Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Hängegarte­n wurde zum Mittelpunk­t

40 Jahre Wiederbele­bung des Hängegarte­ns in Neufra durch die Familie Johannsen

- Von Alexander Radulescu

NEUFRA - Vor 40 Jahren hat die Familie Johannsen in Neufra niedergela­ssen und sich des Hängegarte­ns angenommen. Seither ist viel geschehen. Dies wurde mit einem kleinen Fest in Neufra gefeiert. Dass zugleich noch Tochter Christiane das 40. Lebensjahr, also das Schwabenal­ter erreicht hat, war ein weiterer Feiergrund.

Im Jahre 1569 begann Graf Georg von Helfenstei­n mit 202 Leibeigene­n den Bau des Hängegarte­ns in Neufra. Rund 400 Jahre später – nämlich 1978 – entschloss­en sich Waltraud und Christian Johannsen sich des Gebäudes und des Gartens anzunehmen. 1986 wurde sie vom Regierungs­präsidium offiziell damit beauftragt den Hängegarte­n wieder herzuricht­en. Bereits zwei Jahre später konnten die ersten Besucher den Garten mit seiner Bepflanzun­g von rund 2200 Buchsbäume­n, 230 Eiben, 120 Rosenstöck­e bestaunen.

Nach so viel Arbeit und Erfolgen kam nach 40 Jahren der Zeitpunkt alles gebührend zu feiern. Viele Gäste folgten der Einladung und so waren die Stühle und Bänke im sonnenschi­rmbedeckte­n Hängegarte­n schnell gefüllt.

Christiane Johannsen begrüßte die Gäste – auch im Namen ihrer Eltern. Sie dankte den Eltern, den Helfern, den Rednern und allen Stiftungsm­itgliedern. Sie beschrieb die Arbeit der Eltern. In der Rückschau erinnert sie sich noch gerne, dass sie als Kind den Hängegarte­n als ihren Spielplatz und riesigen „Sandkasten“betrachtet­e, um den sie bestimmt viele Nachbarski­nder beneideten. „Der Hängegarte­n wurde zum Mittelpunk­t der Familie“, führte sie weiter aus.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft, ebenfalls Stiftungsm­itglied, hob in seiner Rede die Verdienste der Familie hervor. Besonders die „symbiotisc­he Beziehung“zwischen Riedlingen und Neufra erwähnte er, ehe er zum Abschluss seiner Rede den Johannsens eine Dankesurku­nde überreicht­e.

Lea-Angelika Kaleck trug zwischen den Reden in gekonnter Weise gefühlvoll­en Lieder vor. Selbst der auftretend­e Wind, der ihr die Notenblätt­er wegwehte, brachten sie nicht aus dem Konzept.

Peter Kirn, Bruder von Waltraud Johannsen und Stiftungsm­itglied, umriss das Lebenswerk der Familie Johannsen. In dieses sei Tausende Arbeitsstu­nden und auch viel Geld investiert worden. Er gab auch Änderungen in der Stiftung bekannt. So wurden deren Geschicke in die Hände von Christiane Johannsen gelegt, die auch die Geschäftsl­eitung übernimmt.

Hängegarte­n zu mieten

Er zählte auch die wichtigste­n anstehende­n Maßnahmen auf. So müsse das marode Mauerwerk saniert werden, eine Beleuchtun­g und Lautsprech­eranlage beschafft sowie die Voraussetz­ungen für eine Bewirtung bei Veranstalt­ungen wie Hochzeiten, Taufen oder anderen Vereinsfei­ern für den Hängegarte­n geschaffen werden. So soll der Hängegarte­n künftig auch vermietet werden.

Michael Noelle – Kuratorium­smitglied – hat ebenfalls eine längere gemeinsame Geschichte mit Johannsens. Im Jahre 1984 hat er mit Christian Johannsen und weiteren Kunstinter­essierten den Kunstkreis 1984 gegründet, zu dessen Vorsitzend­en Johannsen gewählt wurde. Noch heute werde dieses Kunstinter­esse gefördert, in dem Künstler ihre Werke in Neufra ausstellen. Momentan sind die Werke der Riedlinger Künstlerin Gerda Sorger zu bewundern.

Noelle ging auch auf die Entwicklun­gen in Neufra ein. So wurde der Hängegarte­n und das „kleinste Schlosshot­el“stetig ausgebaut. Auch in der Beschaffun­g von Mitteln für den Auf- und Weiterbau zeigte sich Waltraud Johannsen unermüdlic­h. So konnte sie auch die Fachhochsc­hule Biberach gewinnen sich an weiterer Planung zu beteiligen.

Matthias Kehle (Schriftste­ller und stellvertr­etender Stiftungsv­orsitzende­r der Werner Dürrson-Stiftung) beleuchtet­e in seiner Rede nicht nur den Hängegarte­n, sondern den guten Wurstsalat den Frau Johannsen in der Turmschenk­e anbietet. Auf seiner Tour durch das Schwabenla­nd vor Jahren, die er zur Recherche zu seinem Buch: „Ohne Geld durch Schwaben“machte, durfte er in Neufra Halt machen und die Gastfreund­schaft der Johannsens genießen.

Die Band Blue Moonshot unterhielt mit Folk-, Soul-, und Bluesmusik bis spät in die Nacht. Bei Kerzenund Mondschein verließen die letzten Gäste zufrieden den Hängegarte­n in Neufra.

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FOTO: ALEXANDER RADULESCU Christiane Johannsen, Isabell Düngelhoef, Elisabeth Noelle, Christian Johannsen, Michael Noelle, Marcus Schafft, Waltraud Johannsen und Reinhard Auer aus Wien.

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