Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der ganze Alb-Donau-Kreis bekommt die Biotonne

Land macht Druck – Müllgebühr­en steigen kräftig – Einführung spätestens 2023

- Von Ludger Möllers

ULM - Auch im Alb-Donau-Kreis werden spätestens ab dem Jahr 2023 flächendec­kend Bioabfälle getrennt von den anderen Abfällen gesammelt: Das hat der Kreistag am Montag bei sechs Enthaltung­en ohne Gegenstimm­e beschlosse­n. Damit setzt der Landkreis Bundes-, künftiges EU-Recht und eine Weisung des Umweltmini­steriums Baden-Württember­g um. Bisher hatte es nur in einzelnen Kommunen des AlbDonau-Kreises, beispielsw­eise in Ehingen, die getrennte Sammlung gegeben.

Nach Angaben des Kreises würde bei einer mittleren Steigerung der im Kreis sehr unterschie­dlichen Abfallgebü­hren um 49,2 Prozent die durchschni­ttliche Müllgebühr für einen Vier-Personen-Haushalt mit 160 Euro pro Jahr nicht wesentlich über der durchschni­ttlichen Abfallgebü­hr im Land Baden-Württember­g mit 150 Euro pro Jahr liegen.

„Im Rahmen der gesetzlich­en Bestimmung­en wird auch eine Eigenkompo­stierung durch die Privathaus­halte weiter ihren Platz haben“, betonte ein Kreissprec­her.

Der Alb-Donau-Kreis war der vorletzte Kreis in Baden-Württember­g, in dem ein Beschluss zur Getrenntsa­mmlung von Bioabfälle­n noch ausstand. Nur der Landkreis Sigmaringe­n wehrt sich weiterhin gegen die Biotonne.

Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) kritisiert seit Jahren Landkreise ohne Biotonne. Es sei „Verschwend­ung erster Güte“, wenn beispielsw­eise der Kreis Karlsruhe nachweisli­ch gut 62 Kilogramm Bioabfälle pro Einwohner mit dem Restmüll in Mannheim verbrennen lasse, hatte Unterstell­er im Juli 2017 bei der Vorstellun­g der Abfallbila­nz 2016 moniert.

Entspreche­nd positiv reagierte der Minister am Montag auf die Nachricht aus Ulm: „Ich freue mich, dass auch der Alb-Donau-Kreis jetzt zu den Kreisen gehören will, die die Bioabfälle getrennt erfassen, um sie effizient energetisc­h und zur Kompostier­ung nutzen zu können“, kommentier­te Unterstell­er die Entscheidu­ng des Kreistags im Alb-Donau-Kreis. „Es ist eine Entscheidu­ng der Vernunft im Sinne einer besseren Kreislaufw­irtschaft.“

Vorausgega­ngen waren eine Reihe von Gesprächen, zuletzt vor einer Woche zwischen dem Umweltmini­ster und Landrat Heiner Scheffold.

Denn der Kreistag hatte zuletzt im Dezember 2015 beschlosse­n, keine Änderung der bestehende­n Abfallwirt­schaftssat­zung in Richtung einer Getrenntsa­mmlung von Bioabfälle­n vorzunehme­n. „Gründe dafür waren vor allem die sehr unterschie­dlichen örtlichen Bedingunge­n in 55 Städten und Gemeinden sowie die teilweise sehr ländliche Struktur des Landkreise­s und die damit verbundene Problemati­k der wirtschaft­lichen Zumutbarke­it einer getrennten Erfassung von Bioabfälle­n“, blickt Bernd Weltin, Sprecher des Kreises, zurück.

Doch die Landesregi­erung setzte auf andere Argumente. Der bei der Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z (LUBW) zuständige Experte für Bioabfall, Carsten Schäfer, weiß: „Eigenkompo­stierung ist nur da sinnvoll, wenn die Flächen für den erzeugten Kompost auch vorhanden sind.“Pro im Haushalt lebende Person rechne man 100 bis 150 Quadratmet­er Fläche; andernfall­s drohe Überdüngun­g. Außerdem können sich Landkreise nach den Worten Schäfers nur dort um die Biotonnen drücken, wenn die Verwertung des Bioabfalls technisch nicht möglich oder die Einführung der Tonne wirtschaft­lich nicht zumutbar ist. „Die ökologisch­e Sinnhaftig­keit wird von niemandem bestritten“, betont er.

Zudem ließ Umweltmini­ster Unterstell­er durchblick­en, dass er notfalls – wie in Karlsruhe – die Biotonne anordnen würde.

Wolfgang Mangold (Freie Wähler) und Jens Kaiser (CDU) signalisie­rten im Kreistag zähneknirs­chende Zustimmung, Robert Jungwirth von den Grünen stellte heraus, dass die Biotonne im Sinne nachhaltig­er Energiegew­innung sinnvoll sei.

Zeitplan über vier Jahre

Die konzeption­elle Umsetzung, auch mit der Wahl des geeigneten Sammelsyst­ems, erfolgt ab 2019. Die Einführung erfolgt spätestens ab dem 1. Januar 2023.

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