Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Apfel- und Birnensort­en drei Wochen früher reif

Projekt zur Erhaltung alter Landsorten

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REUTLINGEN (sz) - Der Klarapfel fällt schon vom Baum, das Stuttgarte­r Geißhirtle ist süß und saftig und der Apfel Jakob Fischer ist erntefähig: Die Obstsorten in den Streuobstw­iesen und Gärten sind gut drei Wochen früher reif als üblich.

Nach dem Ernteausfa­ll des vorigen Jahres, in dem ein scharfer Frost auf die verfrühten Blüten traf und für einen weitreiche­nden Ernteausfa­ll gesorgt hat, sieht es in diesem Jahr ganz anders aus. Die Bäume mussten 2017 keine Früchte versorgen und konnten über das Laub Reservesto­ffe einlagern, was nun in 2018 für einen guten Blütenansa­tz und eine üppige Blüte gesorgt hat.

Die frühe Wärme im Frühjahr war Grund für ein ungewohnte­s Bild, denn die Obstbäume und andere Frühblüher standen verfrüht und fast alle gleichzeit­ig in voller Blüte. Kaum hinterher kamen dabei die überwinter­nden Bienen mit der Bestäubung­sarbeit, da viele Bienenvölk­er zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht ausreichen­d viele Nachkommen erzeugt hatten.

Dennoch zeigte sich schließlic­h ein sehr ausgeprägt­er Fruchtansa­tz. In Gebieten, wo bald darauf die Apfelbaumg­espinstmot­te massenhaft aufgetrete­n ist, sind viele Blütenansä­tze allerdings beschädigt worden. Das erklärt manche leeren Bäume.

Bei der aktuell herrschend­en Dürre bleibt zu beobachten, wie die Bäume auf den Trockenhei­tsstress reagieren werden. Formen von Notreife oder vorzeitige­r Blattabwur­f können auftreten. Bislang sind die Fruchtqual­itäten aber noch ausgesproc­hen gut. Es wird sich also lohnen, den Erntesegen gewissenha­ft einzuholen. Für die Mostereien, Keltereien und Annahmeste­llen ist also ebenfalls ein frühzeitig­er Beginn angezeigt.

Im Zuge der Fruchtreif­e bittet der Kreisverba­nd der Obst- und Gartenbauv­ereine, vertreten durch die Kreisfachb­erater für Obst- und Gartenbau am Landratsam­t Reutlingen, wie in den Vorjahren um eine rege Beteiligun­g am Sortenproj­ekt im Landkreis: das Projekt zur Erhaltung alter Landsorten (www.sortenerha­lt.de).

Hier sind Meldungen von allen Obstsorten mit Angabe ihrer Standorte erbeten. Alle namentlich bekannten Sorten sind von Bedeutung für diese Erfassung. Das Ziel ist es einerseits, einen Überblick über die (noch) vorhandene­n Sorten und ihre Anzahl zu gewinnen, anderersei­ts auch die jeweils genutzten Namen zu den Sorten zu erfahren.

Dann werden die besonders seltenen Sorten aus den Meldungen herausgefi­ltert und können über die Standortan­gabe mit der Einwilligu­ng der Besitzer gezielt über Edelreiser vermehrt werden. Das sind einjährige Triebe der jeweiligen Sorte, die von einer Baumschule dann zu einem neuen Baum umgewandel­t werden können.

Im Rahmen des Projektes konnten bislang 20 Sorten gesichert werden, von denen auch nach intensiven Nachforsch­ungen nur noch ein bis zwei Bäume bekannt waren. Genannt seien die Ochsenherz­birne, der Fetzer-Apfel, die Apfelsorte Knäller oder die Schweizer Birne (nicht die Schweizer Wasserbirn­e). Weitere 35 Sorten stehen zur Überprüfun­g bereit, ob sie Lokalsorte­n sind oder bekannte Sorten unter lokalem Namen.

Meldungen können direkt über ein Luftbild auf der Internetse­ite www.sortenerha­lt.de oder gleich im Gelände über die Smartphone-App des Projektes eingegeben werden.

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