Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
30-Grad-Hitze: mal schön, mal schwierig
Gute Geschäfte für Getränkehändler und Gastronomie am Badesee – Therme spürt Last des schönen Wetters
BAD SAULGAU - Schwitzen bei über 30 Grad: Was die einen freut, weil beispielsweise der Besuch im Freibad mit Schön-Wetter-Garantie an vielen Tagen möglich ist, empfindet manch anderer in persönlicher und geschäftlicher Hinsicht eher als Belastung. Die „Schwäbische Zeitung“hat sich auf die Suche nach Gewinnern und Verlierern gemacht.
„Wir haben keinen Grund zur Klage“, sagt Frank Selbherr, der das Paradies am See im Erholungs- und Freizeitzentrum Schwarzachtalseen in Ertingen betreibt und zu den Gewinnern der langen Hitzephase zählt. „Passend zu den Sommerferien ist es heiß geworden“, freut sich der Pächter der Gastronomie an der Freizeitanlage. Damit füllten sich Liegeweisen und Badesee. Dabei bei reicht ein Tag mit gutem Wetter bei vielen Badegästen nicht aus. „Die Leute brauchen ein bis zwei heiße Tage, bis sie sagen, so jetzt gehen wir zum Baden“. Wenn es dann so heiß ist, dass auch die Arbeiten zu Hause lieber liegen gelassen werden, sei das
umso besser für die Freizeiteinrichtung. Hart sei das Arbeiten bei solchen Temperaturen aber für die Mitarbeiter.
Dr. Ulrike Huss von der Kinderund Jugendarztpraxis Kidsoc am Marktplatz in Bad Saulgau lernt bei solchen Temperaturen dagegen die Grenzen des „wunderschönen Altbaus“kennen, in dem sich die Praxis befindet. „Wenn der sich aufgeheizt hat, ist es hier oben richtig warm“, sagt die Ärztin. Schon früh um 6.30 Uhr werden die Räume der Praxis gelüftet, sorgen Ventilatoren für
Kühlung, Wasserflaschen für genügend Flüssigkeitszufuhr. Dennoch sei es abends so heiß, dass die offizielle Sprechstunde eine Stunde früher beendet wird . „Da lässt sich dann nicht mehr richtig arbeiten. Für Notfälle sind wir aber bis 18 Uhr da“, so Dr. Huss.
Für die Kinderärztin gibt es auch während der Sommerferien viel zu tun. Unter Ohrenentzündungen und Magen-Darm-Erkrankungen litten zahlreiche Patienten während der heißen Tage.
Regina Keckeisen vom gleichnamigen Getränkemarkt in der Pfarrstraße in Bad Saulgau ist dagegen weit davon entfernt, über die Hitze zu klagen. „Wenn es jetzt nicht laufen würde, wann dann?“fragt sie. 30 bis 40 Prozent steige der Umsatz gegenüber Zeiten mit normaleren Temperaturen. Große Nachfrage gebe es besonders beim Mineralwasser in allen Varianten von still bis spritzig. Bier sei ebenfalls gefragt, „allerdings mit weitem Abstand“zum Mineralwasser. Ein kühles Bier werde eher beim Grillen geschätzt. Insgesamt sei der Verkauf alkoholischer Getränke rückläufig. Bei der Wahl des Getränks spiele der süße Sprudel nicht mehr die große Rolle wie früher. Stärker werde nach Cola, Spezi oder Fanta gegriffen.
Zu den Verlierern des heißen Sommers zählt auch die SonnenhofTherme in Bad Saulgau. „Wir spüren einen deutlichen Rückgang bei den Besucherzahlen“, sagt Geschäftsführer Kurt Rimmele. Für das Thermalbad komme erschwerend der lange Zeitraum hinzu. „Wir haben seit April sommerliche Temperaturen. Das macht sich schon bemerkbar“, ergänzt Rimmele, der trotzdem froh sei über alle Badegäste, die wegen des warmen und sauberen Wassers das Thermalbad besuchten. Und so ein Tag wie am Montag, an dem es abkühlte und regnete, bringe auch nichts. Es müsse schon über einen längeren Zeitraum wieder kühler sein, damit die Leute Lust aufs Thermalbad bekommen würden. Personal kann Rimmele trotz weniger Besucher nicht reduzieren. Kasse, Badeaufsicht, überall werden Mitarbeiter gebraucht – egal, ob 100 oder 1000 Besucher kommen. „Für die Mitarbeiter ist das schon eine große Herausforderung“, sagt Kurt Rimmele.