Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gegen den Vandalismus
Die Stadt will mit Gegenmaßnahmen das Problem in den Griff bekommen.
RIEDLINGEN - Nun ist genug: Die Stadt Riedlingen wird eine Konzeption erarbeiten, um dem zunehmenden Vandalismus in der Stadt Einhalt zu gebieten. Dies hat der Gemeinderat am Montag beschlossen. Bestandteile könnten Videoüberwachungen, Schutzzäune oder eine Ausleuchtung an den vornehmlich betroffenen Stellen sein. Doch die Kosten dafür gehen in die Zig-Tausende.
Die Analyse der Situation ist kurz: Seit rund zwei Jahren nehmen die Fälle von Vandalismus in Riedlingen zu. Erst am vergangenen Wochenende wurden wieder 14 Autos beschädigt. Dazu die Vorkommnisse rund um die Schulen, die immer wieder Ziel von Sachbeschädigungen sind. Aber auch von Anpöbeleien, wie die designierte Schulleiterin am Kreisgymnasium, Anja Blüthgen, im Gemeinderat sagte. Erst am Montagmorgen sei vor der Schule ein Lehrer so angepöbelt worden, dass er die Polizei gerufen habe.
Neben den Schulen – vor allem der Realschule – sind auch der Tourist-Energy-Point, der Bahnhofsbereich, die Mißmahl’schen Anlagen und auch der Stadtgraben betroffen. Hier treffen sich vornehmlich junge Leute. Oft sei dann Alkohol im Spiel – eines der Grundprobleme, so Schafft – und das Ende des Ganzen: Kaputte Bänke, zerstörte Bäume, zerschlagene Glasflaschen, die dann zudem noch auf dem ganzen Platz verteilt werden. Auch an Schulen: „Wenn die Hausmeister das nicht wegräumen, dann müssen die Schüler durch die Glasscherben laufen“, hieß es in der Sitzung.
Schafft zählte zudem auf, was die Stadt in der Vergangenheit getan habe, um Jugendliche anzusprechen und einzubinden. Durch Zuschüsse werde die Jugendarbeit der Vereine unterstützt. Damit werden die Jugendlichen an die Werte und Normen herangeführt, lobte Schafft. Die offene Jugendarbeit wurde aufgebaut. Die Sozialarbeiter sind abends auch an den einschlägigen Plätzen unterwegs, um mit den jungen Erwachsenen in Kontakt zu treten. Und dennoch, sein wiederholtes Fazit: Es gebe einen Kern von Jugendlichen oder jungen Leuten, die wir mit diesen Maßnahmen nicht erreichen.
Gemeinderat Hartmut Pernice plädierte dafür, mehr Angebote für Jugendliche zu schaffen. Dem wollte Schafft nicht widersprechen, betonte aber: „Sozialromatik bringt uns nicht weiter“. Nur auf Angebote zu setzen, hält er für zu kurz gesprungen. Statt dessen will die Stadt nun Gegenmaßnahmen ergreifen. Die wurden im Rat nun dargestellt. Als eine der ersten Maßnahmen wurde von einem Rat eine bessere Ausleuchtung von Plätzen vorgeschlagen. Doch Anja Blüthgen berichtete aus ihrer Erfahrung: Am KGR gibt es diese Beleuchtung, doch es gebe weiterhin unbeleuchtete Ecken, in die sich die „Vandalen“zurückziehen.
Der Einsatz von Security-Diensten, wie etwa in Laupheim und Biberach, wird in Riedlingen nicht erwogen. Die Kosten werden auf rund 50 000 Euro im Jahr geschätzt. Die Polizei hält diese Maßnahme aber für „wenig effektiv“.
Eine Einzäunung eines (Schul-) Geländes würde verhindern, dass Unbefugte außerhalb der Schulzeiten auf das Gelände gelangen. Allerdings hätte dies unter Umständen negative Effekte für Vereinsmitglieder, die ins Schulgelände oder in die Sporthalle wollen.
Rechtlicher Rahmen
Mehrfach wurde bereits in Riedlingen der Einsatz der Videoüberwachung diskutiert. Der sei durch Änderung des Landesdatenschutzgesetzes einfacher geworden, so die Verwaltung. Allerdings gibt es auch Einschränkungen. So ist eine dauerhafte Videoüberwachung an Schulen unzulässig, allenfalls eine zeitweise Überwachung (nachts) außerhalb der regulären Schulzeiten. Auch müssen Besucher auf eine mögliche Videoüberwachung hingewiesen werden und vor allem: Vor einer solchen Überwachung mit Kameras müssen andere, wenige einschneidende Maßnahmen geprüft werden.
Eine Videoüberwachung und auch eine Einzäunung hätten ihren Preis. Ein 100 Meter langer Zaun würde über 10 000 Euro Kosten. Eine einzige Videokamera mit Rekorder rund 750 Euro, allerdings ohne Montage. Auch eine Hofbeleuchtung wäre nicht unter 2500 Euro zu haben. Doch dem stehen die Kosten gegenüber, die durch Sachbeschädigungen verursacht werden. Diese liegen im Jahr bei rund 70 000 Euro, bei Schafft.