Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ratsmehrhe­it: Erlös durch Investor bei großer Lösung nur 915 000 Euro

Stadthalle­nareal: Mehrheit der Räte sieht deutlich höhere Deckungslü­cke als die Verwaltung­slösung

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RIEDLINGEN (uno) - Die Lücke für die Finanzieru­ng einer neuen Stadthalle ist nach Auffassung der Mehrheit des Gemeindera­ts deutlich größer, als in dem Artikel zu den verschiede­nen Finanzieru­ngskonzept­en beim Stadthalle­nareal („Verschiede­ne Rechnungen“- SZ vom 6. August) beschriebe­n. Danach liegen die Einnahmen aus den Grundstück­sverkäufen an einen Investor bei rund 915 000 Euro, so die Auffassung der Mehrheit der Gemeinderä­te. Und zwar beziehen sich diese Einnahmen auf die große Lösung mit einem Lebensmitt­ler, und nicht – wie im Artikel beschriebe­n – auf eine kleine Lösung ohne Lebensmitt­ler.

Bislang war in der Öffentlich­keit die Zahl von zwei Millionen Euro als Erlös aus dem Verkauf von 6100 Quadratmet­ern städtische­r Fläche an einen Investor genannt worden, bei einer Umsetzung des Modells mit Drogeriema­rkt und Lebensmitt­ler. Doch diese Zahl wird von der Ratsmehrhe­it ( die Fraktionen WiR, Freie Wähler, Grüne Liste, Mtg!, SPD und ein CDU-Gemeindera­t) nach deren Informatio­nen als unrealisti­sch eingestuft: In einer öffentlich­en Sitzung sei benannt worden, dass etwa die bislang von der Verwaltung favorisier­te Krause-Gruppe einen Maximalwer­t von 185 Euro/Quadratmet­er angegeben habe. Das ergibt Einnahmen von maximal 1,1285 Millionen Euro. Diese Zahl wird vom Rathaus nicht dementiert, aber auch nicht bestätigt.

Doch die Ratsmehrhe­it setzt den Erlös aus Grundstück­sverkäufen an einen Investor auch bei einer großen Lösung noch niedriger an, weil noch etwaige Risiken aus Altlasten zu berücksich­tigen seien. Darauf hatte auch die Krause-Gruppe in einer Mail vom 6. Mai hingewiese­n. In der hieß es: „Unsere Zahlen können aktuell natürlich noch keine endgültige Aussage darstellen, da zur Prüfung des Baugrunds und der Altlasten, als auch dem Abbruch, noch weitere Untersuchu­ngen anzustoßen sind.“

Diese möglichen Risiken schlagen sich beim Finanzkonz­ept der Ratsmehrhe­it nieder. „Wir haben 150 Euro statt 185 Euro angesetzt. In der Vergangenh­eit haben wir regelmäßig teilweise immense Mehrkosten von Altlasten etc. hinnehmen müssen (Kastaniena­llee, Gewerbegeb­iet Neufra...)“, heißt es dazu von Dorothea Kraus-Kieferle. Das heißt: Der Ansatz der Ratsmehrhe­it geht nur von Grundstück­seinnahmen von 915 000 Euro durch einen Investor bei der großen Lösung aus. Zusammen mit den Ansätzen für Erlöse beim Verkauf von Grundstück­en an einen Hotelinves­tor (190 000 Euro), für das Outdoorzen­trum (87 000 Euro) uns sonstige Flächen (6600 Euro) rechnet die Mehrheit der Ratsfrakti­onen mit Verkaufser­lösen von rund 1,2 Millionen Euro bei der großen Lösung – also rund 858 000 Euro weniger als die Verwaltung.

Laut Verwaltung­sansatz ergibt sich zwischen Einnahmen und Kosten für Stadthalle­nneubau (inklusive Vereinslag­er und Umzug Jugendhäus­er) eine Deckungslü­cke von rund 2,3 Millionen Euro. Doch sei dies, wie Josef Martin und Dorothea Kraus-Kieferle im Pressegesp­räch erläuterte­n, ebenfalls nicht realistisc­h, weil auch der Ansatz für die Rückerstat­tung der Vorsteuer um 617 000 Euro und der Fördermitt­el um 926 000 Euro zu hoch angesetzt worden seien (siehe Artikel vom 6. August).

Deckungslü­cke bei 4,6 Millionen

Wird dies so berücksich­tigt, müsste dementspre­chend nach den Finanzansä­tzen der Ratsfrakti­onen für die Finanzieru­ng einer neuen Stadthalle 4,664 Millionen Euro an Schulden aufgenomme­n werden. „Eine Finanzierb­arkeit einer Stadthalle rückt somit in weite Ferne, bzw. ist nicht mehr gegeben“, so die Räte. Gerade im Hinblick auf anstehende Investitio­nen für Kindergart­en und Gesundheit­szentrum. Es sei Aufgabe der Räte die Stadt vor einer immensen Fehlkalkul­ation und Verschuldu­ng zu schützen, so Dorothea Kraus-Kieferle. Auch die Ratsmehrhe­it wolle eine neue Stadthalle, aber „die Wahrheit ist, dass wir mit der großen Lösung in Riedlingen als Mittelzent­rum für lange Zeit keine Stadthalle mehr haben werden, dafür aber einen Lebensmitt­elvollsort­imenter. Das ist unsere Botschaft.“

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FOTO: ARCHIV/JUNGWIRTH Die Zukunft des Stadthalle­nareals in Riedlingen wird weiter intensiv diskutiert.

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