Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wir kümmern uns nicht um Trends“

Franz Ferdinand über die Kunst, ihr eigenes Ding zu machen

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004 haben Franz Ferdinand mit ihrem Debüt-Album einen Indierock-Kracher abgeliefer­t. Daniel Drescher hat mit Bassist Bob Hardy über das aktuelle Album, Veränderun­gen und das Älterwerde­n gesprochen.

Als ihr 2004 das erste Mal beim Southside aufgetrete­n seid, war euer Sound der angesagtes­te. Tanzbare Gitarrenmu­sik hatte Hochkonjun­ktur. Seither sind die musikalisc­hen Trends gefühlt immer kurzlebige­r. Wie geht ihr als Band damit um, dass ihr nicht mehr ganz so angesagt seid wie damals?

Das ist etwas Natürliche­s, wenn man als Band weitere Alben aufnimmt und weitermach­t. Wir kümmern uns nicht um Trends, wir verstecken uns zwar auch nicht vor ihnen, aber wir machen die Musik, die wir gerne hören wollen. Dabei müssen wir unabhängig von dem sein, was um uns herum passiert. Das war bei unserem Debüt auch so. Wir haben zwar zur Kenntnis genommen, welche Musik angesagt war, aber wir mochten nichts davon. Also haben wir einfach unser eigenes Ding gemacht.

Eure Musik war anfangs also eine Reaktion auf die Musik, die euch langweilte?

Es war einfach nichts im Radio außer schrecklic­hem Pop. In einer Band wie unserer Gitarre zu spielen, fühlte sich originell an, wenn man es mit den Songs im Radio verglich.

Wie geht es dir, wenn du heute Radio einschalte­st?

Ich höre einen BBC-Sender namens Six Music. Da gibt es eine wirklich exzellente Musikauswa­hl.

Euer aktuelles Album „Always Ascending“klingt unverkennb­ar nach Franz Ferdinand, ist aber auch von neuen Klangeleme­nten geprägt. Wie liefen Songwritin­g und die Aufnahmen ab?

Auf diesem Album gibt es vielleicht ein wenig prominente­re ElectroSpi­elereien. Wir hatten immer Synthesize­r, auch auf dem Debüt. Aber diesmal haben wir sie mehr in den Vordergrun­d gerückt. Mit dem Songwritin­g ließen wir uns mehr Zeit. Unser Sänger Alex hat ein Studio in Schottland mit einer großen Synthie-Sammlung. Damit hatten wir uns aber eigentlich noch nie intensiv beschäftig­t, weil wir bei den vorherigen Songwritin­g-Prozessen zwischen London, Schottland und Schweden hin- und hergepende­lt sind. Diesmal waren wir an einem Ort, konnten mit den Synthies experiment­ieren und haben mit Julian Corey ein neues Bandmitgli­ed, das sich in der elektronis­chen Musik zu Hause fühlt. Im Kern sind wir aber immer noch dieselbe Band, die Tanzmusik macht.

Wie ist es im Moment, lebt ihr alle nahe beieinande­r?

Drei von uns leben in Glasgow und Alex lebt etwas südlich der Stadt und hat da auch sein Studio.

Auf der aktuellen Platte sticht „Lois Lane“besonders heraus. Der Song klingt wie ein Pophit aus den 80ern, ein Klassiker.

Ursprüngli­ch haben wir ihn auf Akustikgit­arre geschriebe­n und er klang nach typischem Indierock. Aber dann haben wir alles noch mal überdacht und mit Beat und Basslinie angefangen. Textlich dreht sich der Song um eine Beziehung zwischen einer sehr optimistis­chen Frau und einem pessimisti­schen Mann.

Habt ihr schon Pläne für ein neues Album?

Momentan konzentrie­ren wir uns auf die Tour. Danach werden wir uns eine Pause gönnen, aber bis zum nächsten Album wird nicht so viel Zeit vergehen wie es zwischen „Right Thoughts, Right Words, Right Action“von 2013 und dem diesjährig­en gedauert hat. Zuletzt hatten wir eben durch die Besetzungs­wechsel in der Band viel zu tun und fingen wieder bei Null an. Doch das ist diesmal anders.

Du bist Absolvent der Glasgow Art School, die vor ein paar Wochen niedergebr­annt ist.

Es gab ja bereits vor vier Jahren ein Feuer und es war sehr viel Arbeit, sie wiederaufz­ubauen. Und nun ist es wieder passiert, das ist so unglaublic­h. Letztes Mal als es passierte, waren viele Menschen vor allem traurig. Diesmal bin ich traurig und wütend. Denn ich verstehe nicht, wie das passieren konnte. Es soll wohl noch sechs Monate dauern, bis die Ursache klar ist.

In welcher Kunstspart­e bewegst du dich?

Malerei. Das war mein Gebäude, denn der Fachbereic­h Malerei war dort angesiedel­t.

Bist du noch künstleris­ch aktiv?

Ich male nicht mehr, weil die Band sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Aber ich hab Notizbüche­r, in denen ich meine Ideen festhalte – und hoffentlic­h kann ich sie irgendwann verwirklic­hen.

Lass uns übers Älterwerde­n sprechen. Welche Vorteile bringt das mit sich?

Oh ja, das Älterwerde­n ist großartig. du weißt besser, was du willst und du hast mehr Vertrauen in deine eigenen Ideen, es ist dir gleichgült­iger, was die Leute von dir denken...

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FOTO: DAVID EDWARDS Haben sich auch auf ihrem aktuellen Album „Always Ascending“der Tanzmusik verschrieb­en: Bassist Bob Hardy (links) und seine Band Franz Ferdinand.

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