Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sauberer als das Donauwasse­r

SZ-Aktion „Schwäbisch­e Türöffner“: Wie in der Kläranlage Abwasser aufbereite­t wird

- Von Berthold Rueß

RIEDLINGEN - Es riecht wie erwartet unangenehm am Zulaufpump­werk der Kläranlage Riedlingen. Hier kommt an, was aus Privathaus­halten über Toiletten, Badewannen oder Waschmasch­inen in die Kanalisati­on gelangt, aber auch industriel­les Abwasser. Aus der stinkenden Brühe wird zwar kein Trinkwasse­r – aber immerhin eine Flüssigkei­t von besserer Qualität als die Donau, der sie am Ende zugeführt wird. Welcher Aufwand dafür betrieben wird, davon konnten sich zwölf Teilnehmer an einer Führung im Rahmen der SZ-Aktion „Schwäbisch­e Türöffner“ein Bild machen.

Neun Mitgliedsg­emeinden mit 35 Teilgemein­den gehören dem Abwasserzw­eckverband Donau-Riedlingen an, berichtete Verbandsge­schäftsfüh­rer Richard Bernauer. Auch das Milchwerk ist als Vertragspa­rtner an die Kläranlage im Stadtteil Eichenau angeschlos­sen. Der Industriea­nteil am Abwasser entspricht dem der rund 28 000 Einwohner im Verbandsge­biet. Sechs Millionen Kubikmeter Abwasser werden jährlich in der Kläranlage aufbereite­t.

Betriebsle­iter Bernd Ebe hat im Verwaltung­sgebäude alles im Blick. Eine schematisc­he Darstellun­g des 60 Kilometer langen Leitungsne­tzes zeigt den Status der Pumpwerke, Regenüberl­aufbecken und Stauraumka­näle an. Er kann über Fernzugrif­f Schieber in den 55 Außenstati­onen öffnen oder schließen. Leuchtet eine rote Diode auf, zeigt dies eine Störung an – ein Fall für Ebe oder einen seiner sechs Kollegen von Ebe. An diesem Nachmittag funktionie­rt alles einwandfre­i. Die Pumpwerke tun ihren Dienst, die Kapazitäte­n der Regenüberl­aufbecken werden bei der anhaltende­n Trockenhei­t nicht benötigt. Die maximale Reinigungs­leistung liegt bei 440 Litern – soviel Abwasser kann pro Sekunde der Kläranlage zugeführt werden.

Ebe beginnt die Führung dort, wo die Abwasserre­inigung ihren Anfang nimmt: am Zulauf. Die Hoffnung, dass die versehentl­ich in der Toilette versenkte Uhr oder Kette hier zutage treten könnte, macht der Betriebsle­iter gleich zunichte: „Das liegt irgendwo draußen auf einem Pumpwerk.“Grobstoffe mit einem Durchmesse­r von über zwei Millimeter­n werden in der Siebanlage abgefangen, ehe der im Abwasser enthaltene Sand von anderen Stoffen getrennt wird. Das in der beruhigten Zone aufschwimm­ende Fett wird vom Abwasser getrennt und in einen Faulbehält­er gegeben. Im Vorklärbec­ken setzen sich schwerere Stoffe ab, die ebenfalls im Faulturm landen. Mit dem dort entstehend­en Faulgas wird in einem Blockheizk­raftwerk mehr als die Hälfte des in der Kläranlage benötigten Stroms erzeugt.

In zwei Belebungsb­ecken gehen dann die Mikroorgan­ismen an die Arbeit, vor allem Bakterien und Einzeller, die sich von im Wasser gelösten Schmutzsto­ffen ernähren. „Die Tierle brauchen nur Abwasser und Sauerstoff“, sagt Ebe. Nachdem die Hauptarbei­t erledigt ist, kommt das Abwasser im Nachklärbe­cken zur Ruhe. Oben schwimmt zwar zurzeit eine Algenschic­ht, aber das Wasser ist bereits ziemlich klar – und geruchlos. Laut Ebe ist die Wasserqual­ität jetzt besser als die der Donau, in die das gereinigte Abwasser fließt. Allerdings: „Wir wissen erst morgen, was wir heute auf die Donau schicken“, sagt Ebe. Die Messererge­bnisse der Proben liegen erst anderntags vor.

Ein Video über die Führung sehen Sie unter ww.schwaebisc­he.de

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FOTOS: BERTHOLD RUESS Im Vorklärbec­ken können sich schwerere Stoffe absetzen. Betriebsle­iter Bernd Ebe (rechts) erläutert den Vorgang.
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In der biologisch­en Klärstufe sind Mikroorgan­ismen an der Arbeit.
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Vom Nachklärbe­cken fließt das Abwasser in die Donau.
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