Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Uraltes Haustier, Honigliefe­rant und Helfer der Gärtner

Fleißige Bienen stehen auf der Bachritter­burg Kanzach im Mittelpunk­t

- Von Klaus Weiss

KANZACH - Emsig ist es am Sonntag auf der Bachritter­burg zugegangen, zwar weniger wegen der Besucher, dafür umso mehr mit den „Bachritter-Bienen“, denen der Tag gewidmet war.

Nicht besonders viel Andrang herrschte am Sonntag auf der Bachritter­burg, obwohl das Thema durchaus interessan­t war. Rund ums Thema Bienen hatte das Burgteam allerhand vorbereite­t und gab Einblicke in Bienenzuch­t und mehr. Das Thema Bienenster­ben ist zurzeit ohnehin in aller Munde, auch deshalb wurde mit dem Thema einmal tiefgreife­nd den fleißigen Helfern ein ganzer Tag auf der Burg gewidmet.

Bienen, so Ingrid Schäfges in ihrem Vortrag, sind ein gigantisch­er Wirtschaft­sfaktor und gelten mit als die wichtigste­n Nutztiere des Menschen. Schätzunge­n zufolge erbringen sie einen wirtschaft­lichen Nutzen von jährlich bis zu 500 Milliarden Euro. Mehr als 90 Prozent der Wild- und 75 Prozent der Kulturpfla­nzen sind auf bestäubend­e Insekten angewiesen. Ohne Bienen gäbe es also nicht nur viele Obst- und Gemüsesort­en nicht, sondern auch keinen Kaffee, Kakao, Schokolade, Säfte, ja sogar viele Pflegeprod­ukte. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Regale in unseren Supermärkt­en ohne die Arbeitslei­stung der Bienen aussehen würden.

Die Biene war schon 5000 bis 6000 vor Christus als Honigliefe­rant bekannt, wie Ausgrabung­sfunde belegen. Bei den Pharaonen und den Römern hatten die Bienen einen sehr hohen Stellenwer­t, galt doch der Honig damals schon als Quelle der Weisheit schlechthi­n. Auch im Mittelalte­r, also auch zur Zeit der Bachritter­burg, war Honig ein begehrtes Nahrungs- und auch Heilmittel, was sich damals aber das gemeine Fußvolk schlichtwe­g nicht leisten konnte.

An einem Schaukaste­n im Burghof konnten die Besucher hinter Glas genau beobachten, was sich innerhalb eines Bienenstoc­ks abspielt und wie emsig dort gearbeitet wird.

Auf der Wiese hinter der Burg war ein „Weissensei­fener Hängekorb“zu sehen. Dieser Korb wird aus Roggenstro­h geflochten und soll den Vorteil haben, dass er von Ungeziefer gemieden wird, weiß Johannes Loriz von der Kooperativ­e Dürnau zu erzählen. Loriz produziert die Körbe in Eigenbau und stand den Besuchern Rede und Antwort. „Wie kommt man da eigentlich an die Honig?“, wollte einer der Gäste wissen. Schließlic­h seien die Waben so doch schlecht erreichbar. Loriz hatte diese Frage schon erwartet und sagte dazu, dass die Dürnauer Kooperativ­e auch eine eigene Gärtnerei betreibt und auf die Mithilfe der Bienen angewiesen sei. Deshalb dürfen die Bienen den Honig behalten und müssen dafür nicht gefüttert werden. So um die 25 000 Bienen hätten in einem dieser Strohkörbe Platz und die brauchen auch entspreche­nd Futter.

Wie man ein einfaches Wildbienen­hotel, nur mit einem Blumentopf und Schilfhalm­en bauen kann, konnten die Kinder an einem Stand erfahren und auch gleich selber ausprobier­en.

Jochen Grasser aus einer der vielen historisch­en Gruppen weihte die Besucher in die Kunst der Kerzenhers­tellung aus Bienenwach­s im Mittelalte­r ein. „Sieht eigentlich einfach aus, dürfte aber doch schwierige­r sein“, ist sich Grasser sicher. An einigen weiteren Ständen und einer kleinen Bibliothek zum Schmöckern konnten Interessie­rte vieles über das Thema Bienen erfahren, hier zeigte sich der Imkerverei­n Alb-Bussen-Federsee zuständig.

 ?? FOTO: KLAUS WEISS ?? Jochen Grasser weihte die Besucher in die Kunst des mittelalte­rlichen Kerzenmach­ens ein – aus Bienenwach­s, versteht sich.
FOTO: KLAUS WEISS Jochen Grasser weihte die Besucher in die Kunst des mittelalte­rlichen Kerzenmach­ens ein – aus Bienenwach­s, versteht sich.
 ?? FOTO: KLAUS WEISS ?? Johannes Loriz (links) erklärt den Besuchern die Besonderhe­iten des „Weissensei­fener Hängekorbs“.
FOTO: KLAUS WEISS Johannes Loriz (links) erklärt den Besuchern die Besonderhe­iten des „Weissensei­fener Hängekorbs“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany