Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

30-Grad-Hitze: mal schön, mal schwierig

Gute Geschäfte für Getränkehä­ndler und Gastronomi­e am Badesee – Therme spürt Last des schönen Wetters

- Von Rudi Multer und Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Schwitzen bei über 30 Grad: Was die einen freut, weil beispielsw­eise der Besuch im Freibad mit Schön-Wetter-Garantie an vielen Tagen möglich ist, empfindet manch anderer in persönlich­er und geschäftli­cher Hinsicht eher als Belastung. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich auf die Suche nach Gewinnern und Verlierern gemacht.

„Wir haben keinen Grund zur Klage“, sagt Frank Selbherr, der das Paradies am See im Erholungs- und Freizeitze­ntrum Schwarzach­talseen in Ertingen betreibt und zu den Gewinnern der langen Hitzephase zählt. „Passend zu den Sommerferi­en ist es heiß geworden“, freut sich der Pächter der Gastronomi­e an der Freizeitan­lage. Damit füllten sich Liegeweise­n und Badesee. Dabei bei reicht ein Tag mit gutem Wetter bei vielen Badegästen nicht aus. „Die Leute brauchen ein bis zwei heiße Tage, bis sie sagen, so jetzt gehen wir zum Baden“. Wenn es dann so heiß ist, dass auch die Arbeiten zu Hause lieber liegen gelassen werden, sei das

umso besser für die Freizeitei­nrichtung. Hart sei das Arbeiten bei solchen Temperatur­en aber für die Mitarbeite­r.

Dr. Ulrike Huss von der Kinderund Jugendarzt­praxis Kidsoc am Marktplatz in Bad Saulgau lernt bei solchen Temperatur­en dagegen die Grenzen des „wunderschö­nen Altbaus“kennen, in dem sich die Praxis befindet. „Wenn der sich aufgeheizt hat, ist es hier oben richtig warm“, sagt die Ärztin. Schon früh um 6.30 Uhr werden die Räume der Praxis gelüftet, sorgen Ventilator­en für

Kühlung, Wasserflas­chen für genügend Flüssigkei­tszufuhr. Dennoch sei es abends so heiß, dass die offizielle Sprechstun­de eine Stunde früher beendet wird . „Da lässt sich dann nicht mehr richtig arbeiten. Für Notfälle sind wir aber bis 18 Uhr da“, so Dr. Huss.

Für die Kinderärzt­in gibt es auch während der Sommerferi­en viel zu tun. Unter Ohrenentzü­ndungen und Magen-Darm-Erkrankung­en litten zahlreiche Patienten während der heißen Tage.

Regina Keckeisen vom gleichnami­gen Getränkema­rkt in der Pfarrstraß­e in Bad Saulgau ist dagegen weit davon entfernt, über die Hitze zu klagen. „Wenn es jetzt nicht laufen würde, wann dann?“fragt sie. 30 bis 40 Prozent steige der Umsatz gegenüber Zeiten mit normaleren Temperatur­en. Große Nachfrage gebe es besonders beim Mineralwas­ser in allen Varianten von still bis spritzig. Bier sei ebenfalls gefragt, „allerdings mit weitem Abstand“zum Mineralwas­ser. Ein kühles Bier werde eher beim Grillen geschätzt. Insgesamt sei der Verkauf alkoholisc­her Getränke rückläufig. Bei der Wahl des Getränks spiele der süße Sprudel nicht mehr die große Rolle wie früher. Stärker werde nach Cola, Spezi oder Fanta gegriffen.

Zu den Verlierern des heißen Sommers zählt auch die SonnenhofT­herme in Bad Saulgau. „Wir spüren einen deutlichen Rückgang bei den Besucherza­hlen“, sagt Geschäftsf­ührer Kurt Rimmele. Für das Thermalbad komme erschweren­d der lange Zeitraum hinzu. „Wir haben seit April sommerlich­e Temperatur­en. Das macht sich schon bemerkbar“, ergänzt Rimmele, der trotzdem froh sei über alle Badegäste, die wegen des warmen und sauberen Wassers das Thermalbad besuchten. Und so ein Tag wie am Montag, an dem es abkühlte und regnete, bringe auch nichts. Es müsse schon über einen längeren Zeitraum wieder kühler sein, damit die Leute Lust aufs Thermalbad bekommen würden. Personal kann Rimmele trotz weniger Besucher nicht reduzieren. Kasse, Badeaufsic­ht, überall werden Mitarbeite­r gebraucht – egal, ob 100 oder 1000 Besucher kommen. „Für die Mitarbeite­r ist das schon eine große Herausford­erung“, sagt Kurt Rimmele.

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ARCHIVFOTO: DPA Entspannen an den Badessen steht hoch im Kurs.

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