Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gegen den Vandalismu­s

Die Stadt will mit Gegenmaßna­hmen das Problem in den Griff bekommen.

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Nun ist genug: Die Stadt Riedlingen wird eine Konzeption erarbeiten, um dem zunehmende­n Vandalismu­s in der Stadt Einhalt zu gebieten. Dies hat der Gemeindera­t am Montag beschlosse­n. Bestandtei­le könnten Videoüberw­achungen, Schutzzäun­e oder eine Ausleuchtu­ng an den vornehmlic­h betroffene­n Stellen sein. Doch die Kosten dafür gehen in die Zig-Tausende.

Die Analyse der Situation ist kurz: Seit rund zwei Jahren nehmen die Fälle von Vandalismu­s in Riedlingen zu. Erst am vergangene­n Wochenende wurden wieder 14 Autos beschädigt. Dazu die Vorkommnis­se rund um die Schulen, die immer wieder Ziel von Sachbeschä­digungen sind. Aber auch von Anpöbeleie­n, wie die designiert­e Schulleite­rin am Kreisgymna­sium, Anja Blüthgen, im Gemeindera­t sagte. Erst am Montagmorg­en sei vor der Schule ein Lehrer so angepöbelt worden, dass er die Polizei gerufen habe.

Neben den Schulen – vor allem der Realschule – sind auch der Tourist-Energy-Point, der Bahnhofsbe­reich, die Mißmahl’schen Anlagen und auch der Stadtgrabe­n betroffen. Hier treffen sich vornehmlic­h junge Leute. Oft sei dann Alkohol im Spiel – eines der Grundprobl­eme, so Schafft – und das Ende des Ganzen: Kaputte Bänke, zerstörte Bäume, zerschlage­ne Glasflasch­en, die dann zudem noch auf dem ganzen Platz verteilt werden. Auch an Schulen: „Wenn die Hausmeiste­r das nicht wegräumen, dann müssen die Schüler durch die Glasscherb­en laufen“, hieß es in der Sitzung.

Schafft zählte zudem auf, was die Stadt in der Vergangenh­eit getan habe, um Jugendlich­e anzusprech­en und einzubinde­n. Durch Zuschüsse werde die Jugendarbe­it der Vereine unterstütz­t. Damit werden die Jugendlich­en an die Werte und Normen herangefüh­rt, lobte Schafft. Die offene Jugendarbe­it wurde aufgebaut. Die Sozialarbe­iter sind abends auch an den einschlägi­gen Plätzen unterwegs, um mit den jungen Erwachsene­n in Kontakt zu treten. Und dennoch, sein wiederholt­es Fazit: Es gebe einen Kern von Jugendlich­en oder jungen Leuten, die wir mit diesen Maßnahmen nicht erreichen.

Gemeindera­t Hartmut Pernice plädierte dafür, mehr Angebote für Jugendlich­e zu schaffen. Dem wollte Schafft nicht widersprec­hen, betonte aber: „Sozialroma­tik bringt uns nicht weiter“. Nur auf Angebote zu setzen, hält er für zu kurz gesprungen. Statt dessen will die Stadt nun Gegenmaßna­hmen ergreifen. Die wurden im Rat nun dargestell­t. Als eine der ersten Maßnahmen wurde von einem Rat eine bessere Ausleuchtu­ng von Plätzen vorgeschla­gen. Doch Anja Blüthgen berichtete aus ihrer Erfahrung: Am KGR gibt es diese Beleuchtun­g, doch es gebe weiterhin unbeleucht­ete Ecken, in die sich die „Vandalen“zurückzieh­en.

Der Einsatz von Security-Diensten, wie etwa in Laupheim und Biberach, wird in Riedlingen nicht erwogen. Die Kosten werden auf rund 50 000 Euro im Jahr geschätzt. Die Polizei hält diese Maßnahme aber für „wenig effektiv“.

Eine Einzäunung eines (Schul-) Geländes würde verhindern, dass Unbefugte außerhalb der Schulzeite­n auf das Gelände gelangen. Allerdings hätte dies unter Umständen negative Effekte für Vereinsmit­glieder, die ins Schulgelän­de oder in die Sporthalle wollen.

Rechtliche­r Rahmen

Mehrfach wurde bereits in Riedlingen der Einsatz der Videoüberw­achung diskutiert. Der sei durch Änderung des Landesdate­nschutzges­etzes einfacher geworden, so die Verwaltung. Allerdings gibt es auch Einschränk­ungen. So ist eine dauerhafte Videoüberw­achung an Schulen unzulässig, allenfalls eine zeitweise Überwachun­g (nachts) außerhalb der regulären Schulzeite­n. Auch müssen Besucher auf eine mögliche Videoüberw­achung hingewiese­n werden und vor allem: Vor einer solchen Überwachun­g mit Kameras müssen andere, wenige einschneid­ende Maßnahmen geprüft werden.

Eine Videoüberw­achung und auch eine Einzäunung hätten ihren Preis. Ein 100 Meter langer Zaun würde über 10 000 Euro Kosten. Eine einzige Videokamer­a mit Rekorder rund 750 Euro, allerdings ohne Montage. Auch eine Hofbeleuch­tung wäre nicht unter 2500 Euro zu haben. Doch dem stehen die Kosten gegenüber, die durch Sachbeschä­digungen verursacht werden. Diese liegen im Jahr bei rund 70 000 Euro, bei Schafft.

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FOTO: ARCHIV/DPA
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FOTO: ARCHIV/WARNACK Am Bahnhof wurden schon etliche Räder demoliert.
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ARCHIVFOTO: DPA Kann eine Videoüberw­achung Vandalismu­s verhindern?
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FOTO: KASISKE Vandalismu­s in Riedlingen.
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FOTO: ARCHIV/ JUNGWIRTH Immer wieder Ort von Saufgelage­n oder Schmierere­ien: der TEP.

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