Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Hängegarten wurde zum Mittelpunkt
40 Jahre Wiederbelebung des Hängegartens in Neufra durch die Familie Johannsen
NEUFRA - Vor 40 Jahren hat die Familie Johannsen in Neufra niedergelassen und sich des Hängegartens angenommen. Seither ist viel geschehen. Dies wurde mit einem kleinen Fest in Neufra gefeiert. Dass zugleich noch Tochter Christiane das 40. Lebensjahr, also das Schwabenalter erreicht hat, war ein weiterer Feiergrund.
Im Jahre 1569 begann Graf Georg von Helfenstein mit 202 Leibeigenen den Bau des Hängegartens in Neufra. Rund 400 Jahre später – nämlich 1978 – entschlossen sich Waltraud und Christian Johannsen sich des Gebäudes und des Gartens anzunehmen. 1986 wurde sie vom Regierungspräsidium offiziell damit beauftragt den Hängegarten wieder herzurichten. Bereits zwei Jahre später konnten die ersten Besucher den Garten mit seiner Bepflanzung von rund 2200 Buchsbäumen, 230 Eiben, 120 Rosenstöcke bestaunen.
Nach so viel Arbeit und Erfolgen kam nach 40 Jahren der Zeitpunkt alles gebührend zu feiern. Viele Gäste folgten der Einladung und so waren die Stühle und Bänke im sonnenschirmbedeckten Hängegarten schnell gefüllt.
Christiane Johannsen begrüßte die Gäste – auch im Namen ihrer Eltern. Sie dankte den Eltern, den Helfern, den Rednern und allen Stiftungsmitgliedern. Sie beschrieb die Arbeit der Eltern. In der Rückschau erinnert sie sich noch gerne, dass sie als Kind den Hängegarten als ihren Spielplatz und riesigen „Sandkasten“betrachtete, um den sie bestimmt viele Nachbarskinder beneideten. „Der Hängegarten wurde zum Mittelpunkt der Familie“, führte sie weiter aus.
Bürgermeister Marcus Schafft, ebenfalls Stiftungsmitglied, hob in seiner Rede die Verdienste der Familie hervor. Besonders die „symbiotische Beziehung“zwischen Riedlingen und Neufra erwähnte er, ehe er zum Abschluss seiner Rede den Johannsens eine Dankesurkunde überreichte.
Lea-Angelika Kaleck trug zwischen den Reden in gekonnter Weise gefühlvollen Lieder vor. Selbst der auftretende Wind, der ihr die Notenblätter wegwehte, brachten sie nicht aus dem Konzept.
Peter Kirn, Bruder von Waltraud Johannsen und Stiftungsmitglied, umriss das Lebenswerk der Familie Johannsen. In dieses sei Tausende Arbeitsstunden und auch viel Geld investiert worden. Er gab auch Änderungen in der Stiftung bekannt. So wurden deren Geschicke in die Hände von Christiane Johannsen gelegt, die auch die Geschäftsleitung übernimmt.
Hängegarten zu mieten
Er zählte auch die wichtigsten anstehenden Maßnahmen auf. So müsse das marode Mauerwerk saniert werden, eine Beleuchtung und Lautsprecheranlage beschafft sowie die Voraussetzungen für eine Bewirtung bei Veranstaltungen wie Hochzeiten, Taufen oder anderen Vereinsfeiern für den Hängegarten geschaffen werden. So soll der Hängegarten künftig auch vermietet werden.
Michael Noelle – Kuratoriumsmitglied – hat ebenfalls eine längere gemeinsame Geschichte mit Johannsens. Im Jahre 1984 hat er mit Christian Johannsen und weiteren Kunstinteressierten den Kunstkreis 1984 gegründet, zu dessen Vorsitzenden Johannsen gewählt wurde. Noch heute werde dieses Kunstinteresse gefördert, in dem Künstler ihre Werke in Neufra ausstellen. Momentan sind die Werke der Riedlinger Künstlerin Gerda Sorger zu bewundern.
Noelle ging auch auf die Entwicklungen in Neufra ein. So wurde der Hängegarten und das „kleinste Schlosshotel“stetig ausgebaut. Auch in der Beschaffung von Mitteln für den Auf- und Weiterbau zeigte sich Waltraud Johannsen unermüdlich. So konnte sie auch die Fachhochschule Biberach gewinnen sich an weiterer Planung zu beteiligen.
Matthias Kehle (Schriftsteller und stellvertretender Stiftungsvorsitzender der Werner Dürrson-Stiftung) beleuchtete in seiner Rede nicht nur den Hängegarten, sondern den guten Wurstsalat den Frau Johannsen in der Turmschenke anbietet. Auf seiner Tour durch das Schwabenland vor Jahren, die er zur Recherche zu seinem Buch: „Ohne Geld durch Schwaben“machte, durfte er in Neufra Halt machen und die Gastfreundschaft der Johannsens genießen.
Die Band Blue Moonshot unterhielt mit Folk-, Soul-, und Bluesmusik bis spät in die Nacht. Bei Kerzenund Mondschein verließen die letzten Gäste zufrieden den Hängegarten in Neufra.