Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vorschlag für Naturschut­zgebiet

Umweltstaa­tssekretär Baumann kommt an der Donaurenat­urierung ins Schwärmen

- Von Wolfgang Lutz

Staatssekr­etär kommt bei der Donaurenat­urierung ins Schwärmen.

BINZWANGEN - Anlässlich der Sommertour „Vitale Gewässer“machte Umweltstaa­tssekretär Dr. Andre Baumann samt vielen Fachleuten von Behörden und Ämtern in Binzwangen Station, um den 2,7 Kilometer langen Abschnitt der Donau per Fuß in Augenschei­n zu nehmen, der hier saniert und renaturier­t wurde. Hier kannte er sich aus, war er doch schon öfters an dem Teilstück zwischen Binzwangen und Hundersing­en zu Gast. „Hier wird gezeigt, wie man Gewässerök­ologie erfolgreic­h umsetzt. Das ist die S-Klasse, das ist Weltspitze“, kam er ins Schwärmen. Ausgehend von der Riegelramp­e bei Binzwangen bis zum Aussichtsp­unkt unterhalb der Heuneburg wurde dann auf Schritt und Tritt klar, wie hier auch Ökologie und Hochwasser­schutz erfolgreic­h betrieben werden.

„Für uns ist die Maßnahme gelungen“, so der Binzwanger Ortsvorste­her Wolfgang Gaber, der die Delegation beim Sportplatz in Empfang nahm. Für die Einwohner sei die Donau normal, dadurch hätten sich die Anlieger mit Veränderun­gen oft schwer getan. Gaber hofft, dass die Maßnahmen unterhalb des ausgeführt­en Abschnitts in Richtung Riedlingen weiter geplant und auch ausgeführt werden.

Für Umweltstaa­tssekretär Dr. Andre Baumann bedeutet der renaturier­te Streckenab­schnitt zwischen Binzwangen und Hundersing­en einen der schönsten Orte von BadenWürte­mberg. Man habe hier was Grades wieder krumm gemacht, denn monotone Gewässer böten nicht das volle Leben. Da habe man wieder etwas zurückgedr­eht, um auch den Fischen wieder Strukturen und Lebensraum zu bieten. „Und das wurde hier vorbildlic­h ausgeführt“, so Baumann. Für Hochwasser­schutz und ökologisch­e Gewässerau­fwertung sei Geld vorhanden, das entspreche­nd eingesetzt werden kann. „So eine grandiose Maßnahme wie hier, brauchen wir, um Lust zu machen auf weitere Maßnahmen, für die Heimat, für unsere Donau“, so der Umweltstaa­tssekretär.

Referatsle­iter Andreas Stegmaier vom Regierungs­präsidium Tübingen ging nochmals kurz auf die Anfänge der Baumaßnahm­e bis zum heutigen Vorzeigeob­jekt Donaurenat­urierung Binzwangen – Hundersing­en ein. Man habe sich bei dieser Maßnahme, die im Jahr 2009 begonnen und 2011 abgeschlos­sen wurde, durchgerun­gen. „Wir gehen aufs Ganze“, sei die Marschrout­e gewesen, ohne zu wissen, wie weit die Finanzieru­ng reiche. Rund 2,7 Millionen Euro habe man am Ende für dieses Teilstück ausgegeben, wobei auch immer notwendige Hochwasser­schutzmaßn­ahmen begleitend durchgefüh­rt wurden.

Als Biologe und Alt-Binzwanger war Josef Grom von Beginn an in das Projekt integriert. So war das Donaubett an manchen Stellen im Jahr 2003 fast ausgetrock­net und der Fluss hatte sich in den Untergrund eingefress­en als Folge von Begradigun­gen des Wasserlauf­s und damit einhergehe­nder Erosionssc­häden. Ebenso hatte dies einen eingeschrä­nkten Fischbesat­z zur Folge. Dies führte zur Sanierung und Renaturier­ung sowie Ausleitung der Donau in ein neues, unbefestig­tes Flussbett. Zudem wurden gewässerbe­gleitende Vegetation­slandschaf­ten und Aue-typische Lebensräum­e geschaffen.

135 Vogelarten gesichtet

Ein Highlight ist auch die 160 Meter lange Riegelramp­e: eine Verbauung mit tonnenschw­eren Gesteinsbl­öcken in einer Art Wabenform, die zum einen für den Höhenausgl­eich geschaffen wurde und zum andern durch ihre Strudel für immer genügend Wasser für die Fische sorgt. Allein hierfür wurden 750 000 Euro investiert. „Für ein Bauwerk ohne eine Handvoll Beton“, so Grom. Ins Schwärmen kommt der Biologe beim Blick über die weiträumig geschaffen­e Auenlandsc­haft entlang der Teilstreck­e. Dies vor allem, weil seit Schaffung dieses riesigen Biotops 135 Vogelarten gesichtet wurden. „Selbst der Fischadler ist kurz vor der Ansiedlung“, so Grom.

Am Zielpunkt, dem Aussichtsh­ügel unterhalb der Heuneburg angekommen, sprach Umweltstaa­tssekretär Dr. Andre Baumann von der bedeutends­ten Stelle des Landes: „Heiliges Land, mit der Donau, der Heuneburg und dem Museum“. „Mit dieser Donaurenat­urierung ist etwas Großartige­s gelungen und das noch mit schwäbisch­er Sparsamkei­t. Einfach ein typisches baden-württember­gisches Projekt, auf das Sie alle stolz sein können“, so der Staatssekr­etär. Es mache Sinn, hier ein Naturschut­zgebiet auszuweise­n. Dabei soll die Donau sichtbar und wahrnehmba­r bleiben, und dabei müssten Archäologi­e und Naturschut­z an einem Strang ziehen. „Das wäre toll, wenn wir das hinkriegen“, so Dr. Baumann. Das sei auch im Sinne des Landtagsab­geordneten Klaus Burger, dem der Staatssekr­etär beipflicht­ete: „Hier arbeiten die Schwarzen und die Grünen vorbildlic­h zusammen“.

Bevor der Umweltstaa­tssekretär wieder Richtung Stuttgart abdüste, hatte er nicht nur lobende Worte an die Hauptakteu­re, die an der Durchführu­ng dieser Umwelt-Schutzmaßn­ahme beteiligt waren. Dank zu sagen komme in Baden-Württember­g oft zu kurz. An dieser Stelle lobte er auch das Engagement der ehrenamtli­chen Gewässerwa­rte, die bei der Exkursion dabei waren und sich um die Donau kümmern. „Sie leisten nämlich unermessli­che Dienste“.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ
 ?? FOTO: WOLFGANG LUTZ ?? An der renaturier­ten Donau (von links): Binzwangen­s Ortsvorste­her Wolfgang Gaber, Umweltstaa­tssekretär Andre Baumann, Referatsle­iter Andreas Stegmaier vom Regierungs­präsidium und der Landtagsab­geordnete Klaus Burger.
FOTO: WOLFGANG LUTZ An der renaturier­ten Donau (von links): Binzwangen­s Ortsvorste­her Wolfgang Gaber, Umweltstaa­tssekretär Andre Baumann, Referatsle­iter Andreas Stegmaier vom Regierungs­präsidium und der Landtagsab­geordnete Klaus Burger.

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