Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie vor 44 Jahren
Fechter nach den Einzelwettbewerben ohne WM-Medaille
WUXI (dpa/SID) - Der Frust sitzt tief im deutschen Fechterlager. Erstmals seit 1974 blieben die einst so erfolgreichen Planchen-Könner bei einer Weltmeisterschaft, bei der in allen Waffengattungen gefochten wurde, ohne Einzelmedaille. „Was soll ich sagen? Enttäuschend!“– so reagierte Sven Ressel nach dem Ende der Individualwettbewerbe im chinesischen Wuxi. Fast trotzig schob der Sportdirektor hinterher: „Aber Statistiken interessieren mich nicht. Es war klar, dass es schwer werden wird, die supererfolgreichen Zeiten sind doch schon lange vorbei!“Gleichwohl hielt Ressel fest, dass der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) in China ja auch junge Athleten „mit Potenzial“am Start hatte. „Und es wird oft zu schnell zu viel erwartet“, bemerkte er zum Neuaufbau, der für die am 1. April 2019 beginnende Olympiaqualifikation wichtig ist.
Als letzter Deutscher schied am Dienstag Alexander Kahl im FlorettAchtelfinale mit 7:15 gegen Jun Heo (Südkorea) aus. Für den Tauberbischofsheimer stand am Schluss Position 14. 2008-Olympiasieger Benjamin Kleibrink, der viermalige EinzelWeltmeister Peter Joppich und der Bonner André Sanita mussten bereits nach K.o.-Runde eins ihre Taschen packen. Der für Tauberbischofsheim startende Kleibrink unterlag Italiens Olympiasechstem Giorgio Avola mit 7:15. Auch der Koblenzer Joppich musste sich einem Italiener geschlagen geben – dem Weltranglistenzweiten und späteren Weltmeister Alessio Foconi mit 11:15. Sanita verlor 9:15 gegen den Franzosen Erwann Le Péchoux.
Das Damensäbel-Duo Anna Limbach (Dormagen) und Julika Funke (Künzelsau) musste ebenfalls früh passen. WM-Debütantin Funke unterlag im 64er-Feld Martina Criscio aus Italien mit 13:15. Die Vorjahresfünfte Limbach verlor nach dem 15:14 gegen Yingjia Ma aus China mit 8:15 gegen die Russin Swetlana Scheweljewa. Weltmeisterin wurde deren Landsfrau Sofia Posdnjakowa.
Von den insgesamt 24 Teilnehmern des DFeB zogen somit nur fünf ins Achtelfinale ein – fünfmal war dort Endstation. Als jeweils Elfte waren Säbel-Europameister Max Hartung (Dormagen) und die erst 18-jährige Tauberbischofsheimerin Leonie Ebert (Florett) beste Deutsche.
In den Teamwettbewerben läuft es etwas besser. Das Dormagener Säbelteam mit Hartung, Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers zog mit einem mühsam erkämpften 45:37-Erfolg gegen Kanada ins Viertelfinale am Mittwoch gegen Europameister und Vizeweltmeister Ungarn ein. Die Degendamen mit den Leverkusenerinnen Alexandra Ndolo und Alexandra Ehler, Beate Christmann (Tauberbischofsheim) und Monika Sozanska (Offenbach) schafften durch Siege gegen Thailand (45:30) und Italien (42:36) den Einzug in die Top 8. Auch sie haben im Viertelfinale einen großen Brocken vor sich: Gastgeber China