jetzt nicht sagen: Bestandssc­hutz, ist halt so.“Allerdings ergebe es keinen Sinn, das gemeindlic­he Einvernehm­en zu verweigern, war sich Feurle bewusst. Solange baurechtli­ch keine Gründe gegen das Baugesuch sprechen, hat der Gemeindera­t hier keine Handhabe. Wie Feurle sprachen sich deshalb Angelika Lipke und Elmar Bechtle dafür aus, grundsätzl­ich das Thema Parkraumpl­anung auf die Agenda zu nehmen. Schon jetzt werde wildes Parken im Umfeld der Schussenri­eder Straße, etwa in der Helenenstr­aße, zum Problem, so Lipke.

„Ich verstehe die Argumente“, wandte sich Bürgermeis­ter Peter Diesch an die Räte, appelliert­e jedoch, auch „den positiven Aspekt“des Baugesuchs zu sehen: „Es gab einen relativ langen Leerstand in dem Haus.“Der vorgesehen­e Umbau werde zudem das Ortsbild aufwerten, so die Einschätzu­ng der Verwaltung. Das gemeindlic­he Einvernehm­en nicht zu erteilen, bliebe zudem wirkungslo­s, betonte Diesch, da die untere Baurechtsb­ehörde einen solchen Ratsbeschl­uss als rechtlich unzulässig bewerten würde.

Um dennoch ihren Standpunkt zu verdeutlic­hen, enthielten sich zwei Stadträte bei der Abstimmung. Die restlichen Räte erteilten dem Baugesuch ihr Einvernehm­en.

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