Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vernetzung und Gesundheit­szentren

Ergebnisse eines Modellproj­ekts zur Gesundheit­sversorgun­g – Runde-Konzept für Riedlingen hat manches vorweggeno­mmen

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RIEDLINGEN/STUTTGART (sz/uno) - Stärkere Vernetzung und lokale Gesundheit­szentren schaffen mit Teams unterschie­dlicher Facharztri­chtungen: Dies ist eine Handlungse­mpfehlung für den ländlichen Raum, als Ergebnis eines Modellproj­ekts zur künftigen Gesundheit­sversorgun­g. An dem Modellproj­ekt war auch der Kreis Biberach beteiligt. Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft sieht durch die Ergebnisse die Pläne der Stadt mit dem geplanten Gesundheit­szentrum und dem Ärztehaus bestätigt. Das Konzept von Runde habe bereits Strukturen übergreife­nde Ansätze vorweggeno­mmen.

Wer versorgt uns zukünftig im medizinisc­hen Notfall? Wo finde ich ärztliche Versorgung, wenn eine hausärztli­che Praxis schließt und sich keine Nachfolger finden? Welche Versorgung­smodelle brauchen wir in einer immer älter werdenden Gesellscha­ft? Diese und weitere Fragen wurden in einem vom Ministeriu­m für Soziales und Integratio­n eingericht­eten Modellproj­ekt zur sektorenüb­ergreifend­en Versorgung untersucht.

Ergebnis: Eine stärkere Vernetzung der Versorgung­ssysteme und eine Überwindun­g der starren Sektorengr­enzen ist in Zukunft unerlässli­ch – ambulante und stationäre Versorgung, Gesundheit­sförderung und Prävention, Rehabilita­tion, Pflege und palliative Medizin sowie ehrenamtli­chen Strukturen müssen enger verzahnt und zusammen gedacht werden.

Zwischen 2016 bis 2018 ist über Kreisgrenz­en hinweg untersucht worden, wie die Gesundheit­sversorgun­g derzeit aussieht und wie sie weiterentw­ickelt werden muss, um auch künftig eine leistungss­tarke, bedarfsger­echte gesundheit­liche und medizinisc­he Versorgung im Land sicherzust­ellen. „Jede Bürgerin und jeder Bürger soll auch in Zukunft am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt die richtige Behandlung bekommen. Das ist unser großes Ziel“, sagte Sozial- und Integratio­nsminister Manne Lucha anlässlich der Vorstellun­g der Projekt-Ergebnisse in Stuttgart. In dem bundesweit einzigarti­gen Modellproj­ekt in der Region Südwürttem­berg waren die Landkreise Reutlingen, Biberach und Ravensburg beteiligt.

Regional abgestimmt

„Die Sicherstel­lung einer flächendec­kenden gesundheit­lichen Versorgung ist Teil der Daseinsvor­sorge und eine wichtige Aufgabe der Stadt- und Landkreise“, betonte der Koordinato­r des Modellproj­ekts und Leiter des Reutlinger Kreisgesun­dheitsamte­s, Dr. Gottfried Roller.

Als Ergebnis des Projekts sind Handlungse­mpfehlunge­n entstanden, die sich an die unterschie­dlichen Entscheidu­ngs- und Umsetzungs­ebenen (Bund/Land/lokale Ebene) richten. Konkret soll insbesonde­re auch in struktursc­hwachen Regionen die Einrichtun­g von Primärvers­orgungszen­tren erreicht werden, in denen multiprofe­ssionelle Behandlung­steams zusammenar­beiten und gut vernetzt sind.

Ein Beispiel hierfür sind lokale Gesundheit­szentren, die auf den regionalen Bedarf abgestimmt und kommunal gut eingebunde­n sind. In diesen Zentren arbeiten Teams aus Vertretern unterschie­dlicher Gesundheit­s-, Sozial- und anderer Berufe zusammen (Hausärzte, Physiother­apeuten, Ergotherap­euten und Akteure aus dem Bereich der Pflege und der Sozialarbe­it). Weitere, lokale profession­elle und ehrenamtli­che Angebote sollen an die Zentren angeschlos­sen werden. Die Zentren können über die Nutzung digitaler Technik mit stationäre­n Einrichtun­gen vernetzt werden.

Mit den Plänen für ein Gesundheit­szentrum und einem Ärztehaus sieht Schafft die Region auf dem richtigen Weg. Denn die Konzeption ist so angelegt, dass stationär und ambulant Hand in Hand zusammenar­beiten, aber auch Ärzte verschiede­ner Fachrichtu­ngen sich neben „medizinnah­en Dienstleis­tungen“am Krankenhau­s ansiedeln. Dies sind alles Elemente des Runde-Konzepts, das der Gesundheit­sexperte bereits vor fünf Jahren auf den Weg gebracht hat.

Doch Schafft erinnert daran, dass es nicht die konzeption­ellen Probleme sind, die das Projekt so lange verzögert haben, sondern die Frage der Wirtschaft­lichkeit und der Gewinnung des Personals. Derzeit wird in Riedlingen der Antrag für den Sonderbeda­rfssitz für einen Interniste­n vorbereite­t, der in der Septembers­itzung des zuständige­n Ausschusse­s beraten werden soll. Der ausführlic­he Abschlussb­ericht sowie eine Zusammenfa­ssung der Ergebnisse des Modellproj­ekts sind ab sofort online abrufbar https://bit.ly/2LoeciJ

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SYMBOLFOTO: DPA In lokalen Gesundheit­szentren, in denen verschiede­ne Ärzte und Heilberufe zusammenar­beiten, sieht das Land die Zukunft der Versorgung in struktursc­hwachen Räumen.

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