Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Pater Bialek verlässt nach 28 Jahren Göffingen
Der Prior der Piusbruderschaft übernimmt Stelle in Bonn – Nachfolger ist Wolfgang Dickele
GÖFFINGEN - Nach 28 Jahren verlässt Pater Horst Bialek das Messzentrum der Piusbrüder in Göffingen – mehr als die Hälfte seines Lebens habe er dort verbracht, merkt der 54Jährige an. Mit entsprechenden baulichen Erweiterungen wurde unter Bialeks Verantwortlichkeit das Messzentrum zum Priorat erhoben und ein Noviziat für die Schwestern der Priesterbruderschaft gegründet. Rund 25 Schwestern wurden während Bialeks Priorat ausgebildet; derzeit leben in Göffingen zehn Professschwestern und fünf Novizinnen. Die Göffinger Piusbrüder betrieben außerdem seit 2006 eine Grundschule in Riedlingen, die jetzt zum Ende des Schuljahrs geschlossen wurde.
Als Jugendlicher habe ihm eher eine Ingenieurslaufbahn vorgeschwebt, erinnert sich der gebürtige Regensburger: „Ich hatte eigentlich eine technische Begabung.“Erst als Abiturient habe er die Berufung zum Priester verspürt. Und für ihn sei von Anfang an klar gewesen, dass dafür nur die Bruderschaft St. Pius X. in Frage komme. Bereits sein Vater sei Gründungsmitglied des Trägervereins eines Priesterseminars der Piusbrüder gewesen. Und einen nachhaltigen Eindruck habe 1976 eine Veranstaltung mit Erzbischof Marcel Lefebvre in Friedrichshafen hinterlassen.
Gleich nach seiner Weihe 1990 war der junge Priester zuständig für die Göffinger Gemeinde, die er zunächst von Überlingen aus und nur am Wochenende betreute. 1992 zog er nach Göffingen, als dort das Noviziat gegründet und ein Priester für die tägliche Messe benötigt wurde. Seine technische Begabung gereichte ihm bald zum Vorteil angesichts der anstehenden Erweiterungen. Mit viel Eigenleistung der Gemeinde wurde die Kapelle wesentlich vergrößert und mit einem rund 200 Jahre alten Altar ausgestattet. 1996 wurde das Noviziatsgebäude errichtet und 1999 die Schwesternkapelle eingeweiht. 2007 war die letzte Baumaßnahme: eine Mariengrotte.
„Die Schwaben haben einen Glauben, der Berge versetzt“, sagt der scheidende Prior und meint das wörtlich. Für die Bauwerke musste zum Teil der Hang vier Meter tief abgegraben werden. Ohne Eigenleistungen sei das alles nicht möglich gewesen. Die Bruderschaft finanziert sich vor allem über Spenden und die Kollekte – wirtschaftlich für Bialek „ein Wunder“. Mangels Anerkennung durch die Amtskirche gibt es keine Beteiligung an der Kirchensteuer.
Dafür kommen regelmäßig 230 bis 240 Gläubige in die Messe, schätzt Pater Bialek. 15 bis 20 besuchen sogar die Werktagsmesse, die um 7.15 Uhr beginnt. Nur etwa ein Drittel der Gemeinde komme aus der Nähe, der Einzugsbereich reiche bis nach Weingarten. Sie nehmen die Fahrstrecke auf sich, um einen Gottesdienst nach altem Ritus zu feiern. Der Priester kehrt der Gemeinde den Rücken zu, die Kommunion wird kniend in den Mund ausgeteilt – um nur zwei Aspekte zu nennen, die von der katholischen Kirche nach dem zweiten Vatikanum geändert wurden.
Für Pater Bialek drückt sich in der Form auch eine innere Haltung aus, die Ehrfurcht vor Gott: „Ich weiß nicht, wie man konzentriert sein kann, wenn man ständig zu den Gläubigen schaut.“Es sei „verrückt“, dass die Piusbruderschaft für ihre Prinzipien angefeindet worden sei: „Wir haben ja nichts geändert.“Er selbst habe seine Primiz nicht in seiner Heimatgemeinde feiern dürfen. „Die Gehässigkeit ist heute aber nicht mehr ganz so schlimm.“Die Reformen im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils sind nach Bialeks Ansicht gescheitert: „Sonst müssten die Kirchen ja proppenvoll sein.“Auch die Überalterung des Personals sei ein Problem: „Irgendwann findet man nicht mal mehr Kandidaten für die Bischofsweihe.“
Heute, Dienstag, verlässt Pater Bialek Göffingen und seine beiden Mitbrüder Richtung Bonn, wo er wieder ein Priorat mit drei Mitbrüdern übernimmt. Dazu gehören drei Außenstellen, darunter ein von Dominikanerinnen geführtes Mädcheninternat mit 100 Schülerinnen. Den Abschied von Göffingen hat Pater Bialek in der Donauhalle in Neufra gefeiert.
Bialeks Nachfolger als Prior in Göffingen ist Pater Wolfgang Dickele, der bisher in Memmingen rund 200 Gläubige betreute. Da er im Moment dort noch Schulleiter ist, wird er zunächst zwischen Memmingen und Göffingen pendeln. Das Göffinger Priorat ist für ihn kein Neuland: Ein Jahr lang hat er hier die Grundschule geleitet.